Dahlmeier wie Neuner? Frühes Karriereende nicht unmöglich
Pyeongchang – Stolz präsentiert Laura Dahlmeier ihre drei Olympia-Medaillen auf der Terrasse des Deutschen Hauses – solch ein Foto von ihr wird es in vier Jahren in Peking vielleicht nicht mehr geben.
Aber nicht, weil Deutschlands Sportlerin des Jahres dann nicht mehr vorne mitmischen könnte. Sondern, weil die 24-Jährige ihre Karriere dann vielleicht schon beendet hat. «Wie es weitergeht, das kann ich jetzt noch nicht so genau sagen. Es ist alles offen», sagte die Doppel-Olympiasiegerin am Freitag in Pyeongchang.
Die siebenmalige Biathlon-Weltmeisterin hat sich nach Olympia-Gold in Sprint und Verfolgung sowie Bronze im Einzel alle Optionen offengehalten. «Mein Plan war bis hier, bis zu Olympia in Pyeongchang. Da habe ich meine großen Ziele gehabt.» In ihrem Sport hat die junge Frau aus Garmisch-Partenkirchen bereits alles erreicht, was sie sich vorgenommen hatte. «Mein Ziel war es, in den Weltcup zu kommen. Ich wollte irgendwann einmal den Gesamtweltcup gewinnen, bei der WM eine Goldmedaille. Und das größte Ziel war der Olympiasieg. Das habe ich die letzten vier Jahre geschafft.»
Es klingt, als ob sie die Winterspiele 2022 in Peking nicht mehr braucht. Sie hinterfrage sich schon, «was noch möglich ist. Aber ich möchte jetzt auch nicht zu viel über irgendein Karriereende nachdenken oder reden. Es kommt, wie es kommt». Möglicherweise motiviert sie ja die Pleite mit der Mixed- und Damen-Staffel zum Weitermachen – eine olympische Staffelmedaille fehlt ihr.
Im Siegerflieger wird Dahlmeier am Montag von Seoul nach München fliegen. Eine Woche wird sie ausspannen, dann geht es im Weltcup weiter, die Saison endet am 25. März im sibirischen Tjumen. «Danach muss man sich mal in Ruhe zusammensetzen», sagte sie. Nach Olympia sei erfahrungsgemäß immer «ein wenig ein Wechsel da – in der Mannschaft, was Betreuer betrifft und so weiter», sagte Dahlmeier. «Da sind wir einfach mal gespannt, was passieren wird.»
Immerhin hat sich Dahlmeier bei ihren Erfolgen in Pyeongchang nicht ganz so schlecht gefühlt, wie Magdalena Neuner bei ihren beiden Olympiasiegen vor acht Jahren in Vancouver. «Man wird behandelt wie ein Schaf, das zur Schlachtbank geführt wird», sagte die Wallgauerin seinerzeit über raubeinige Olympia-Helfer. Die Rekordweltmeisterin beendete auch wegen dieser Erfahrung ihre Karriere 2012 – im Alter von nur 25 Jahren.
Auch für Dahlmeier war Olympia «nicht ganz» so, wie sie sich das als Kind erträumt hatte. «Aber so ist es ja immer, dass man sich Sachen eigentlich toller vorstellt, als sie dann letztendlich sind», sagte sie. «Das ganze Drumherum ist natürlich doch ein bisschen anders.» Aber man könne Erfolge gemeinsam feiern, mit anderen Sportlern. «Das beflügelt einen, das sind die besonderen Emotionen. Das ist das Schöne an Olympia.»
Nicht nur das Drumherum, sondern auch die überzogenen Erwartungen haben ihr zugesetzt. Nach ihrer geschichtsträchtigen WM im Vorjahr mit fünfmal Gold und einmal Silber hatten viele bei den Winterspielen einen erneuten Durchmarsch der zierlichen Bayerin erwartete. «Es war schon krass, als ich Bronze gewonnen habe, dass dann die Reaktion war: „Oh, jetzt klappt es doch nicht mit den sechs Goldmedaillen.“ Manchmal habe ich das Gefühl, es geht mehr um Rekorde und gar nicht um den Sportler und die einzelne Leistung.»
Ein toller Abschluss ihres Südkorea-Abenteuers wäre für Dahlmeier, wenn sie bei der Schlussfeier am Sonntag die deutsche Fahne tragen würde. «Das ist wirklich etwas Besonderes», sagte sie. «Wie viele Sportler können schon von sich sagen, dass sie für ihr Land die Fahne haben tragen dürfen. Das ist schon eine große Ehre.»
Fotocredits: Michael Kappeler
(dpa)