Couchsurfing – die ganz andere Art des Reisens
André ist 41 Jahre alt und gerade auf Diät. Mona ist Krankenschwester, 27 Jahre alt und braucht Sonne. Und Giovanni? Der ist 30 und spricht fünf Sprachen. Sie haben sich noch nie gesehen. Und doch haben sie eine Gemeinsamkeit: Alle drei sind „Couchsurfer“. Nein, das ist nichts Schlimmes, im Gegenteil. „Couch-Surfer“ sind auch nicht zu verwechseln mit „Couch-Potatoes“. Couchsurfer sind vielmehr Reisende der ganz besonderen Art. Und es gibt jede Menge davon: Etwa drei Millionen, in mehr als 230 Ländern.
Schlafen bei Freunden
Couchsurfer meiden Hotels und Campingplätze. Sie schlafen bei Freunden, die sie noch nie gesehen haben: Bei anderen Couch-Surfern. Ein Beispiel zeigt, wie simpel und genial die Idee ist: Franziska aus Köln macht einen Wochenendtrip nach London. Statt ein Hotel zu buchen, besucht sie das Internet-Portal www.couchsurfing.org. Dort haben sich unzählige Gleichgesinnte angemeldet, ein Persönlichkeitsprofil erstellt und ihr Sofa als Schlafplatz angeboten. Auf der Suche nach der passenden Unterkunft schaut Franziska also einfach nach, welcher Couchsurfer aus London ihr sympathisch ist und sie für einige Tage aufnehmen kann. Kostenlos. Per Email nimmt sie Kontakt auf, klärt die Rahmenbedingungen ab und sucht sich ihre Couch für das Wochenende. In ihrer Heimatstadt Köln wiederum nimmt Franziska selbst regemäßig Gäste auf. Amerikaner, Inder, Österreicher, Deutsche, sogar eine Australierin hat schon auf ihrer Couch übernachtet. Und nicht nur das: Jeder Besuch ist im Grunde wie eine Verabredung mit langjährigen Freunden. Man isst und trinkt zusammen, unterhält sich und lernt immer wieder neue Kulturen und spannende Menschen kennen. „Schlechte Erfahrungen habe ich dabei bislang noch nicht gemacht!“, erzählt Franziska. Klar kommt es vor, dass man nicht mit jedem von der ersten Minute an warm wird, aber die Höflichkeit, Gastfreundschaft und Aufgeschlossenheit in der Gemeinschaft der Couch-Surfer ist enorm.“
Aus einer Idee wird ein Netzwerk
Die Idee, ein Gastfreundschafts-Netzwerk zu gründen, hatte der Amerikaner Casey Fenton. Ende der 90er war er im Grunde permanent unterwegs, reiste um die Welt. Und weil das ziemlich teuer werden kann, suchte er nach kostenlosen Unterkünften. Mit einigen Freunden gründete er couchsurfing.org. Anfangs waren es nur eine Handvoll seiner Kumpels, die mitmachten, doch die Gemeinschaft wuchs rasant. Inzwischen hat sie registrierte Mitglieder aus mehr als 80.000 Städten in aller Welt. „Couchsurfer gibt es in allen Ländern und allen Altersklassen. Manche sind 19, andere bereits pensioniert. Was sie alle gemeinsam haben, ist das Interesse an anderen Menschen, Kulturen und Sprachen“, erläutert Gründer Casey Fenton. Auch er selbst übernachtet nach wie vor regelmäßig auf fremden Sofas. „Für mich ist das die unterhaltsamste und spannendste Art, die Welt kennen zu lernen.“
Sicherheit geht vor
Um Sicherheit zu gewährleisten, müssen Couchsurfer ein verifiziertes Nutzerprofil anlegen und ihre Identität via Kreditkarte beglaubigen lassen. Der Rest funktioniert über Empfehlungen. Jede positive (oder negative) Erfahrung, die andere Couchsurfer gemacht haben, können dem Gastgeber oder Gast zugeordnet werden. So kriegt man schnell einen Überblick, wer ein angenehmer Couchsurfer ist, und wer nicht. Und so ist couchsurfing weit mehr, als nur kostenloses Übernachten auf fremden Sofas. Es ist interkultureller Austausch und – für eine kurze Zeit – die Teilnahme am Leben eines anderen. Spannend, interessant und immer wieder neu. Eben eine Art des Reisens, fern ab vom „normalen“ Tourismus.