BVB-Rückkehrer Götze will «Kritiker überzeugen»
Bad Ragaz (dpa) – Bei Mario Götze ist das Lächeln zurück. Das minutenlange Einzelgespräch mit Fußball-Lehrer Thomas Tuchel auf dem Trainingsplatz von Bad Ragaz bereitete dem Neuzugang von Borussia Dortmund sichtliches Vergnügen.
Auch am Ende der Einheit in den Schweizer Alpen wirkte er unbekümmert wie lange nicht. Mehr noch als seine Mannschaftskollegen suchte er die Nähe der Fans, gab bereitwillig Autogramme und stellte sich lächelnd für Selfies zur Verfügung. «Perfect day», kommentierte der Nationalspieler anschließend. Dazu twitterte er ein Foto, auf dem er das Kind eines BVB-Anhängers auf dem Arm hält.
Es gehört zur Strategie von Tuchel, den in den vergangenen drei Jahren aufgestauten Frust von Götze zu vertreiben. Anders als bei seinem ehemaligen Club FC Bayern wird dem 24 Jahre alten Offensiv-Allrounder wieder die Aufmerksamkeit zuteil, die ihm unter der Regie des damaligen Bayern-Trainers Pep Guardiola gefehlt hatte. Die Streicheleinheiten zeigen erste Wirkung. «Es ist immer schön, wenn man ein positives Umfeld hat. Dass die Leute einen unterstützen, einen mögen, einen lieben», kommentierte Götze in einem BVB-TV-Interview.
Erste Befürchtungen, dass viele Borussen-Fans ihm noch immer den überraschenden Wechsel aus Dortmund zum Erzrivalen aus München im Sommer 2013 verübeln, bestätigten sich laut Götze vorerst nicht: «Ich kann nicht verneinen, dass ich mir diesbezüglich Gedanken gemacht habe. Aber bisher waren die Reaktionen ausschließlich positiv.» Die einstigen unliebsamen Diskussionen will er schnell vergessen machen: «Es war damals meine Entscheidung, ich kann mich nicht dahinter verstecken. Aber für mich beginnt nun ein neuer Abschnitt. Ich wollte unbedingt zurück, möchte wieder meinen besten Fußball zeigen und versuchen, jeden Kritiker mit Leistung zu überzeugen.»
Sowohl das vertraute Umfeld in der Revierstadt als auch die Zusammenarbeit mit seinen guten Freunden Marco Reus und André Schürrle könnten dieses Vorhaben vereinfachen. Schon seit längerer Zeit tauscht sich Götze in einer eigenen Chat-Gruppe via Internet mit den beiden Nationalmannschaftskollegen aus: «Wir hätten nie erwartet, dass wir mal alle drei zusammen in einem Verein spielen. Die Gruppe ist super. Und ich hoffe, dass sich das auf dem Platz auszahlt.»
Ungeachtet seiner zuletzt durchwachsenen Form ist die Wertschätzung für Götze innerhalb der Mannschaft unverändert groß. «Man hat bereits im Training gesehen, was für eine Riesenqualität er hat. Wir freuen uns sehr, mit Mario wieder in einem Team zu spielen», kommentierte Marcel Schmelzer. Nach Einschätzung des Linksverteidigers hat sein ehemaliger und neuer Mitstreiter womöglich von den wenig erfreulichen Erfahrungen als Edelreservist in München profitiert: «Mario macht auf mich einen reiferen Eindruck als damals.»
Viel spricht dafür, dass der BVB-Coach für Götze die Position im zentralen Mittelfeld hinter den Spitzen vorgesehen hat. Und das, obwohl Tuchel-Vorbild Guardiola den technischen beschlagenen Profi nicht als «Zehner» eingestuft hatte. Unabhängig von Götzes künftigem Einsatzgebiet erklärte Sportdirektor Michael Zorc, was er von dem in Dortmund ausgebildeten Neuzugang erwartet: «Er hatte zuletzt ein unglückliches Jahr in München. Er hat als Spieler jetzt die Pflicht, wieder das Bestmögliche aus sich herauszuholen und wirkt sehr, sehr fokussiert auf den Fußball.»
Fotocredits: Guido Kirchner
(dpa)