BVB-Power, viele Tore und Streitfälle: Die Hits der Hinrunde
Düsseldorf – Langeweile ade – Borussia Dortmund hat die Bayern-Dominanz in der Hinrunde der Fußball-Bundesliga eindrucksvoll durchbrochen. Auch aus anderen Gründen war die erste Saisonhälfte speziell.
Die Schlaglichter vor der Weihnachtspause:
BVB-HÖHENFLUG: Der alte Hit ist plötzlich wieder modern: «Deutscher Meister wird nur der BVB» schallte es in der Hinrunde immer wieder von der Südtribüne. Die Gelbe Wand macht sich zurecht Hoffnung: Unter dem neuen Trainer Lucien Favre ist der Herbstmeister stabil wie lange nicht mehr. Der Revierclub stellt die beste Offensive der Liga und kann in der Abwehr auch die Ausfälle von mehreren Stammspielern kompensieren. Beim Sieg gegen Gladbach fielen gleich drei etatmäßige Innenverteidiger aus. «Wir haben 42 Punkte», sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. «Wenn uns das einer im August gesagt hätte, hätten alle gesagt, ihr seid geistesgestört.»
ENDE DER DOMINANZ: Sechs Zähler Vorsprung des BVB auf die zweitplatzierten Bayern haben jedoch auch einen anderen Grund: die Schwächephase der Münchner. Zwischen dem fünften und siebten Spieltag holte der Rekordmeister nur einen Punkt. Auch neben dem Platz trat der FCB nicht immer souverän auf. An die Medienschelte-Pressekonferenz der Bayern-Bosse wird man sich noch lange erinnern. Abschreiben darf man die Münchner aber keinesfalls. Nach fünf Siegen zum Hinrundenabschluss ist das Mia-san-Mia-Selbstbewusstsein zurück. «Wir werden an der Tabellenspitze nicht kampflos aufgeben», sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. «Wir sind optimistisch, dass der FC Bayern im neuen Jahr angreifen wird.»
TORE: Die Bundesliga verwöhnte die Fußballfans in den vergangenen Monaten mit vielen Toren. 458 Treffer fielen in der ersten Halbserie vor den Sonntagsspielen, so viele wie zuletzt vor fünf Jahren. Neue Torjäger und Stürmer, die in den vergangenen Jahren noch nicht so in Erscheinung traten, mischen die Liga auf. BVB-Knipser Paco Alcácer (12 Tore) zum Beispiel, Luka Jovic von Eintracht Frankfurt (12) oder Gladbachs Alassane Pléa (9). Die Trainer haben ebenfalls ihren Anteil an dem ein oder anderen Tor-Festival: Vor den letzten beiden Partien gab es schon 77 Jokertore, so viele wie noch nie in einer Hinrunde.
STREITFÄLLE: Auch in dieser Saison sorgen Schiedsrichter-Entscheidungen und der Videobeweis regelmäßig für heiße Diskussionen. Ein häufiger Streitpunkt ist die Bewertung von Handspielen, auch am 17. Spieltag wieder. Christoph Kramer hatte sich den Ball zum zwischenzeitlichen 1:1 für Borussia Mönchengladbach im Spitzenspiel in Dortmund mit den Händen vorgelegt. Der Treffer zählte trotzdem. «Ich verstehe es nicht», kommentierte BVB-Sportdirektor Michael Zorc die Szene. «Vielleicht bin ich zu alt oder zu doof. Das hat nichts mit Logik zu tun. Das passt in der Regelauslegung nicht.»
EUROPAPOKAL: Die deutschen Mannschaften machen in Europa wieder Spaß. In der Champions League erreichten der FC Bayern, der BVB und Schalke 04 das Achtelfinale. In der Europa League überstanden Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen souverän die Gruppenphase – im vergangenen Jahr war das beim historisch schlechten Abschneiden keinem Bundesliga-Club gelungen. Vor allem DFB-Pokalsieger Frankfurt sorgte in der Europa League für Furore – mit zahlreichen Fans und tollen Spielen. Als erstes deutsches Team gewann die SGE alle sechs Vorrundenpartien.
TRAINER: Auch Heiko Herrlichs Beurlaubung bei Bayer Leverkusen kann darüber nicht hinwegtäuschen: Der Trend geht zum Vertrauen. Vor dem Trainerwechsel bei Bayer hatte in der Hinrunde nur ein Club den Coach geschasst: Beim VfB Stuttgart musste Tayfun Korkut Anfang Oktober gehen. Schalke 04 hielt trotz einer enttäuschenden Hinserie an Domenico Tedesco fest – allerdings nicht aus Prinzip. Es gehe nicht darum, «an irgendwas oder irgendeinem festzuhalten, nur damit man sagen kann, wir haben daran festgehalten, und Kontinuität ist eine tolle Sache», sagte Christian Heidel, der Sportvorstand des Vorjahres-Vizemeisters. «Man muss davon überzeugt sein.»
FANPROTESTE: Mit Plakaten und Schweigen protestierten viele Fans gegen aus ihrer Sicht bedenkliche Entwicklungen im modernen Fußball – und hatten damit zum Teil Erfolg: Als Reaktion auf die öffentlichkeitswirksamen Unmutsbekundungen einigten sich die Bundesligaclubs, dass die bei den Anhängern verhassten Montagsspiele mit Wirkung des neuen TV-Vertrages ab der Saison 2021/22 wieder abgeschafft werden sollen.
Fotocredits: Bernd Thissen
(dpa)