BVB-Angreifer Jadon Sancho in der Kritik

Dortmund – Bewusste Provokation oder jugendliche Unbedarftheit? Jadon Sancho sorgt beim kriselnden Titelaspiranten Borussia Dortmund für Störgeräusche zur Unzeit.

Mit wiederholten Disziplinlosigkeiten schürte das von vielen Topclubs umworbene 19 Jahre alte Talent Gerüchte, einen Vereinswechsel bereits zu Winterpause herbeiführen zu wollen. Entsprechende Medienberichte hält Michael Zorc jedoch für übertrieben. «Ich habe nicht den Eindruck, dass ein Wintertransfer vorbereitet wird», kommentierte der BVB-Sportdirektor mit Verweis auf Gespräche mit dem Profi und dessen Berater.

Für unliebsame Schlagzeilen sorgte der englische Nationalspieler zuletzt vor dem 1:3 in der Champions League beim FC Barcelona. Weil er dem Vernehmen nach zu spät zur Mannschaftssitzung erschien, soll ihn Favre kurzerhand aus der Startelf gestrichen haben. Zwar ging Favre in seiner Begründung für diese Maßnahme unmittelbar vor dem Spiel in der katalanischen Metropole nicht konkret auf den Vorfall ein, brachte aber seinen Unmut zum Ausdruck: «Wir brauchen elf Spieler auf dem Platz, die fokussiert und bereit sind.»

Dennoch gehört der 19 Jahre alte Flügelspieler am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei der Auswärtspartie bei Hertha BSC zum BVB-Kader und muss keine weitere Konsequenzen befürchten: «Wir haben es intern schon längst besprochen, mit ihm persönlich und in der Mannschaft. Es ist abgehakt, wir schauen nach vorne. Jadon ist ganz normaler Bestandteil der Mannschaft», sagte Zorc.

Es war nicht Sanchos erstes Vergehen. Bereits vor fünf Wochen war er für die Partie gegen Mönchengladbach suspendiert und mit einer Geldstrafe in Höhe von 100 000 Euro bestraft worden, weil er verspätet von einem Länderspiel zurückgekehrt war.

Aus sportlichen Gründen wird es sich die kriselnde Borussia kaum leisten können, auf Sancho zu verzichten. Dafür steht in Berlin nach dem Sturz auf Tabellenrang sechs zu viel auf dem Spiel. Schließlich ist er mit vier Toren und sieben Assists der drittbeste Scorer der Liga und belebte das Offensivspiel des BVB in Barcelona nach seiner Einwechslung zur Pause merklich. «Er hat eine gute Reaktion gezeigt», urteilte Abwehrchef Mats Hummels.

Im Wissen, dass der Jungstar ohnehin nicht zu halten ist, wäre die Clubspitze seinem Vereinswechsel im kommenden Sommer nicht abgeneigt. Eine üppige Ablöse in Höhe von 140 Millionen Euro würde den Abschiedsschmerz lindern. Abwegig ist diese hohe Summe nicht. Schließlich wurde Sancho vom italienischen Sport-Blatt «Tuttosport» vor wenigen Tagen als zweitbester Nachwuchsspieler der Welt ausgezeichnet – hinter Atletico-Madrid-Profi Joao Felix und vor dem Leverkusener Kai Havertz. An der Abstimmung über die besten Spieler unter 21 Jahren beteiligten sich nach Angaben der Zeitung 40 renommierte Sportjournalisten.

Fotocredits: Bernd Thissen
(dpa)

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