Bundestrainerin Neid will zum Abschluss Gold
Frankfurt/Main (dpa) – Die letzte Dienstreise fühlt sich für Silvia Neid fast wie ein Urlaubstrip an – hätte sie am Zuckerhut nicht noch eine Mission zu erfüllen. Bei den Olympischen Spielen in Rio will Neid ihre Karriere als Bundestrainerin der deutschen Fußball-Frauen mit Gold krönen.
«Wir möchten so lange wie möglich im Turnier bleiben, sprich bis zum Finale. Es wäre natürlich wunderschön, mit einer Goldmedaille heimzukehren», verkündete die 52-Jährige in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur das Ziel.
Für Neid schließt sich bei den Sommerspielen der Kreis. 1996 in Atlanta war sie als Spielerin dabei und beendete danach ihre aktive Laufbahn. Nach Rio gibt sie nun ihr Traineramt an Steffi Jones ab. Unter Erfolgsdruck setzt sie sich zum Abschluss ihrer elfjährigen Amtszeit aber nicht. «Ich möchte die letzten Wochen mit den tollen Menschen, die um mich herum sind, also die Mannschaft und meine Crew, einfach genießen», betonte Neid.
Von der üblichen Anspannung vor einem großen Turnier, in das die DFB-Frauen am Mittwoch (23.00 Uhr/MESZ) in São Paulo mit dem Spiel gegen Simbabwe starten, ist dieses Mal nichts zu spüren. Vielleicht, weil Neid auf der Zielgerade ihrer Trainerlaufbahn mit sich im Reinen ist. «Ich bin total zufrieden mit meiner Karriere. Die meisten meiner Trainerkolleginnen und -kollegen sind in ihrem Leben noch nie Europameister geworden, geschweige denn Weltmeister», sagte sie im Rückblick.
Das alles hat Neid geschafft. Als Spielerin, Co-Trainerin und Bundestrainerin war sie bei allen acht deutschen EM-Triumphen dabei. 2007 holte sie bei ihrem ersten großen Turnier in verantwortlicher Position den WM-Titel. Mit diesen Pfunden lässt sich wuchern. «Natürlich weiß ich, dass es das letzte Turnier für mich ist, in das ich voll motiviert gehe und in dem ich das Beste herausholen will. Am liebsten natürlich Gold», erklärte sie. «Aber ich bewerte meine Karriere nicht nach einem Olympiasieg.»
Als ihr der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger 2005 den Job antrug, wollte sie eigentlich ablehnen. «Ich war als Assistentin von Tina Theune-Meyer sehr zufrieden. Wenn Theo Zwanziger mir nicht Mut zugesprochen hätte, hätte ich es nicht gemacht», verriet Neid. Den Schritt ins Rampenlicht hat sie dann aber nicht bereut, auch wenn es Rückschläge wie bei den Weltmeisterschaften 2011 und 2015 zu verkraften galt.
Vor allem die heftige Kritik nach der Heim-WM vor fünf Jahren setzte ihr merklich zu. Doch Silvia Neid biss sich durch und gab mit dem EM-Sieg 2013 die richtige Antwort. «Das gehört zu einer Laufbahn dazu, dass man auch einmal verliert. Entscheidend ist, wie geht man aus einer solchen Situation heraus», sagte sie.
Mit dem nahen Abschied hat sie sich aufgrund der intensiven Olympia-Vorbereitung zwar noch nicht beschäftigt, hin und wieder kommen aber erste Gedanken daran auf. Am meisten vermissen werde sie wohl «das unglaublich schöne Gefühl, für die Mannschaft mit dem deutschen Adler auf der Brust verantwortlich zu sein. Das ist schon etwas Außergewöhnliches.» Bei Olympia möchte sie dies noch einmal so oft wie möglich auskosten.
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(dpa)