Bundestrainer Altenburg: «Waren richtig geile drei Wochen»

Rio de Janeiro – Die deutschen Hockey-Herren waren in Rio de Janeiro mit der Zielsetzung angetreten, das dritte Olympia-Gold in Serie zu gewinnen. Am Ende blieb die Bronzemedaille.

Bundestrainer Valentin Altenburg spricht im Interview der Deutschen Presse-Agentur über das Abschneiden beim Turnier, das Karriereende von Moritz Fürste sowie seine eigenen Ambitionen, Herren-Bundestrainer zu bleiben. 

Befürchten Sie nach dem Gewinn der Bronze-Medaille eine große Zäsur im deutschen Herren-Hockey? Moritz Fürste hat bereits seinen Rücktritt erklärt.

Valentin Altenburg:Ich befürchte da gar nichts. Es ist ganz normal, dass sich unsere Athleten an den Olympischen Spielen ausrichten. Es steht in der Natur der Sache, dass Spieler danach sagen, dass Hockey jetzt an die zweite oder dritte Stelle rückt. Darauf sind wir aber vorbereitet und versuchen immer über die Nachwuchsarbeit neue Talente in die Nationalmannschaft zu integrieren.

Wie schwer wiegt das Karriereende von Moritz Fürste?

Altenburg:Das Ende von Moritz ist ein großer Einschnitt. Er hat die Mannschaft mit seiner Persönlichkeit und seiner Art Hockey zu spielen in den letzten Jahren sehr geprägt. Ich vergleiche das gern mit Franz Beckenbauer, der immer als Kaiser des Fußballs benannt wurde. Für uns ist Mo der König des Hockeys. Wenn der König abdankt, beginnen neue Zeiten. Das ist aber auch zeitgleiche eine Chance und diese werden wir aktiv angehen.

Warum ist Herr Fürste entgegen der Ankündigung am Freitagmorgen nicht auf der Pressekonferenz des DOSB gewesen?

Altenburg:Moritz war vorgesehen, hat aber wahrscheinlich die drei emotionalsten Tage seines Lebens hinter sich, eine Achterbahn der Gefühle mit dem Ausscheiden im Halbfinale, dann dem Gewinn der Bronzemedaille und dann dem Bewusstsein, das dies sein letztes Spiel war. Er hat mir heute Morgen gesagt, dass er das nicht mehr packt und die Zeit gern mit seiner Familie verbringen möchte. Das sollte man akzeptieren.

Wie bewerten Sie das Ende der Bronze-Party im Deutschen Haus?

Altenburg:Ich möchte Herrn Hörmann hier unterstützen. Ich weiß gar nicht, warum der Eindruck entstanden ist, man wird rausgeschmissen. Es ist genau richtig, das Deutsche Haus ist fantastisch, es ist sehr gelungen. Es überrascht mich nicht, dass die Hockey-Jungs nicht von sich aus gehen, von daher ist es genau richtig, ein Ende zu setzen. Die Jungs hatten einen großartigen Abend und es war genau der richtige Zeitpunkt, um auch mal irgendwann ins Bett zu gehen.

Wie fühlen Sie sich mit der olympischen Bronze-Medaille?

Altenburg:Heute schon sehr viel positiver als gestern. Die Mannschaft hat ein sehr gutes Turnier gespielt, wir haben alle Mannschaften geschlagen, bis auf den Olympiasieger. Wir haben in unserem letzten Spiel unser bestes Hockey gespielt, die Mannschaft hat es geschafft, sich für das Spiel um Bronze noch mal ganz anders zu positionieren, was schwer war, denn wir sind mit Gold hierhergekommen. Unsere Zielsetzung war dann plötzlich weg und leer. Vor einigen Stunden war es noch sehr ernüchternd für mich. Mit einigen Wochen Abstand werden wir dieses Turnier sehr positiv bewerten, aber auch unsere Schlüsse daraus ziehen. Es waren richtig geile drei Wochen mit der Mannschaft, dem Staff und der gesamten Olympiamannschaft. Jedes Spiel war etwas ganz Besonderes und es wird auch für mich noch dauern, das zu verarbeiten.

Wie geht es jetzt für Sie persönlich weiter?

Altenburg:Ich werde erstmal weiter Chefcoach der Junioren-Nationalmannschaft bleiben. Dann entscheiden wir ganz in Ruhe, wie die Cheftrainer-Position für die Herren zukünftig besetzt wird. Wir werden uns die Zeit nehmen, in Richtung Tokio eine vernünftige Entscheidung zu treffen.

Haben Sie denn Lust, die Aufgabe als Herren-Bundestrainer weiterzuführen?

Altenburg:Ich habe Riesenlust. Das ist bekannt und jetzt nach Olympia noch mehr geworden. Der Ehrgeiz ist geweckt, das letzte Spiel am besten zu spielen, ist eine Riesenleistung. Aber nächstes Mal möchte ich das im Finale haben.

Zur Person: Valentin Altenburg hat die temporäre Nachfolge von Erfolgscoach Markus Weise nach dessen überraschenden Wechsel zum Deutschen Fußball-Bund (DFB) im vergangenen November angetreten. Der 35-Jährige ist der bislang jüngste Herren-Bundestrainer in der deutschen Hockey-Geschichte. Der Hamburger ist zudem als Junioren-Bundestrainer tätig. Altenburg ist mit Damen-Nationalspielerin Lisa Altenburg verheiratet, beide haben eine gemeinsame Tochter, die dreijährige Sophie. 

Fotocredits: Soeren Stache
(dpa)

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