Bundesliga-Rekordspieler Charly Körbel wird 65

Frankfurt/Main – Als Karl-Heinz Körbel vor etwa einem halben Jahr Angela Merkel persönlich kennenlernte, konnte die Bundeskanzlerin zunächst nichts mit dem Urgestein von Eintracht Frankfurt anfangen.

«Dann hat jemand gesagt, das ist der mit den 602 Bundesligaspielen – da hat es bei ihr gleich Klick gemacht», berichtet Körbel in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur und fügt mit Stolz in der Stimme hinzu: «Diese Zahl ist so etwas wie mein Markenzeichen. Das begleitet mich mein ganzes Leben.»

Heute feiert der Bundesliga-Rekordspieler seinen 65. Geburtstag. Eine rauschende Party wie zum 60. vor fünf Jahren, als rund 400 Gäste kamen, wird es aber nicht geben. «Dieses Mal habe ich allen gesagt, ich mache nichts. Ich werde nur im engsten Familienkreis feiern. Mit meiner Frau, meiner Tochter, meiner Mutter und meinem Bruder», sagt Körbel. Dennoch ist das Jubiläum ein willkommener Anlass für ihn, auf sein bisheriges Wirken als Fußballer und Mensch zurückzublicken.

Von 1972 bis 1991 trug er in 602 Bundesligaspielen das Trikot der Eintracht – wahrscheinlich ein Rekord für die Ewigkeit. «Ich glaube nicht, dass ein Spieler diese Marke noch einmal erreicht, schon gar nicht bei einem einzigen Verein», sagt Körbel. «Ich denke, es wird etwas Einmaliges sein.»

Fast noch Außergewöhnlicher: 600 Einsätze bestritt Körbel, der heute noch als Chef der Fußballschule und in der Traditionsmannschaft für die Eintracht am Ball ist, von Beginn an. «Nur Dettmar Cramer hat mich beim Anpfiff zweimal auf die Bank gesetzt», berichtet er. «Manchmal frage ich mich selbst: Wie hast du das geschafft?».

Viermal gewann er mit den Frankfurtern den DFB-Pokal und 1980 den UEFA-Cup. Ein Wechsel war für den «treuen Charly», wie Körbel aufgrund seiner sportlichen Vita auch genannt wird, nie wirklich eine Option. «Von Galatasaray Istanbul habe ich mal ein Angebot gehabt, da hat meine Frau gesagt, um Gottes Willen, was wollen wir in Istanbul?», erzählt er.

1983 meldete sich Werder Bremen. Körbel kündigte seinen Vertrag bei der Eintracht, blieb dann aber doch. «Letztlich habe ich mir gesagt, du kannst den Verein nicht im Stich lassen. Im Nachhinein weiß ich, es war die richtige Entscheidung», sagt Körbel.

Vereinstreue, keine Skandale – das sind Werte, die ihm immer wichtig waren. «Das haben mir Fritz Walter und Uwe Seeler mitgegeben, die auch für diese Werte gestanden haben», erzählt Körbel. Er trauert auch nicht dem großen Geld nach, dass die Profis heute verdienen. «Natürlich erschrickt man schon mal, wenn man sieht, in welche Dimensionen die Ablösesummen gestiegen sind», sagt der sechsmalige Nationalspieler.

Wovon er gerne mehr gehabt hätte, ist die Euphorie im Umfeld. «Gegen Leverkusen kamen bei uns früher 9000 Zuschauer, heute sind 50 000 da. Das fehlt mir im Rückblick, das Geld eher nicht. Mir geht es auch so gut – und du kannst eh nichts mitnehmen», sagt der Christ.

Der Glaube an Gott, zu dem er in den vergangenen Jahren zurückgefunden hat, leitet ihn auch außerhalb des Spielfeldes, wo sich Körbel unter anderen gegen Rassismus und Armut sowie für sozial Schwache und leukämiekranke Kinder engagiert. «Das liegt mir am Herzen», sagt Körbel.

Die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland bereitet ihm daher Sorge. «Ich habe ein wenig Angst, dass die Werte, für die auch die Kirche steht, in Deutschland verloren gehen. Da müssen wir alle aufpassen», appelliert Körbel.

Er selbst will mit gutem Beispiel vorangehen. «Ich kann am 31. August 2020 in Rente gehen. Aber genau das werde ich nicht machen, denn meine Mission wird noch nicht beendet sein. Weder bei der Eintracht und der Traditionsmannschaft, noch bei meinem Glauben und sozialem Engagement», sagt er und kündigt an: «Solange ich Ideen, Freude und auch das Gefühl habe, mich immer noch weiterzuentwickeln, werde ich nicht aufhören.»

Fotocredits: Andreas Arnold
(dpa)

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