Brüderpaar aus dem Münsterland sammelt Opel-Oldtimer
Vreden – Der Opel auf dem Hof ist verrostet, hat keine Scheiben und die Sitze fehlen. Ein Laie sieht eine Schrottkarre. Josef und Martin Degener sind dafür bis nach Schweden gefahren und haben ihn mit einem Anhänger ins Münsterland geholt.
Sie wollen die Einzelteile nutzen und alte Autos wieder flott machen. Mit ihrer Sammelleidenschaft haben die Brüder aus Vreden im Münsterland eine der größten Opel-Sammlungen europaweit aufgebaut.
Bald ist das nächste Treffen mit ihren Freunden in der Werkstatt, wie immer dienstags ab 9 Uhr. Dann sitzen die sechs Männer inmitten von ausrangierten Autoscheiben, Reifen und Schrauben. Erst Lagebesprechung am Tisch, dann geht es ans Werk. «Wenn ich aus vier Autos eins fertigmache, bin ich in meinem Element», sagt Martin Degener.
Die Degeners interessieren sich für Autos von den späten 40er bis zu den 80er Jahren. «Unser Interesse hört auf, wenn die Autos Plastikstoßstangen bekommen», sagt Josef Degener. Die Brüder haben mit ihrer Sammelleidenschaft Außergewöhnliches geschaffen: «Es ist europaweit eine der größten Opel-Sammlungen in privater Hand», sagt Uwe Mertin, Manager von Opel Classic und im Konzern zuständig für Automobilgeschichte. Die Besucher kommen in Scharen. Opel in Rüsselsheim würde gerne einiges übernehmen, aber die Degeners verkaufen nichts.
Wenn das elektrische Tor zu der Halle ihrer Sammlung knatternd hochfährt, kommt ein großer Raum zum Vorschein. Da ist ein Olympia Rekord von 1957, der Kühlergrill wie ein Haifischmaul, die Farben gelb und weinrot, die Kotflügel ausgestellt. Da steht ein Opel Kapitän von 56, da ist ein Diplomat, Kadett und ein Manta – fast alles, was Opel bis 1980 auf die Straße gebracht hat. «Papa, ihr seid verrückt», sagen die Kinder im Scherz, wenn sie die Autos sehen.
Der Grund für ihre Sammelleidenschaft: «Das ist die Faszination der Kinderträume», sagt Martin Degener. Ihr Vater ist einer der ersten Opelhändler im Münsterland. Schon als Grundschulkinder bewegen die Brüder die Autos. «Zum 10. Geburtstag bekam ich ein Klötzchen von meinem Vater geschenkt, dass ich unter den Schuh schnallen konnte», erzählt er. So kam er mit seinen kurzen Beinen an die Bremse.
Als der Vater unerwartet stirbt, übernimmt Martin Degener mit 22 Jahren den Autohandel. Die Motorisierung ist in den 60er und 70er Jahren in Deutschland in vollem Gange. Die Geschäfte gehen gut. 1973 verkauft er mehrere hundert Neuwagen in einem Jahr, die Gebrauchtwagen seiner Kunden nimmt er in Zahlung. «Das war der Grundstein der Sammlung», erzählt er. Viele Autos, die zurückkamen, waren wirtschaftliche Totalschäden, aber von der Technik brauchbar. Bei Degeners gilt der Grundsatz: «Was nicht verschlissen ist, schmeißt man nicht weg.» So bleiben die Autos auf dem Hof einfach stehen.
In den 80er Jahren verändern sich die Autos – sie haben immer mehr Elektronik. In der Werkstatt der Degeners kommt es unter den Technikern zu Konflikten: Die alten Autoschlosser hören bei Problemen den Motor mit einen Stethoskop ab. Die jungen Mechatroniker lächeln darüber und fragen den Computer um Rat. Das waren richtig harte Auseinandersetzungen, erinnert sich Degener. «Aber es war auch der Zug der Zeit, der sich nicht aufhalten lässt», sagt er.
Als einer der alten Autoschlosser kündigen will, fangen die Degeners die Sammlung an. Der Mitarbeiter soll die alten Autos wieder flott machen. Sie glauben daran, dass das Alte seine Berechtigung hat. Früher seien Autos haltbarer gewesen, glaubt Martin Degener.
Auto-Experte Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg ist da skeptisch. Die alten Autos wirkten stabiler, weil sie aus viel Stahl sind. Die neuen, leichteren Modelle machten auf die Fans alter Autos häufig den Eindruck, «billig» zu sein, sagt er.
Die Degners schrauben trotzdem lieber an ihren alten Schätzchen. 40 000 Teile müssen in ihrer Werkstatt an ihrem Platz sein, um die Oldtimer ans Laufen zu bringen. «Eigentlich hat sich unser Leben um Opel gedreht», sagt Martin Degener. Den Fortschritt in der Automobilindustrie beobachtet er trotzdem gespannt. Eines Tages werde er vielleicht mit einem Elektroauto unterwegs sein, sagt Martin Degener.
Fotocredits: Federico Gambarini,Federico Gambarini,Federico Gambarini
(dpa)