Brisantes Südwestderby: KSC-Coach Oral droht Rausschmiss
Karlsruhe – Für Trainer Tomas Oral geht es um den Job, für seinen Karlsruher SC ist es ein richtungsweisendes Duell.
Nach dem Absturz des badischen Traditionsclubs auf den Relegationsplatz der 2. Fußball-Bundesliga bekommt das traditionell hitzige Südwestderby gegen den 1. FC Kaiserslautern zusätzliche Brisanz. Verliert der KSC am Sonntag auch bei den Pfälzern, muss der erst zu Saisonbeginn verpflichtete Oral mit seiner Entlassung rechnen.
Schon nach dem jüngsten 1:3-Reinfall gegen den nordbadischen Nachbarn SV Sandhausen steigerte sich im Wildparkstadion der Unmut über den sportlichen Niedergang des kriselnden Clubs. Die KSC-Verantwortlichen um Präsident Ingo Wellenreuther und Sportdirektor Jens Todt ignorierten allerdings bislang die wütenden «Oral raus»-Rufe. Sie hoffen weiterhin auf eine Trendwende mit dem glück- und erfolglosen Trainer. «Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, aber das kann auch etwas auslösen», sagte Todt.
Vor knapp zweieinhalb Jahren verpasste der KSC in der Relegation gegen den Hamburger SV denkbar knapp und äußerst unglücklich die ersehnte Rückkehr in die Bundesliga. Nach dem Abgang von Trainer Markus Kauczinski vor dieser Saison zum FC Ingolstadt, wo er inzwischen gehen musste, weist der Verein eine enttäuschende Bilanz auf: Der Tabellen-16. steckt nach nur vier Punkten aus den zurückliegenden letzten sechs Partien mit mickrigen elf Zählern mitten im Abstiegskampf. Und nur das abgehängte Schlusslicht St. Pauli hat mit acht Toren in 13 Begegnungen weniger Treffer als der abschlussschwache KSC (10) erzielt.
Dies alles steht auch in krassem Widerspruch zu Wellenreuthers großer Erwartungshaltung. Der Präsident hatte vor Saisonbeginn angekündigt, der KSC wolle mit attraktiven Fußball die Fans wieder ins Stadion locken. «Und nach Möglichkeit alle Derbys im Land gewinnen», hatte er damals als ein Ziel ausgegeben.
Von mitreißendem Offensiv- und Kombinationszauber ist der KSC allerdings ebenso weit entfernt wie vom erträumten Nr. 1-Status im Land. Gegen den Erzrivalen VfB Stuttgart (1:3), den 1. FC Heidenheim (1:2) und nun Sandhausen (1:3) gingen alle baden-württembergischen Derbys verloren.
Die Gründe dafür sind vielschichtig. Zum einen fehlt es der Mannschaft an echten Typen. Spieler wie Dominic Peitz, Manuel Gulde, Jonas Meffert und Daniel Gordon verließen den KSC im Sommer. Routinier Moritz Stoppelkamp, der Kameruner Franck Kom oder der Spanier Jorgi Figueras, auf deren Erfahrung auch Oral gehofft hatte, konnten die entstandenen Führungslücken nicht füllen. Zudem zahlte sich Orals Umstellung auf ein 4-4-2- System bislang nicht aus – im Gegenteil, wie das triste Tabellenbild zeigt.
Die Hängepartie bei Todts Vertragsverlängerung sorgt für zusätzliche Unruhe. Der Wechsel des Managers im Sommer gilt als wahrscheinlich; ein erster Gesprächstermin zwischen Präsidium und dem 46-Jährigen soll bereits Anfang November geplatzt sein.
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(dpa)