«Besondere Gefahrenlage» bei 122. rheinischem Derby

Köln (dpa) – Bloß nicht noch für zusätzlichen Zündstoff sorgen: In die allerorts spürbare Vorfreude auf das 122. rheinische Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach am Samstag (15.30 Uhr/Sky) mischt sich bei den meisten Beteiligten eine große Portion Unbehagen.

Nach einer Zuspitzung des problematischen Verhältnisses zwischen den Fans beider Vereine befürchten viele Krawalle. Deshalb bemühen sich Vertreter beider Clubs, das Derby eher klein- als großzureden. Die Polizei sprach die Bedrohung dagegen offen an.

Gladbachs Co-Trainer Frank Geideck, seit 2009 im Verein, hatte deshalb zu Wochenbeginn im «Express» auf die Vorbild-Funktion aller Beteiligten verwiesen. Die Rivalität trage «mittlerweile auf unangenehme Weise Früchte», sagte der 52-Jährige. «Das ist sehr unangenehm, und jeder Beteiligte sollte so gut wie möglich darauf aufpassen, dem Ganzen nicht noch mehr Nahrung zu geben.»

Einem Fahnenklau im Jahr 2008 folgten unter anderem ein abgerissener Fohlenkopf mit Gladbach-Schal, ein Platzsturm in Malerkitteln und Fan-Boykotte. Die Kölner Polizei sprach am Freitag von fünf gewalttätigen Zwischenfällen zwischen Fans beider Teams alleine seit Januar 2018, oft abseits von sportlichen Duellen. «Das verdeutlich gut, mit welchen Straftätern wir es morgen auch zu tun haben werden», sagte die Stellvertretende Polizeipräsidentin Miriam Brauns. Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt sprach von «einer besonderen Gefahrenlage» und erklärte, man gehe «mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen am, um und vielleicht auch im Stadion kommen kann.»

Das Bemühen um verbale Deeskalation war unter der Woche überall zu spüren. Auf nahezu jede Frage nach sportlichem Wert oder Emotionalität folgte ein Appell an die Besonnenheit. «Ich hoffe, dass uns unsere Fans frenetisch anfeuern, es gewaltfrei bleibt und ein tolles Spiel wird», sagte Kölns Trainer Achim Beierlorzer. Sein Kollege Marco Rose sprach von einem «normalen Bundesliga-Spiel mit außergewöhnlichen Rahmenbedingungen».

Die beiden Trainer, die jeweils im Sommer kamen und damit ihr erstes Rhein-Derby erleben, legen auch großen Wert darauf, dass ihre Spieler nicht von den ganzen Nebengeräuschen abgelenkt werden. «Wir müssen kühlen Kopf bewahren und dürfen uns von den Emotionen nicht verwirren lassen», erklärte Beierlorzer: «Wir wollen im Derbywahn keine Dinge tun, die uns nicht weiterhelfen.» Er wundere sich auch darüber, dass viele ihm sagten: «Egal, wie wir am Ende der Saison abschneiden, Hauptsache, wir schlagen Gladbach.» Das, so der Franke, «sehen wir natürlich anders». Auch das klingt bei Rose ähnlich. «Man hört in den ein, zwei Wochen davor immer die gleichen Worte von außen und die Trainer sagen immer dieselben Dinge», erklärte er: «Aber Fakt ist, dass Samstag ein Bundesligaspiel angepfiffen wird.»

Fotocredits: Maja Hitij

(dpa)
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