Besiegter Heynckes erteilt Hoeneß‘ Idee Absage
Mönchengladbach – Es bleibt dabei. Eine Verlängerung der vierten Amtszeit von Jupp Heynckes als Trainer des FC Bayern München wird es nicht geben.
«Ich weiß nicht, was Uli bewegt hat, so etwas zu sagen. Da hat er wohl etwas emotional reagiert. Es gibt ganz klar eine Vereinbarung bis zum Ende der Saison. Und dabei bleibt es, da gibt es nichts dran zu rütteln», stellte Heynckes nach dem 1:2 (0:2) bei Borussia Mönchengladbach klar.
Auf der Jahreshauptversammlung am Tag zuvor hatte Uli Hoeneß das Thema Vertragsverlängerung angeheizt. Der Präsident verkündete, der «Glückszustand» mit dem im Oktober eigentlich als Übergangstrainer zurückgekehrten Triple-Champion müsse nicht zwingend im Sommer enden. «Das halte ich für möglich», sagte Hoeneß zu einer Fortsetzung des erfolgreichen Engagements seinen guten Freundes.
Wie viele andere Spieler, die Heynckes zum Bleiben bewegen wollen, hätte auch Weltmeister Mats Hummels absolut nichts dagegen. «Ich habe jetzt seit zehn Spielen eine gute Erfahrung mit ihm gemacht. Ich habe keine Einwände», sagte der Nationalspieler in Mönchengladbach.
«Das hat nichts mit Freundschaft zu tun. Man hat nun genügend Zeit einen Trainer zu finden», sagte Heynckes jedoch zum Hoeneß-Vorstoß. Nach der Trennung von Carlo Ancelotti Ende September sei es «eine ganz andere Situation» gewesen. Heynckes schloss nicht aus, bei der Suche eines Nachfolgers behilflich zu sein. «Es wird in den nächsten Wochen sicher Gespräche geben. Aber im Moment denke ich nicht daran, wer ab Sommer beim FC Bayern arbeitet.»
Vorerst hat Heynckes auch genügend mit seinem Team zu tun, dessen Vorsprung an der Tabellenspitze auf drei Punkte schmolz. Bei der ersten Niederlage nach zuvor neun Pflichtspielsiegen unter Heynckes deutete sich wie schon beim mühevollen 2:1 beim RSC Anderlecht ein Substanzverlust an. Die Bayern waren zwar dominant, konnten ihre wenigen Chancen aber nicht nutzen. In der ersten Hälfte habe man «zu langsam» und «zu passiv gespielt», rügte der Coach. Und Javi Martínez meinte: «Wir haben erst in der zweiten Halbzeit reagiert.»
Nach den Toren von Thorgan Hazard (39./Handelfmeter) und Matthias Ginter (44.) gelang trotz großen Aufwands nur noch der Anschlusstreffer durch Arturo Vidal (74.). Heynckes führte die zweite Niederlage der Bundesliga-Saison auch auf den personellen Aderlass zurück. Die vielen Offensiv-Ausfälle von Thomas Müller, der aber vor der Rückkehr steht, Franck Ribery sowie zuletzt Thiago und Arjen Robben sind auf Dauer auch beim Rekordmeister nicht zu kompensieren.
«Wenn du in der zweiten Hälfte gegen eine Wand spielst, braucht du Spieler auf den Flügeln, die in Eins-zu-eins-Situationen gehen. Da musst du nachlegen können. Das ist zurzeit nicht gegeben», erklärte Heynckes. Er konnte nur noch Kingsley Coman als versierte Offensivkraft auf das Feld schicken. Der Franzose hatte nach einer Blessur am Fuß aber noch einen Fitness-Rückstand. «Wir hatten sieben verletzte Spieler zu Hause und heute nochmal zwei dazu. Das ist schon schwierig», befand Sportdirektor Hasan Salihamidzic.
Immerhin waren die neuen Blessuren nicht schwer. James Rodríguez blieb wegen des Verdachts auf Gehirnerschütterung in der Kabine, wird aber wohl nicht länger ausfallen. Die Auswechslung des zuvor lange verletzten Juan Bernat, der ein Ziehen im Oberschenkel verspürte, war laut Heynckes eine «reine Vorsichtsmaßnahme».
Dass die Siegerserie ausgerechnet bei seiner alten Liebe Borussia endete, machte es für Heynckes nicht erträglicher. «Ich bin sehr gerne in Mönchengladbach. Ich hatte hier eine schöne Zeit als Spieler und Trainer. Aber in erster Linie bin ich Profi und arbeite beim FC Bayern. Da will ich gewinnen.» Aber nur bis zum Saisonende.
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(dpa)