Begehrter Kovac lässt Frankfurt schwärmen

Frankfurt/Main – Niko Kovac sitzt mit breiter Brust und noch breiterem Grinsen auf dem Podest.

Namhafte Kollegen gratulieren ihm: Erst war das Schalkes Markus Weinzierl, dann Leverkusen-Coach Roger Schmidt, anschließend auch Bayerns Trainer Carlo Ancelotti und zuletzt Thomas Tuchel von Borussia Dortmund. Ähnlich wie im einstigen Hollywood-Hit «Und täglich grüßt das Murmeltier» wiederholt sich die Szene in dieser Saison wieder und wieder.

Die aufmüpfige Eintracht mischt die Bundesliga auf und verdirbt den Favoriten und ihren Trainern den Tag. Schmidt war nach der Niederlage in Frankfurt ratlos, Ancelotti nach dem 2:2 des Rekordmeisters sichtlich unzufrieden, Tuchel nach dem 1:2 des BVB restlos bedient. Kovac schafft sie alle.

Der letztjährige Fast-Absteiger Eintracht Frankfurt hat nicht nur vorübergehend einen Champions-League-Platz erobert, sondern ist für die deutschen Spitzenclubs zu einer der größten Herausforderungen in der Liga geworden. «Wenn man Herz hat, braucht man keine Taktik» – mit diesem eigenen Zitat wurde Kovac bei seinem Amtsantritt im März konfrontiert. Die SGE damals? Im Abstiegskampf. Die SGE jetzt? Ein internationaler Anwärter. «Alle können träumen. Aber ich werde nicht träumen», sagt Kovac. Er sei Realist und die derzeitige Tabelle eine Momentaufnahme.

Mittlerweile hat der 45-Jährige den Hessen allerdings beides eingeimpft – Herz und Taktik. Einen konkreten, aber simplen Plan, der vor allem den großen Gegnern große Probleme bereitet. Aber auch eine ganz besondere Moral, Rückschläge wegzustecken und bis zum Ende zu kämpfen. «Über die Leidenschaft kann man viel bewegen. Das geht aber auch nur im Verbund», fordert Kovac.

Nach dem Abgang von Vorstandschef Heribert Bruchhagen ist bei der Eintracht ein neues starkes Führungsgebilde gewachsen. Sportdirektor Bruno Hübner und Sport-Vorstand Fredi Bobic stehen Kovac zur Seite, das Trio hat eine sehr ähnliche Sicht auf den Fußball. «Ich merke, dass das Team mit der Spielweise großen Spaß entwickelt hat», sagte Bobic nach dem 2:1 gegen Borussia Dortmund. Der Abstiegskampf sollte in Frankfurt nach 24 Punkten längst kein Thema mehr sein. «Wir wachsen an unseren Aufgaben und das ist ein gutes Gefühl», erklärt Bobic.

An seinen Aufgaben wächst auch Kovac. Nach dem komplizierten Klassenerhalt im Mai veränderten er und Bobic sowohl das kickende Personal als auch das Betreuerteam. Ein neuer Assistenzcoach kam, dazu Fitness- und Athletiktrainer sowie eine frische Besetzung für die Leitung der Scoutingabteilung. Auf dem Platz überzeugen plötzlich Spieler, die in der Krisensaison 2015/16 eine einzige Enttäuschung waren.

Vorstand Bobic bemüht sich in fortgeschrittenen Gesprächen um eine Ausdehnung des bis 2017 gültigen Vertrags seines alten Freundes aus Hertha-Zeiten. Denn: Je mehr Siege Kovac mit der Eintracht feiert, desto begehrter wird er auf dem nationalen Markt. Die  Verantwortlichen aber sind optimistisch. «Er lebt die Eintracht. Ich glaube, dass er uns erhalten bleibt», sagte Hübner dem Hessischen Rundfunk.

Zumal der ehemalige Bayern-Profi seine Erfolgsserie nicht mit Genugtuung, sondern mit Demut und großem Ehrgeiz aufnimmt. «Was wir bisher erreicht haben, reicht nicht. Das Schlimmste wäre, jetzt nachzulassen», sagt Kovac. Diese Einstellung strahlt auch auf seine Profis ab. «Er gibt sich nie mit dem erreichten Erfolg zufrieden», erklärt Hübner. Das bedeutet: 24 Punkte sind geholt und abgehakt. Jetzt will die Eintracht schnell 16 weitere holen – und erst dann neue Ziele ins Visier nehmen.

Fotocredits: Ronald Wittek
(dpa)

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