Bayern-Warnschüsse vor Liga-Gipfel – Flick: «Ein Weckruf»

München – Sich selbst gönnte Hansi Flick nach dem Zittersieg im Pokal keine Verschnaufpause. Während seine Stars vor dem Leipziger Liga-Gipfel den trainingsfreien Tag genießen durften, arbeitete der Trainer die erstaunlichen Pokal-Wackler des FC Bayern beim Viertelfinal-Einzug auf.

«Ich sehe es positiv. Das ist ein Weckruf für uns», sagte Flick nach dem wilden und in der Schlussphase plötzlich doch noch spannenden 4:3 (3:1) gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Anders als Borussia Dortmund und Spitzenspiel-Gegner Leipzig ließ sich der Rekordpokalsieger im Achtelfinale trotz reichlich Nachlässigkeiten nicht vom Kurs auf das Endspiel am 23. Mai in Berlin abbringen. Doch der Leistungsabfall nach einer starken ersten Hälfte und einer 4:1-Führung war für den von Erfolg zu Erfolg eilenden Flick Anlass, mit ernster Miene mahnende Worte an sein Fußball-Ensemble zu richten. «Dass wir noch mal so ins Schwimmen kommen, darüber müssen wir reden, das müssen wir analysieren», kündigte der 54-Jährige an.

Nach acht Pflichtspielsiegen am Stück fiel die Bewertung in diesen Münchner Jubel-Trubel-Heiterkeit-Wochen ebenfalls kritisch aus. «Über weite Strecken haben wir ein gutes Spiel gemacht. Die letzten 20, 30 Minuten haben wir es etwas schleifen lassen. Das wurde bestraft», sagte Kapitän Manuel Neuer. «Das war dann auch fatal, dass wir immer einen Schritt zu spät waren.» Gerade diese Schlussphase lieferte Flick perfektes Bild- und Analyse-Material.

Angesichts des beruhigenden 4:1-Vorsprungs durch ein Eigentor von Benjamin Hübner sowie die Treffer von Thomas Müller (20. Minute) und Robert Lewandowski (36./80.) war der Schongang vier Tage vor dem elektrisierenden Meisterschaftsduell gegen Herbstmeister Leipzig am 9. Februar (18.00 Uhr) immerhin gut erklärbar. Vize-Kapitän Müller machte neben Hoffenheimer Mut auch «Bequemlichkeit» im eigenen Team als Grund für die Bredouille aus. Zwei späte Tore von Joker Munas Dabbur waren die Folge, den ersten Hoffenheimer Treffer hatte Jérôme Boateng mit einem frühen Eigentor zum 0:1 erzielt.

«Auf der einen Seite wäre es ein super Zeichen gewesen, wenn wir vor Leipzig wieder 4:1 oder 5:1 gewonnen hätten», sagte Joshua Kimmich. «Aber es zeigt auch, dass es schnell in die andere Richtung geht, wenn wir nicht am Limit spielen. Vielleicht war es ganz gut vor dem Leipzig-Spiel, dass wir merken, dass es nicht von alleine geht.»

Diese Warnung kam den Stars selbst vor dem Heimauftritt gegen den Emporkömmling aus Sachsen recht. «Man ist angehalten, sich darauf zurückbesinnen, was einen eigentlich stark macht», sagte Müller. «Das werden wir umsetzen, und deswegen gehe ich positiv Richtung Sonntag.» Der herausragende Offensivmann trat auch im Achtelfinale wieder wie der Müller-spielt-immer-Müller auf. Nach einer Lobeshymne von Aufsichtsratschef Herbert Hainer könnte eine Verlängerung des bis 2021 laufenden Vertrages für den unter Flick erstarkten Co-Kapitän nahen.

Sportdirektor Hasan Salihamidzic bremste in Fragen zu Kontrakten von verdienten Stars erst mal. Auch die Arbeitspapiere von Manuel Neuer, Thiago, David Alaba und Javi Martínez sind bis ins kommenden Jahr datiert. «Wir werden sicher Gespräche führen, aber wir konzentrieren uns in den nächsten Wochen auf das Sportliche», sagte Salihamidzic.

Vor allem auf Leipzig. Mit einem Sieg könnten die Münchner den Herbstmeister auf vier Punkte distanzieren und den nächsten Titelschritt machen. Der ist im Pokal schon erfolgt, das Achtelfinale könnte eine Schlüsselrunde auf dem Weg zum 20. Erfolg im Cup-Wettbewerb gewesen sein. «Natürlich hat man das wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass zwei ganz große Gegner, die um den DFB-Pokalsieg mitspielen, ausgeschieden sind», sagte Müller über das Scheitern des BVB (2:3 in Bremen) und von Leipzig (1:3 in Frankfurt).

Zwei Titelkandidaten sind nicht mehr dabei, wenn der Münchner Viertelfinalgegner am Sonntag während der Spitzenspiels ausgelost wird. «Wir warten auf die Auslosung. Berlin ist ein Ziel, aber das ist noch ein langer Weg», sagte Salihamidzic. Allzu viele Stolpersteine liegen auf diesem aber nicht mehr.

Fotocredits: Matthias Balk
(dpa)

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