Bayer gegen Bayern: Leverkusen mutig nach Berlin
Völklingen/Leverkusen – Auf dem Weg zum ersten Titel seit 27 Jahren schreckt Bayer Leverkusen auch vor dem FC Bayern nicht zurück – und Bayer will ihn nicht vor leeren Rängen erringen.
Club-Chef Fernando Carro und Sportchef Rudi Völler haben sich nach dem Einzug ins Endspiel gegen den FC Bayern München am 4. Juli dafür ausgesprochen, zumindest einige Zuschauer ins Berliner Olympiastadion zu lassen. «Ich plädiere stark dafür, die zurzeit geltenden Vorgaben zum DFB-Pokalfinale in einem vertretbaren Rahmen, aber signifikant zu lockern», sagte Carro der Deutschen Presse-Agentur: «Aus meiner Sicht spricht derzeit nichts mehr gegen eine verantwortungsvoll und professionell geplante Veranstaltung mit Zuschauern.»
Das aktuelle Konzept «war gut und richtig, als wir es verabschiedet haben», sagte Carro: «Aber das ist zwei Monate her. Selbstredend müssten bei einer Rückkehr von Zuschauern alle gesundheitlichen Risiken angemessen berücksichtigt werden. Aber wir haben nun elf Jahre auf diese Chance gewartet. Wir fühlen uns unseren Fans gegenüber verpflichtet, alles dafür tun, dem DFB Pokalfinale den würdigen Rahmen zu verschaffen, den es verdient.»
Völler hatte zuvor erklärt, in dem «riesigen Stadion» könne man «ein kleines Zeichen» setzen: «Ich bin da ein bisschen Optimist und habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass wir vielleicht ein paar Zuschauer dabei haben werden. Aber das entscheidet die Politik.»
Bayer hatte durch das souveräne 3:0 (2:0) beim Viertligisten 1. FC Saarbrücken das Finale erreicht. Und dass dort mit dem FC Bayern der schwerstmögliche Gegner wartet, kam nicht überraschend. Carro ist trotzdem optimistisch. «Dieses Pokal-Endspiel ist eine historische Chance für uns. Der Weg hierhin war weit, nun wollen wir ihn unbedingt zu Ende gehen», sagte er: «Bayern hat uns vergangene Woche in Leverkusen vor Augen geführt, wie stark sie sind», sagte Carro mit Blick auf das 2:4 am Wochenende: «Aber davor haben wir sie zweimal geschlagen.»
Die Euphorie war schon in Völklingen greifbar. Bei der Kabinen-Feier nach der Partie lagen sich Spieler hüpfend in den Armen. Doch für Bayer wäre ein Geister-Finale auch deshalb bitter, weil ein Pokal-Endspiel alles andere als alltäglich für die Leverkusener ist. Zum erst vierten Mal und zum ersten Mal seit elf Jahren steht die Werkself wieder im Endspiel.
Und auch Trainer Peter Bosz gab die Devise klar vor. «Man spielt Endspiele, um sie zu gewinnen», sagte der Niederländer. Und auch der überragende Kerem Demirbay, der die drei Tore durch Moussa Diaby (11.), Lucas Alario (19.) und Karim Bellarabi (58.) alle vorbereitete oder einleitete, redete Klartext. In einem Spiel gehe es immer nur um «Kill» sagte der zweimalige Nationalspieler: «Da geht es um alles. Das ist Krieg – nicht falsch verstehen – da gibt es nur Vollgas. Ich habe richtig Bock darauf. Und die Mannschaft auch.»
Am 4. Juli soll das Thema «Vizekusen» dann nach acht zweiten Plätzen seit 1993 endlich zu den Akten gelegt werden. Dass Bayer diesmal das Finale erreichte, hat vor allem zwei Gründe. Zum einen das Losglück, das in den letzten Jahren oft fehlte. Zum anderen die Seriosität, mit der die auch mal an Lotte oder Heidenheim gescheiterte Werkself die Aufgaben als durchweg klarer Favorit anging.
Zudem hat das Team zumindest einzelne Pokal-Experten in seinen Reihen. Zum einen Sven Bender, der das Endspiel mit Dortmund fünfmal erreichte und sich nun «riesig auf das erste mit Leverkusen freut». Zum anderen Torhüter Lukas Hradecky, der schon mit Eintracht Frankfurt zwei Mal in Berlin war und nun zum dritten Mal in fünf Jahren dabei ist. Auch Mitchell Weiser, Aleksandar Dragovic, Daley Sinkgraven, Exeuqiel Palacios, Charles Aranguiz und Lucas Alario haben in verschiedenen Ländern schon Pokalsiege errungen.
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(dpa)