Baum nach Augsburgs Debakel unter Druck
Freiburg – Auf eine Trainerdiskussion um Manuel Baum wollte sich Stefan Reuter auch nach der höchsten Saison-Pleite nicht einlassen.
«Das ist überhaupt nicht unser Thema», wiegelte Augsburgs Manager nach dem heftigen 1:5 beim SC Freiburg kategorisch ab. In der verschärften Abstiegsnot wolle man sich stattdessen «gemeinsam» Gedanken machen, kündigte er an: «Ich glaube, dass wir dafür bekannt sind, dass wir intern die Dinge analysieren. Wir werden sicher nichts schönreden. Da muss man sich schon einige Fragen stellen.»
In den vergangenen Wochen hatte Reuter dem 39-jährigen Baum trotz des Negativtrends stets den Rücken gestärkt. Sechs Niederlagen in den vergangenen sieben Bundesliga-Partien, nur ein Sieg aus 14 Spielen und der in der ersten Halbzeit im Breisgau nicht Erstliga-würdige Auftritt – all das spricht aber nicht für Baum. Der FCA profitiert vor allem davon, dass drei Bundesligisten noch schlechter spielen.
Das Debakel im Schwarzwald-Stadion ließ die Verantwortlichen des Tabellen-15. ratlos, enttäuscht und ernüchtert zurück. «Wir müssen uns überlegen, wie das passieren kann, dass du so eine erste Halbzeit anbietest. Da habe ich ehrlich gesagt auch noch keine Lösung», räumte Reuter ein und zählte eine erschreckende Mängelliste auf: «Wir haben viele Fehler gemacht, wir haben keine Körpersprache gehabt, wir haben nicht dagegen gehalten.» Nur einmal gab es in der Bundesliga mehr Gegentore, im April 2017 beim 0:6 gegen den FC Bayern.
Zeit, die richtigen Schlüsse zu ziehen, bleibt den Augsburgern wenig. Ähnlich schwache Leistungen dürften am Freitag gegen das Topteam Borussia Dortmund und am Wochenende darauf in Leipzig die Lage noch dramatischer werden lassen. Der 20 Jahre junge Winterzugang Reece Oxford wird nach seiner Roten Karte aus der Nachspielzeit dem gebeutelten FCA bei den kommenden Aufgaben als Verteidiger fehlen.
Abstiegskonkurrent Hannover 96 tauschte André Breitenreiter in der Rückrunde bereits durch Thomas Doll aus, in Nürnberg musste Michael Köllner gehen und in Stuttgart kämpft Markus Weinzierl als zweiter VfB-Trainer der Saison um seinen Job. In Augsburg müssen sie bei allen Beteuerungen überlegen, ob Baum, seit Ende Dezember 2016 Cheftrainer, den drohenden Abstieg verhindern kann. Die Elf habe auf «jeden Fall nicht» gegen den Trainer gespielt, sagte Torhüter Gregor Kobel. Über den nach dem 3:0 gegen Mainz gepriesenen Jens-Lehmann-Effekt durch die Verpflichtung des neuen Co-Trainers spricht keiner mehr.
Vor zwei Wochen hatte sich der FCA in Bremen über eine 0:4-Schlappe ärgern müssen. Zum brisanten Duell nach Freiburg waren die Schwaben trotz der Verletzung von Torjäger Alfred Finnbogason und anderer Ausfälle dennoch optimistisch gereist. Die desolate erste Hälfte mit Gegentoren von Nils Petersen (9./43.) und Vincenzo Grifo (30.) fand Trainer Baum unerklärlich. Denn nur eine gute Woche zuvor hatte sich seine Elf beim 2:3 gegen den FC Bayern achtbar geschlagen.
«Ich glaube, dass das nicht so gut wäre, wenn ich meinen Gedanken hier freien Lauf lasse. Ich muss das erst mal sacken lassen», sagte Baum. «Da muss ich mir erst mal einen Reim drauf machen.» In «allen Belangen» sei die Elf dem nun um neun Punkte enteilten badischen Sport-Club unterlegen gewesen, gab der 52-jährige Reuter zu.
Auf das zwischenzeitliche Aufraffen, dem Treffer durch Rani Khedira (52.) und der Chance auf den Anschluss knickten die Gäste vor 23 600 Zuschauern wieder ein. Den höchsten Freiburger Bundesliga-Sieg unter Christian Streich dank Luca Waldschmidt (64.) und Florian Niederlechner (85.) verhinderten sie nicht. «Was feststeht ist, dass so eine Leistung in der Bundesliga nicht geht», schimpfte Torhüter Kobel. «So kann man in der Bundesliga keine Punkte holen.»
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(dpa)