Batshuayi, Gomez, Lookman: Das Torglück der Winter-Transfers
München – Last-Minute-Transfers bergen immer Risiken – aber eben auch Chancen. Und die haben Borussia Dortmunds neuer Knipser Michy Batshuayi und Leipzigs Matchwinner Ademola Lookman bei ihrem Knaller-Einstand in Deutschland sofort genutzt.
Torschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang hat die Fußball-Bundesliga nach einem unschönen Wechseltheater als Attraktion an die reiche Premier League verloren, aber aus England sind dafür neue, interessante Kicker gekommen: Aubameyang traf am Samstagabend gleich im ersten Spiel für den FC Arsenal, aber sein BVB-Nachfolger Batshuayi avancierte beim Dortmunder 3:2 in Köln als Doppelpacker zum umjubelten Matchwinner.
«Ich bin Stürmer, er auch. Wir wollen beiden Tore schießen», sagte der 24 Jahre alte Belgier über den Vergleich mit Aubameyang, den er beim BVB vergessen machen soll. Drei Tage nach Ende der Transferfrist stand der 21. Spieltag im Zeichen der Wintereinkäufe. Schließlich trafen nicht nur Batshuayi und Lookman, der als Leipziger Joker das Last-Minute-1:0 in Gladbach besorgte, sondern auch Mario Gomez: Mit seinem ersten Tor für den VfB Stuttgart rettete der Rückkehrer beim 1:1 gegen seinen Ex-Club VfL Wolfsburg dem neuen VfB-Coach Tayfun Korkut einen wertvollen Punkt im Abstiegskampf.
Über 70 Millionen Euro haben die Bundesligaclubs im Januar in neue Spieler investiert. Das war weniger als beim Rekord ein Jahr zuvor mit mehr als 90 Millionen. Die teuersten Einkäufe waren Manuel Akanji, der für 18 Millionen Euro vom FC Basel zum BVB kam. Der aus Hoffenheim nach München heimgekehrte Nationalstürmer Sandro Wagner kostete den FC Bayern 13 Millionen. Für den auf den letzten Drücker aus Leverkusen nach Wolfsburg gewechselten Angreifer Admir Mehmedi wurden acht Millionen fällig. Und Werder Bremen musste für Milot Rashica von Vitesse Arnheim immerhin 7,5 Millionen bezahlen.
Alles Kleingeld im Vergleich zu jenen 63,75 Millionen Euro, die Borussia Dortmund für Aubameyang kassierte. Im Vergleich wirken die 1,5 Millionen Leihgebühr für Batshuayi an den FC Chelsea geradezu lächerlich, zumal der Spieler des Spieltags den Londoner Club vor Jahren 39 Millionen Euro gekostet hatte. «Ich bin erst seit Mittwoch hier und kann sicher noch besser werden», sagte Batshuayi nach dem Traumdebüt in Köln, bei dem er André Schürrle auch noch das Siegtor auflegte. «Für uns Außenspieler ist seine Spielweise gut, um mehr Räume zu bekommen», lobte Schürrle den Ersatz für Aubameyang.
«Wir haben einen außergewöhnlichen Stürmer verloren und jemanden gewonnen, der Abschlussqualität hat», äußerte Trainer Peter Stöger über Batshuayi, dem wie seinem Vorgänger Aubameyang ein Hang zur Exzentrik nachgesagt wird. Auch «Batsman» mag Comic-Helden.
Abschlussqualitäten besitzt auch Ademola Lookman. Als «Notleihe» für den verletzten Schweden Emil Forsberg war der 20-jährige Engländer auf den letzten Drücker vom FC Everton nach Leipzig gekommen. Und stach prompt als Joker in Gladbach. «Eigentlich wollte ich ihn nach fünf Minuten schon wieder auswechseln, weil er nur rumgerutscht ist», verriet RB-Coach Ralph Hasenhüttl. Lookman hatte nur ein Paar Schuhe aus England mitgebracht. Das Standvermögen fehlte ihm mit den Schuhen, aber ein präziser Schuss ins lange Eck gelang damit. «Ich möchte mich in der Bundesliga durchsetzen», tönte Lookman.
«Es war nicht nur ein Last-Minute-Transfer, sondern ein Last-Second-
Transfer», sagte Sportdirektor Ralf Rangnick. Einkäufe im Winter sind Glückssache. Alle hoffen auf den Terodde-Effekt. Der Zwei-Millionen-
Zugang aus Stuttgart traf schon dreimal für den 1. FC Köln. Bayern-Coach Jupp Heynckes ist eigentlich kein Freund von Wintertransfers, weil er sagt: «Ein Integrationsprozess ist nicht in zwei Wochen abgeschlossen.» Trotzdem holten die Bayern Wagner, der auch schon einmal traf, vor allem aber dafür da ist, Torjäger Robert Lewandowski im Liga-Alltag wertvolle Ruhephasen zu verschaffen.
Batshuayi, Gomez, Lookman, Mehmedi, Terodde, Wagner und all die anderen Wintertransfers werden sich frühestens im Frühjahr nachhaltig bewerten lassen. Korrekturen am Kader sind mitten in der Saison stets problematisch, aber ein probates Mittel: Der FC Augsburg etwa gab gleich acht frustrierte Reservisten ab. Jetzt stehen nur noch 25 Profis auf der Lohnliste.
Die ganz großen Transfers dürften auch in Zukunft im Sommer abgewickelt werden. Und Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge hat die «Befürchtung, dass die Preisklasse 50 bis 150 Millionen Euro in den nächsten Jahren noch einen Schub kriegen wird». Selbst für den Bundesliga-Krösus seien «das Summen jenseits von Gut und Böse». Aber wer außer den Bayern sollte sie in Deutschland bezahlen können?
Fotocredits: Marius Becker
(dpa)