Außen rustikal, innen vornehm: Der Ssangyong Musso im Test
Berlin (dpa-infocom) – Die Nische ist klein, doch das Angebot wächst. Spätestens seit mit der X-Klasse auch Mercedes ins Segment der Pick-Ups eingestiegen ist, werden die Pritschenwagen auch als Lifestyle-Auto gesehen. Das gilt auch für den neuen Pick-up Musso von Ssangyong. Ein Fahrbericht.
Alle, die mit einem SUV nicht nur angeben, sondern tatsächlich ins Gelände wollen, liebäugeln mit den geschrumpften Lastwagen, die einige Hersteller anbieten. Darauf hofft jetzt auch der koreanische Nischenanbieter Ssangyong für den Musso, der in diesen Tagen zu Preisen ab 23.990 Euro mit einem recht konventionellen Design den unförmigen Actyon Sports ablöst.
Nobel vor dem Baumarkt
Der Koreaner präsentiert sich deshalb nicht nur als Laster für Laien, der mit einer Pritsche von 1,30 Metern Länge und einer Zuladung von bis zu 775 kg jeden Besuch im Baumarkt zum Vergnügen macht. Sondern der Musso gibt sich obendrein betont nobel.
Im Großen mit bequemem Gestühl in einer vorne angenehm geräumigen Kabine. Und im Kleinen mit ein paar überraschenden Eigenheiten bei der Ausstattung: Der Schlüssel liegt schwer in der Hand wie bei einer Luxuslimousine. Die Sitze sind elektrisch verstellbar, mit weichem aber pflegeleichtem Kunstleder bezogen und nicht nur beheizt, sondern auch belüftet. Und selbst im Lenkrad sorgen glühende Drähte für wohlige Wärme.
Assistenten und Infotainment wie im Pkw
Dazu gibt es moderne Assistenten und Infotainment. Weil der Musso auf dem neuen Flaggschiff Rexton basiert, hat er nicht nur einen großen Monitor mit glasklarer Grafik zwischen den analogen Instrumenten hinter dem Lenkrad und daneben ein solide Touchscreen-Navigation. Sondern es gibt auch Extras wie eine automatische Abstandsregelung und vor allem eine 360 Grad-Kamera. Diese macht das Rangieren mit dem wenig übersichtlichen Koloss von 5,10 Metern zum Kinderspiel.
Auch das Sicherheitspaket ist üppig und umfasst sechs Airbags sowie Assistenten, die auf den Querverkehr achten oder die Spur halten. Natürlich steigt damit der Preis. Doch selbst mit allen Optionen kostet der Musso maximal 43.990 Euro – da geht es bei heimischen Konkurrenten wie dem VW Amarok oder der Mercedes X-Klasse gerade erst los.
Aus der Arbeiterklasse
Aber bei aller Lust am Luxus kann der Musso seine Herkunft aus der Arbeiterklasse nicht verhehlen – nicht umsonst basiert er wie ein Lastwagen auf einem soliden Leiterrahmen. Schon in der zweiten Reihe geht es deshalb hinter relativ kleinen Türen weniger geräumig und komfortabel zu.
Außerdem ist das Fahrverhalten von der rustikalen Sorte: Auf den Transport schwerer Lasten ausgelegt, poltert das Fahrwerk bei leerer Ladefläche bisweilen ziemlich ruppig über Unebenheiten. Und wer zum Hinterradantrieb mit dem optionalen, 2000 Euro teuren Allrad-Paket die Vorderachse zuschaltet, der muss vor allem in engen Kehren hin und wieder mit ein paar Verspannungen rechnen. Doch dafür ist sich der Musso auch für Matsch nicht zu schade. Er kommt abseits des Asphalts – der größeren Bodenfreiheit und der zuschaltbaren Geländeuntersetzung sei Dank – weiter als jedes SUV, das sich frech Geländewagen nennt.
Wo rohe Kräfte sinnvoll walten
Treibende Kraft ist ein Vierzylinder-Diesel-Motor mit 133 kW/181 PS. Zu ihm gibt es weder eine Alternative mit mehr Zylindern noch mit anderem Treibstoff. Der Motor knurrt zwar laut und vernehmlich, der Schaltknüppel zittert und beim Anlassen schüttelt sich der Wagen wie ein Hund nach dem Bad. Doch dafür entwickelt der Selbstzünder stolze 400 Nm und hat so selbst mit schweren Lasten leichtes Spiel.
Man muss nur ein bisschen Geduld haben, dann kommt das koreanische Nashorn – daher der Name – sogar relativ flott in Fahrt. Mit etwas Anlauf kratzt er sogar an der 200er Marke. Und dafür, dass der Pick-Up 2,2 Tonnen wiegt und nicht gerade windschnittig ist, geht auch der Normverbrauch ab 7,6 Litern (CO2-Ausstoß 199 g/km) in Ordnung.
Fazit: Rustikale Alternative für sparsame SUV-Kunden
Natürlich kann man seine Nachbarn mit einem Auto wie dem Musso nur mäßig beeindrucken. Doch wer ein SUV braucht, dem man auch mal etwas zumuten kann, für den ist der außen rustikale und innen überraschend vornehme Pick-Up von Ssangyong eine günstige Alternative zum konventionellen Geländewagen. Mit dem Musso kann man schnell mal ein paar tausend Euro sparen und muss beim Samstagseinkauf im Baumarkt nicht an den knappen Kofferraum oder die empfindliche Verkleidung denken.
Datenblatt: Ssangyong Musso 4 WD
Motor und Antrieb: | Vierzylinder-Turbo-Dieseldirekteinspritzer |
Hubraum: | 2200 ccm |
Max. Leistung: | 133 kW/181 PS bei 4000 U/min |
Max. Drehmoment: | 400 Nm bei 1400 bis 2800 U/min |
Antrieb: | Heckantrieb, Allrad zuschaltbar |
Getriebe: | 6-Gang-Schaltgetriebe |
Maße und Gewichte | |
Länge: | 5095 mm |
Breite: | 1950 mm |
Höhe: | 1840 mm |
Radstand: | 3100 mm |
Leergewicht: | 2155 kg |
Zuladung: | 775 kg |
Kofferraumvolumen: | k.A. |
Fahrdaten | |
Höchstgeschwindigkeit: | 195 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | k.A. |
Durchschnittsverbrauch: | 7,9 Liter/100 km |
Reichweite: | 950 km |
CO2-Emission: | 211 g/km |
Kraftstoff: | Diesel |
Schadstoffklasse: | EU6 |
Energieeffizienzklasse: | k.A. |
Kosten | |
Basispreis des Ssangyong Musso (2WD): | 23 990 Euro |
Grundpreis des Ssangyomg Musso (4WD): | 25 990 Euro |
Typklassen: | k.A. |
Kfz-Steuer: | 441 Euro/Jahr |
Wichtige Serienausstattung | |
Sicherheit: | Sechs Airbags, Spurhalte-Assistent, Querverkehrsassistent |
Komfort: | Klimaautomatik, Zentralverriegelung, Doppelkabine |
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke
(dpa)