Aus London gelernt: Manipulation beim Badminton unmöglich
Rio de Janeiro – Der Badminton-Skandal von London um absichtlich verlorene Spiele wird sich bei Olympia in Rio de Janeiro nicht wiederholen – davon ist zumindest der Sportdirektor des Deutschen Badminton Verbandes (DBV) überzeugt.
«Es wurde schnell reagiert», sagt Martin Kranitz vor den ersten Doppelpaarungen. Schon beim olympischen Turnier in London war vom Weltverband hart durchgegriffen worden. Insgesamt acht Spielerinnen aus China, Indonesien und Südkorea wurden nach Manipulationsabsichten vom Wettbewerb im Damen-Doppel ausgeschlossen. Die Verantwortlichen beim Weltverband (BWF) legten sofort fest, dass künftig bei Turnieren mit Gruppenspielen die Auslosungen für die K.o.-Runde erst nach Abschluss der Gruppenphase erfolgen. «Dadurch besteht jetzt keine Möglichkeit zur Manipulation mehr», sagt Kranitz.
Rückblende: Weil die beiden Chinesinnen Yu Yang und Wang Xiaoli nicht schon im Halbfinale auf zwei Landsfrauen treffen wollten, hatten sie 2012 im Gruppenspiel gegen eine südkoreanische Paarung reihenweise Bälle ins Netz oder ins Aus gedonnert. Zuschauer pfiffen und sahen, dass sich Unsportliches tat, erst recht, als die südkoreanischen Gegnerinnen ihrerseits lieber das Gruppenspiel verlieren wollten. Später spielten sich bei einer zweiten Partie ähnliche Szenen ab.
BWF-Generalsekretär Thomas Lund hatte noch in London geäußert, dass die erstmalige Einführung von Gruppenspielen bei den Olympischen Spielen ein «voller Erfolg» sei, und das trotz des Manipulationsskandals. Auch in Rio müssen die 172 Teilnehmer sich über Gruppenspiele für die K.o.-Runde qualifizieren.
Da beim Damen- und Herren-Einzel aber ohnehin nur die Gruppensieger weiterkommen, braucht nicht gelost zu werden. In den Doppel-Disziplinen, wo jeweils 16 Paarungen am Start sind und jeweils die ersten beiden aus den vier Gruppen ins Viertelfinale vordringen, werden die Partien nach den Gruppenspielen ausgelost.
Bei fast allen Profi-Turnieren wird im Badminton im K.o.-System von der ersten Runde an gespielt, lediglich Mannschaftswettbewerbe sowie das Super Series Final, also das Abschlussturnier des Jahres der besten acht Akteure in der Weltrangliste, werden mit Gruppenspielen ausgetragen. Die Olympischen Spiele sind da seit 2012 eine weitere Ausnahme, es sollen alle Spieler mehrere Spiele absolvieren müssen. Insbesondere die Chinesen hatten dem Weltverband die Schuld für den Skandal gegeben, da dieser durch das Turniersystem erst die Manipulation möglich gemacht habe. Die beiden ausgeschlossenen Spielerinnen Yu Yang und Wang Xiaoli erhielten nur wenige Monate später sogar einen Verdienstorden des Sportministeriums umgehängt.
Ohnehin waren es bei den Chinesen die Trainer, die die Anweisung zum absichtlichen Verlieren gegeben hatten. «Man muss versuchen, auch die Sichtweise der anderen zu berücksichtigen, da darf man nicht vorschnell pauschal kritisieren», sagt Kranitz. Man neige oft dazu, mit deutschem Rechtsverständnis auf Dinge zu blicken. «Der Weltverband ist sehr umtriebig», sagt der DBV-Sportdirektor. Beispielsweise sei auch ein Whistleblower-System eingeführt worden, mit dem Wettmanipulationen begegnet werden soll. «Das ist auch schon einige Male genutzt worden», betont Kranitz.
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(dpa)