Aus für Allofs beim VfL: VW feuert VfL-Sportchef
Wolfsburg – Die Weihnachtsfeier war der letzte Auftritt von Klaus Allofs – keine 24 Stunden später war er beim VfL Wolfsburg gefeuert. Die mächtigen Männer des Volkswagen-Konzerns haben die Geduld mit dem smarten Fußball-Manager verloren.
Das Aus nach vier Jahren ist die Folge des erschreckenden Niedergangs in der Bundesliga, der sündhaft teuren Transfer-Flops wie Julian Draxler und einiger missglückter Allofs-Auftritte. «Gerade vor dem Hintergrund des akuten Abstiegskampfes galt es, eine Entscheidung für die Zukunft des VfL Wolfsburg zu treffen», sagte Aufsichtsratschef Francisco Javier Garcia Sanz laut der Club-Mitteilung.
Die Erfolge der Fußball GmbH in der Ära Allofs waren in der Konzern-Zentrale schnell vergessen. Noch im Mai vergangenen Jahres feierte Garcia Sanz gemeinsam mit dem Sportchef den Pokalsieg und die Vize-Meisterschaft. Am Montag senkte der einflussreichste VW-Manager endgültig den Daumen. «Es ist für mich persönlich ein trauriger Tag», wurde Allofs zitiert.
Der Aufsichtsrat übertrug VfL-Geschäftsführer Wolfgang Hotze die Aufgabe des Sprechers der Geschäftsführung. Olaf Rebbe bleibt als Leiter Sport weiter verantwortlich für die Belange rund um Trainerstab und Mannschaft.
Allofs wurde innerhalb des VW-Konzerns auch angelastet, dass er mit der Beförderung von Interimstrainer Valérien Ismaël falsch gelegen und zuletzt nicht mit einem erneuten Wechsel reagiert hat. Das Aus von Ismaël scheint jetzt nur eine Frage der Zeit.
Die Suche nach einem neuen Coach dürfte die Aufgabe des Allofs-Nachfolgers sein. Der frühere VfL-Jugendkoordinator Jens Todt und der zuletzt bei Schalke 04 tätige Horst Heldt wurden von Medien bereits gehandelt. Gespräche mit Kandidaten hat es aber noch nicht gegeben.
Bereits bei der Weihnachtsfeier am Abend vor der Trennung hatte der mächtige Aufsichtsrats-Boss Garcia Sanz ein paar Seitenhiebe für Allofs parat. Trotz des weihnachtlichen Schmuckes in der VW-Arena war die Feier eher eine Art Krisensitzung.
«Es gibt kein Vertun: Wir stecken im Abstiegskampf, und zwar mittendrin», sagte der Boss des Aufsichtsrates: «Die Lage ist sehr, sehr ernst.» Allofs wird innerhalb des Konzerns aber nicht nur die sportlich ernüchternde Bilanz zur Last gelegt. Vor allem das zuletzt ungeschickte Auftreten des sonst so cleveren Managers ärgerte die entscheidenden Führungsspitzen des Automobil-Konzerns, der mit der Diesel-Affäre genug Ärger und wichtigere Probleme zu lösen hat.
Allofs wird vorgeworfen, dass er öffentlich eine überflüssige Strategie-Diskussion losgetreten hat. Auch deshalb sah sich der Boss des Aufsichtsrates genötigt, bei der Weihnachtsfeier zu betonen: «Damit eines klar ist: Der VfL ist und bleibt ein wichtiger Botschafter von Volkswagen. Und mehr als das: Der Verein ist Volkswagen.» Das Unternehmen stehe zum VfL: «Nicht nur gestern und heute, sondern auch morgen und übermorgen!»
Zu Allofs stand Volkswagen nicht mehr. Der vor rund vier Jahren von Werder Bremen gekommene Sportchef hatte auch bei der Moderation des Problems mit dem abwanderungswilligen Draxler ein schwaches Bild abgegeben, obwohl genau solche Dinge bisher zu seinen Stärken zählten.
Sportlich geht es seit dem Pokalsieg bergab, trotz hoher Investitionen. Bereits in der vergangenen Saison konnten die Wolfsburger die hoch gesteckten Erwartungen von Volkswagen nicht erfüllen. Die hundertprozentige Fußball-Tochter verpasste einen internationalen Wettbewerb.
Die großen Transfers von Allofs waren Flops. Die für viel Geld geholten Nationalspieler Draxler, Max Kruse und André Schürrle konnten sich nicht durchsetzen. Kruse und Schürrle wurden im Sommer bereits verkauft, Draxler will auch unbedingt weg.
In der laufenden Spielzeit rutschte der VfL Wolfsburg sogar noch weiter ab. Dabei investierte der VfL zu Saisonbeginn noch einmal rund 50 Millionen für neue Profis. Als es wieder nicht lief, entließ Allofs Trainer Dieter Hecking.
Doch auch unter Nachfolger Valérien Ismaël wurde es nicht besser. Nur zehn Punkte nach 14 Spielen sind die schlechteste Bilanz der Vereinsgeschichte. Der VfL Wolfsburg steckt in seiner 20. Saison in der 1. Bundesliga tief im Abstiegskampf und steht nur einen Punkt vor dem vorletzten Platz.
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(dpa)