Aufregerthema Sportdirektor: Wichtiger Mann die Bayern-Bosse
Singapur – Typisch Carlo Ancelotti. Beim großen Aufregerthema Sportdirektor reagierte der Cheftrainer des FC Bayern München als direkt Betroffener gänzlich unaufgeregt.
«Ich bin glücklich mit und ohne», verkündete der 58 Jahre alte Italiener auf der Asienreise des deutschen Fußball-Rekordmeisters nur kurze Zeit nachdem Uli Hoeneß die Präsentation eines Nachfolgers von Matthias Sammer angekündigt hatte. In den nächsten sechs Wochen soll die Lösung gefunden sein. «Ich bin nicht eingebunden in die Entscheidung», ließ Ancelotti in Singapur wissen.
Sicherlich weiß Ancelotti mehr. Zumal er als Cheftrainer derjenige sein wird, der mit dem neuen Sportdirektor in naher Zukunft täglich eng zusammenarbeiten muss. Nach außen aber hält sich Ancelotti bei dem Thema neuer Sammer, das ihn seit seinem Arbeitsbeginn beim FC Bayern im vergangenen Sommer begleitet, betont zurück. «Das ist eine Angelegenheit des Vereins», erklärte er auch wieder in Singapur.
In erster Line ist es eine Angelegenheit für Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Aufsichtsratsboss Hoeneß. Sie wissen, dass die vakante Position als Dauerzustand gerade auch für sie ein Problem darstellt. Das Führungsduo bestimmt die großen Linien beim Aushängeschild des deutschen Vereinsfußballs. Die großen Transfers werden ebenfalls vom Vorstand um Rummenigge abgewickelt, der Aufsichtsrat mit Honeneß an der Spitze muss bei entsprechenden Summen seine Zustimmung erteilen.
Zeit, ständig nah an der Mannschaft zu sein, haben die Big Bosse nicht. Diesen Job füllte Sammer als Sportvorstand bis zu seinem Ausscheiden vor einem Jahr aus. Es wurde zwar immer wieder gerne über Sammers Arbeit und seine Wertigkeit diskutiert. Fakt ist aber auch: In den vier Jahren mit dem Ex-Nationalspieler, Ex-Trainer und Ex-DFB-Sportdirektor holten die Bayern Titel am Fließband. 2013 feierte der FC Bayern mit Trainer Jupp Heynckes und Sportvorstand Sammer das historische Triple. Sammer, der in Kürze 50 wird und dem es gesundheitlich wieder gut geht, war stets präsent, auch als Sprachrohr nach außen und Schutzschild für den Trainer.
Nach langer Suche soll der Posten im Tagesgeschäft nun in Kürze wieder besetzt werden. Die Wunschlösung Philipp Lahm misslang. Auch Oliver Kahn wird es nicht. Namen kursieren, aber sie werden von den Entscheidern nicht kommentiert. «Wir wollen jetzt nicht hier auf den Basar gehen», sagte Hoeneß in Singapur.
Die «Bild» brachte Miroslav Klose ins Spiel. Der Weltmeister von 2014 zählt in Asien zur Münchner Reisegruppe. Er absolviert als Zugnummer für seinen Ex-Club Sponsoren- und PR-Termine. «Das ist ein Test für ihn und für uns», hatte Rummenigge vor Reisebeginn gesagt. «Ich schließe nicht aus, dass das auch eine langfristige Geschichte wird.»
Aber wohl kaum in der Funktion des Sportdirektors. Kloses Ziel ist der Trainerjob. «Das wird mein Weg sein», bekräftigte er jüngst beim Confed Cup in Russland, wo er Bundestrainer Joachim Löw assistierte. Seit vergangenen November gehört der 39-Jährige als Praktikant zum Trainerstab der Nationalmannschaft. Auch bei der WM 2018 will Klose dabei sein. Löw äußerte sogar den Wunsch, Klose ganz für den DFB zu gewinnen. Könnte da der stets reizvolle FC Bayern dazwischenfunken?
Schwer vorstellbar. Erst vor ein paar Tagen äußerte sich Klose zu seinen nächsten Plänen – und das auf der Internetseite des FC Bayern. «Nach der Reise mache ich erstmal Urlaub, darauf freue ich mich richtig», sagte er. Danach stünden die nächsten Trainerlehrgänge an. «Ich mache den A-Schein, und dann geht es auch schon mit der Nationalmannschaft nahtlos weiter.» Ende August – kurz vor Ablauf der von Hoeneß ausgerufen Frist für die Präsentation des Sportdirektors.
Fotocredits: Sven Hoppe
(dpa)