Auf Champions-League-Platz: Frankfurt nicht zu stoppen

Frankfurt/Main – In sieben Monaten von einem Abstiegs- auf einen Champions-League-Platz – und was ist der Lohn dafür? Eine Drohung!

Die Spieler von Eintracht Frankfurt verließen nach ihrem packenden 2:1 (0:0)-Erfolg gegen Borussia Dortmund teilweise schon das Stadion, als ihr Trainer noch einmal seine Stimme erhob. «Wir werden nicht abheben. Wir werden weiter hart arbeiten. Und wenn doch einer abhebt, dann werden wir dazwischen gehen», sagte Niko Kovac.

Natürlich hat Kovac noch etwas anderes gesagt. Zum Beispiel: «Ich bin stolz auf diese Mannschaft.» Oder: «Den BVB zu schlagen, ist für mich nochmal on top. Der BVB steht für mich noch eine Klasse über den Gegnern, die wir vorher geschlagen haben.»

Und natürlich weiß Kovac auch, dass er sich keine großen Sorgen um die Bodenhaftung seiner Spieler zu machen braucht. Diese Mannschaft ist nicht abgehoben, als sie im Mai gerade noch den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga vermied. Sie ist auch nicht abgehoben, als sie im Sommer völlig neu zusammengestellt wurde und danach regelmäßig Gegner wie Schalke 04, Bayer Leverkusen oder Bayern München geärgert hat.

Neu ist jetzt, dass das Umfeld langsam wieder zu träumen beginnt. «Eintracht Frankfurt international», sangen die Fans nach dem Abpfiff dieses mitreißenden Dortmund-Spiels. Das ist der Soundtrack zu jener letzten großen Frankfurter Erfolgsgeschichte, als der Verein in der Saison 2012/13 als Aufsteiger in die Europa League durchmarschierte.

Doch damals hatte die Eintracht eine eingespielte Formation, die sich von der Euphorie tragen ließ und an ihrem eigenen Offensivfußball berauschte. Diesmal sind die Tugenden andere: Ehrgeiz, Willensstärke, enorme Fitness, taktische Disziplin. Zu keiner Zeit verloren die Frankfurter am Samstag etwas von ihrer Widerstandskraft.

Das 1:0 durch Szabolcs Huszti (46.) war die Antwort auf eine Halbzeit voller Dortmunder Dauerdruck. Das 2:1 durch Haris Seferovic (79.) fiel gleich nach dem Ausgleich durch Pierre-Emerick Aubameyang (77.). Es sei «eklig und schwierig», gegen diese Eintracht zu spielen, sagte Dortmunds Matthias Ginter. Auf solche Komplimente ist Kovac stolz.

«Alle können träumen. Aber ich werde nicht träumen», sagte der Kroate am Samstag. Sein Dortmunder Kollege Thomas Tuchel hatte den Erfolg von Kovac und seiner Eintracht schon vor dem Spiel treffend analysiert. «Seine Mannschaft spielt so, wie er ist: cool, mit dem nötigen Herz, mit Biss.» Das sei «eine tolle Handschrift».

Wie sehr die Frankfurter Spieler die Arbeits- und Denkweise ihres Trainers verinnerlicht haben, zeigte sich am Samstag auch abseits des Platzes. Denn dort sagten alle im Kern das gleiche. «Wir sollten nicht verrückt werden, wenn wir auf die Tabelle schauen.» (Jesus Vallejo) «Man kennt doch die Geschichten von den Mannschaften, die in der Hinrunde viele Punkte geholt haben und dann eingebrochen sind.» (Timothy Chandler) Gewonnen wurde dieser Tiefstapel-Wettbewerb am Ende von Alexander Meier: «Unser Ziel ist der Klassenerhalt. Den müssen wir erst unter Dach und Fach bringen», sagte der Kapitän.

18 Punkte Vorsprung hat die Eintracht mittlerweile auf den ersten direkten Abstiegsplatz. Das sei «ein gutes Polster», meinte Sportdirektor Bruno Hübner. Vielleicht sei jetzt auch «ein bisschen vom internationalen Wettbewerb zu träumen. Aber wenn wir eine gute Saison spielen und am Ende auf einem einstelligen Tabellenplatz stehen, dann hätten wir sehr, sehr vieles richtig gemacht.»

Fotocredits: Ronald Wittek
(dpa)

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