Aubameyangs Aus: Gut für Dortmund, bitter für Gabun
Libreville – Das Mitleid mit seinem Stürmerstar hielt sich bei Borussia Dortmund in engen Grenzen.
«Nicht traurig sein, wir freuen uns auf Dich, Auba!», twitterte der BVB. Pierre-Emerick Aubameyang und sein Heimatland Gabun waren zu diesem Zeitpunkt gerade als Gastgeber und Mitfavorit des Afrika Cups schon nach der Vorrunde rausgeflogen. Aber zumindest in Dortmund sorgte das für nicht einmal notdürftig kaschierte Erleichterung. So kann der beste Torschütze der Fußball-Bundesliga wenigstens schon in dieser Woche wieder mit der Borussia trainieren und vor allem am Sonntag im ersten Rückrunden-Spiel bei Mainz 05 dabei sein.
Die Frage ist nur, in welcher Verfassung Aubameyang zu seinem Verein zurückkehren wird. Denn der vorzeitige K.o. beim Afrika Cup hat den 27-Jährigen und seine Panther schwer getroffen. «Ich denke immer noch: Wir waren besser als jedes andere Team in dieser Gruppe. Wir hatten alle Chancen, um uns zu qualifizieren», sagte Aubameyang nach dem 0:0 im letzten Gruppenspiel gegen Kamerun. «Aber leider gibt es Tage wie diesen, an denen ich eine Chance aus zwei Metern nicht nutze, an denen wir nur den Pfosten treffen oder der Torwart eine Parade zeigt, bei der wir nicht wissen, wie er das geschafft hat.»
Ausgerechnet einer der besten Stürmer der Welt vergab bereits in der vierten Minute die größte Chance des Spiels. Jedes seiner bislang 16 Saisontore in der Bundesliga war eine größere Herausforderung als jene Gelegenheit, die Aubameyang gegen Kamerun vergab. Mit einem Sieg wäre Gabun ins Viertelfinale eingezogen. So aber lautete die enttäuschende Turnierbilanz: drei Spiele, drei Unentschieden und nur Gruppenplatz drei. «Es tut mir leid für das ganze Land und dieses Team. Wir sind sehr traurig», sagte Trainer Jose Antonio Camacho, der früher einmal Real Madrid und die spanische Nationalelf trainierte.
Eigentlich gehört Gabun nicht zu den großen Fußball-Nationen Afrikas. Doch angesichts der Gastgeberrolle sowie prominenter Namen wie Aubameyang, Camacho oder Mario Lemina (Juventus Turin) hatten viele Fachleute diesmal mehr von den sogenannten Panthern erwartet. Die von großer Enttäuschung bis zu offener Erleichterung reichenden Reaktionen in diesem politisch tief gespaltenen Land zeigen aber vor allem: Es gibt Wichtigeres als Fußball, gerade in Gabun.
Das zentralafrikanische Land wird seit den Präsidentschaftswahlen im vergangenen Jahr von schweren Ausschreitungen erschüttert. Amtsinhaber Ali Bongo gewann diese Wahl knapp, die Opposition wirft ihm seitdem Wahlbetrug vor. Dieser Konflikt übertrug sich natürlich auch auf das Turnier. Einige Fans pfiffen die Mannschaft aus am Sonntag, andere jubelten ihr zu. Viele Oppositionelle waren von Anfang an der Meinung: Lieber ein frühes Ausscheiden ihres Landes als ein möglicher Propaganda-Erfolg für den umstrittenen Präsidenten.
Einige von ihnen hatten im Vorfeld zu einem Boykott des Afrika Cups aufgerufen, weil sie das Millionen-Budget für diese Veranstaltung lieber in Gesundheit und Bildung investiert gesehen hätten.
«Wenn man das Ganze sieht, muss man sagen: Es war nicht einfach für uns», sagte am Sonntag auch Aubameyang. Dass seine Mannschaft kaum Zeit hatte, sich auf dieses Turnier vorzubereiten, und dass Trainer Camacho erst im November und damit sehr kurzfristig verpflichtet worden war, kam noch erschwerend hinzu.
Bereits an diesem Dienstag droht der Afrika Cup die nächste Attraktion zu verlieren. Dann muss die Elfenbeinküste mit dem Herthaner Salomon Kalou unbedingt gegen Marokko gewinnen. Andernfalls wäre nach dem Gastgeber auch der Titelverteidiger vorzeitig raus.
Fotocredits: Sunday Alamba
(dpa)