Arbeitszeiten: Immer mehr Erwerbstätige müssen abends und nachts ran
„Puh, war das wieder spät gestern. Bis weit nach 20 Uhr noch im Büro gesessen.“ Solche Stoßseufzer dürften mittlerweile viele Erwerbstätige in Deutschland des Öfteren von sich geben. Denn gut ein Viertel von ihnen muss regelmäßig abends arbeiten, so dass Statistische Bundesamt. Nachtarbeit ist weniger verbreitet, tendenziell aber auch auf dem Vormarsch.
Abendarbeit: Starker Anstieg seit 1992
Der Anteil der Erwerbstätigen, die nachts und abends ihren Job erledigen, hat seit Anfang der Neunzigerjahre deutlich zugenommen. Das lässt sich dem Bericht „Qualität der Arbeit – Geld verdienen und was sonst noch zählt“ entnehmen, den das Statische Bundesamt (Destatis) jüngst veröffentlicht hat (Download hier). Demnach arbeitete im vergangenen Jahr 25,7 Prozent der Erwerbstätigen regelmäßig abends, womit der Zeitraum von 18 bis 23 Uhr gemeint ist. 1992 lag der Anteil noch bei gerademal 14,9 Prozent. Weniger stark ist die Zunahme bei der regelmäßigen Nacharbeit von 23 bis 6 Uhr. Gingen 1992 7,2 Prozent der Erwerbstätigen nachts ihrem Gelderwerb nach, waren es 2014 lediglich 1,4 Prozent mehr – insgesamt also 8,6 Prozent.
Selbstständige arbeiten besonders oft abends
Von Abendarbeit sind Selbstständige häufiger betroffen als Arbeitnehmer: 36,6 Prozent bei den Freelancern stehen hier 24,4 Prozent bei den Arbeitnehmer gegenüber. Bei der Nacharbeit ist es aber umgekehrt. 5,2 Prozent der Selbstständigen arbeiteten 2014 regelmäßig nachts, bei den Arbeitnehmern waren es mit 9,2 Prozent deutlich mehr.
Mehr als die Hälfte der Selbstständigen mit 48-Plus-Stunden-Woche
Von überlangen Arbeitszeiten sind wiederum wesentlich häufiger Selbstständige betroffen. Mehr als die Hälfte der in Vollzeit tätigen Freelancer (53 Prozent) hat 2014 gewöhnlich mehr als 48 Stunden pro Woche gearbeitet – was als überlange Arbeitszeit gilt. Bei den Arbeitnehmern in Vollzeit betrug der Anteil lediglich 7 Prozent. Der Gesamtanteil der Erwerbstätigen, die im vergangenen Jahr meist mehr als 48 Stunden in der Woche arbeiteten, liegt bei 12,3 Prozent. Besonders häufig davon betroffen sind Führungskräfte: 37,6 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen in Führungspositionen haben in der Regel eine überlange Arbeitszeit. Besonders hoch ist der Anteil der selbstständigen Führungskräfte, von ihnen arbeiteten 63,9 meistens mehr als 48 Wochenstunden.
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