Ancelotti verteidigt nach Remis seine Großrotation
München – Das Vorglühen weckte bei den Bayern-Stars noch keine Vorfreude aufs Prosit.
Nachdem die Münchner beim 1:1 (1:0) erstmals in dieser Bundesliga-Saison Punkte liegen ließen, durften sie sich drei Stunden nach dem «Frust»-Erlebnis gegen den 1. FC Köln wenigstens über die 0:2-Niederlage von Verfolger Dortmund in Leverkusen freuen. «Wir haben kein Problem, wir sind weit davon entfernt, ein Problem zu haben», stellte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge klar fest. Und Kapitän Philipp Lahm pflichtete bei: «Wir sind Tabellenführer. Es ist alles immer noch im Soll.»
Anlass für Alarmstimmung gibt es beim FC Bayern keinen, aber das 0:1 bei Atlético Madrid in der Champions League und das Remis gegen Köln nach einem 1:0-Vorsprung drückten zum Ende von drei Englischen Wochen nacheinander spürbar auf die Stimmung. Die Ansprüche beim ruhmreichen FCB sind eben andere, das räumten auch die Protagonisten selbst ein.
«Für mich ist es kein Wunder, dass man hier Punkte liegen lässt, wenn man nicht 100 Prozent gibt», monierte Nationaltorhüter Manuel Neuer, der selbst beim Gegentor schlecht aussah. «Man darf sich nicht zu sicher sein, dass man hier mit 95 Prozent einfach deutscher Meister wird.» Wie in Madrid fehlten auch in der mit immer noch drei Punkten Vorsprung angeführten Bundesliga zündende Ideen und Präzision in der Offensive. Wie bei Atlético waren die Bayern hinten wieder anfällig.
«Wir haben acht Spiele in Folge gewonnen, die letzten beiden waren nicht gut», meinte Trainer Carlo Ancelotti. «Jetzt kommt die Länderspielpause, und danach müssen wir mit der gleichen Motivation und Intensität zurückkommen wie zuvor.» Der Italiener verteidigte seine Radikalrotation mit sieben neuen Spielern in der Startformation als «angebracht und gut».
Beim für den Sonntagnachmittag anvisierten Wiesn-Besuch durften die Münchner auch dem ärgerlichen Unentschieden auf gute erste drei Monate unter dem Pep-Guardiola-Nachfolger anstoßen. «Das war unter unseren anderen neuen Trainern immer ganz normal, dass nicht am Anfang gleich sofort alles funktioniert hat. Das ist ein ganz normaler Prozess», sagte Lahm. «Die Spielweise hat sich schon verändert, es muss sich alles erst einspielen.»
Trotzdem schmeckten die beiden jüngsten Spiele keinem. Thomas Müller sprach von «Frust», der geschonte Lahm vermisste ein Stück Mia-san-Mia-Mentalität. «Wir müssen wieder dahin kommen und dem Gegner vom Start weg vermitteln, dass hier nichts zu holen ist. Das haben wir in den letzten Jahren überragend gemacht», erinnerte Lahm.
Die Münchner belohnten sich beim Einbahnstraßenfußball in Halbzeit eins mit dem 1:0 durch Joshua Kimmich (40. Minute). Doch nach dem Seitenwechsel zeigten die mutigeren Kölner nicht nur durch den Ausgleich von Anthony Modeste (63.), dass selbst Heimspiele in der Festung Allianz Arena kein Selbstläufer sein müssen. «Eine Bundesligasaison ist nie langweilig, wir müssen uns die Punkte auch erarbeiten und die Spiele erstmal gewinnen», sagte Müller.
Das machten die Kölner im elften ungeschlagenen Spiel nacheinander nicht nur beim Ausgleichstreffer deutlich. Neuer machte bei der Kung-Fu-Einlage von Modeste keinen guten Eindruck. «Ich muss mich entscheiden, ob er ihn kriegt oder nicht», schilderte Neuer die Szene und war auf dem Weg zum zweiten Pfosten in der Mitte «blank». «Neuer ist immer noch der beste Torwart der Welt», hob Ancelotti hervor. «Wenn man Fußball spielt, kann es passieren, dass man Fehler macht.»
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(dpa)