Ancelotti-Plan mit Risiko und Kalkül
Doha – Als die nun ehemaligen Bayern-Kollegen gerade in Doha zum Flughafen aufbrachen, begann für Holger Badstuber in Deutschland ein neues Fußball-Kapitel.
Mit zwei Koffern und einem Rucksack verließ der 31-malige Nationalspieler am frühen Morgen den Münchner Flughafen. Beim FC Schalke 04 will Badstuber nach einer Hinrunde mit nur drei Pflichtspielen im Ensemble von Trainer Carlo Ancelotti wieder als Aktivposten glänzen. «Ich habe Lust und Bock darauf», erklärte der 27-Jährige. Im nächsten halben Jahr wolle er Schalke helfen.
Seit 2002 spielt Badstuber für die Bayern, bei denen Thomas Müller, Franck Ribéry und Philipp Lahm den immer wieder verletzten Clubkameraden in einem halben Jahr in ihren Reihen zurückerwarten. Eine Vertragsverlängerung bis 2018 steht im Raum. Er werde den Verein «vorerst» verlassen, sagte Badstuber.
Erst einmal fehlt Ancelotti aber eine Alternative auf der Innenverteidigerposition. Da Jérôme Boateng nach einer Operation am Brustmuskel noch wochenlang ausfällt, sind Mats Hummels und Javi Martínez gesetzt. «Ich habe viel Vertrauen in Hummels und Martínez» sagte Ancelotti. «Und David Alaba hat schon sehr gut auf dieser Position gespielt.» Neue Leute will er im Winter keine.
Vor einem Jahr, als Boateng, Martínez und Medhi Benatia ausfielen, stockten die Münchner ihren Kader mit dem früheren Nationalspieler Serdar Tasci auf. Eine glückliche Beziehung zwischen dem Club und dem Dauerreservisten wurde es nicht. Nicht nur damals bewiesen Alaba und Joshua Kimmich aber ihre Eignung für Notfälle auf den zentralen Positionen der Viererkette. Auch wenn beide mit 1,80 und 1,76 Metern kein Innenverteidiger-Gardemaß aufweisen.
«Man hat sehr gute Mitspieler um sich herum, die es einem irgendwo einfacher machen», sagte Alaba in Doha zu seiner Rolle als Innenverteidiger-Backup. Auch in dieser Saison musste der Linksverteidiger dort schon ran. «Ich spiele da nicht wie ein richtiger Innenverteidiger, sondern versuche eher, Bälle rauszuspielen» – in manchen Situationen wie ein Mittelfeldspieler.
Ähnlich wie bei Alaba ist auch bei Kimmich die Vielseitigkeit ein Trumpf. «Ich spiele jede Position gerne – so lange ich überhaupt auf dem Platz stehe», sagte der 21 Jahre alte Nationalspieler während der Trainingstage im Emirat.
Ganz ohne Risiko ist Ancelottis Plan aber nicht, denn auch Martínez und Boateng fielen im vergangenen Jahr wiederholt verletzt aus. Die Verpflichtung von Tasci half damals allerdings auch keinem weiter. Der Lückenbüßer füllte den hochkarätig besetzten Kader auf, bereute angesichts von mageren 220 Liga-Minuten später selbst den Wechsel.
Nun können die Münchner aus der Ferne verfolgen, wie gut sich Badstuber in Gelsenkirchen schlägt. Denn nach den vielen schweren Verletzungen an Knie, Oberschenkel und Sprunggelenk fehlt Badstuber Wettkampfhärte. «Man hat im Trainingslager gesehen, dass er wieder auf einem sehr guten Weg ist, um allen zu zeigen, dass nach den ganzen Verletzungen ein sehr guter Innenverteidiger in ihm steckt», sagte Müller.
Die Verpflichtung eines hochkarätigen Ersatzmannes in diesem Winter hätte auch mit Blick auf die neue Saison nicht ins Personaltableau gepasst: Denn der talentierte Jung-Nationalspieler Niklas Süle von 1899 Hoffenheim hat beim Rekordmeister großes Interesse geweckt.
Fotocredits: Andreas Gebert
(dpa)