Ancelotti: «Ästhetik» ist nicht alles
München – Die Ergebnisse stimmen, aber bei der Heimpremiere 2017 wird von den Stars des FC Bayern auch mal wieder richtig gute Fußball-Unterhaltung erwartet.
Allerdings erlaubte sich Trainer Carlo Ancelotti vor dem Start in die Englischen Wochen gegen den von seinen Zielen und Ansprüchen weit entfernten FC Schalke 04 einen Einspruch. «Fußball ist nicht nur Ästhetik. Fußball ist auch Ergebnis, Taktik, Leidenschaft, Haltung. Man kann nicht immer gut spielen, aber dann andere Qualitäten zeigen», bemerkte der Italiener.
«Unsere Kontinuität im Spiel muss besser werden. Das ist der Schlüssel», verdeutlichte Ancelotti. Dominanz soll seine Mannschaft ausstrahlen – und Kontrolle von Spiel und Gegner. Zumindest bei den Resultaten passt die Kontinuität: Acht Pflichtspielsiege haben die Bayern aneinandergereiht. Trotzdem besteht Verbesserungsbedarf.
«Wir müssen jetzt zusehen, dass wir gegen Schalke, im Pokal gegen Wolfsburg und danach in Ingolstadt in die beste Verfassung kommen», mahnte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mit Blick auf die danach anstehende große Champions-League-Aufgabe gegen den FC Arsenal.
Philipp Lahm hofft auf Besserung durch den nun wieder rascheren Spielrhythmus. «Wir freuen uns, dass es endlich so richtig los geht», sagte der Kapitän vor seinem 500. Pflichtspiel als Bayern-Profi. Die Englischen Wochen, die ohne die verletzten Jérome Boateng und Franck Ribéry sowie den erkrankten Joshua Kimmich beginnen, sollen Schwung verleihen. «Spielerisch haben wir noch Luft nach oben», bemerkte auch Nationaltorhüter Manuel Neuer vor dem Duell mit seinem Ex-Club.
«Wir sind bereit für intensive Wochen», sagte Ancelotti. Er kündigte an, seinen Kader auszuschöpfen. «Rotation in diesen Spielen ist wichtig.» So deutete er für Samstag eine Pause von Kapitän Lahm an. Im Mittelfeld stehen Arturo Vidal und Thiago nach Verletzungen wieder zur Verfügung. Das Duo sei in guter Verfassung, sagte Ancelotti.
Auch in Gelsenkirchen haben sie eine Verwundbarkeit der Bayern registriert. «Sie haben die letzten Spiele alle gewonnen, aber nicht mit der Souveränität wie in den letzten Jahren», urteilte Markus Weinzierl. Der Schalke-Coach fordert von seiner Mannschaft eine «mutige Vorstellung» in der ausverkauften Münchner Arena.
Der Februar, in dem die Schalker sieben Pflichtspiele in drei Wettbewerben betreiten, wird auch für Weinzierl zu einem Monat der Wahrheit. Die jüngste Heimniederlage gegen Frankfurt hat die Stimmung auf Schalke kippen lassen, Weinzierl muss Erfolgserlebnisse liefern.
Bayern-Leihgabe Holger Badstuber dürfte bei seiner raschen Rückkehr nach München erneut keine Hauptrolle spielen. Denn Weinzierl sieht keinerlei Anlass, die Abwehrreihe umzubesetzen. Das Trio Höwedes, Naldo, Nastasic habe als Dreierkette gut funktioniert, begründete er: «Fakt ist, dass wir defensiv sehr stabil sind.»
Die Schalker Problemzone sieht der 42-Jährige nicht hinten, sondern vorne. «Der Kern unserer Problematik ist schon, dass uns acht bis zehn Stürmertore fehlen», äußerte Weinzierl. Die Pechsträhne mit verletzten oder angeschlagenen Stürmern reißt nicht ab. Neuzugang Guido Burgstaller musste mit muskulären Problemen pausieren, Eric Maxim Choupo-Moting ist ebenfalls angeschlagen.
Weinzierl haderte öffentlich mit der Situation: «Da kommt viel zusammen. Kein Spieler von Schalke ist vorne mit dabei in der Torjägerliste. Tore ergeben Punkte, und acht bis zehn Stürmetore sind sechs bis acht Punkte. Damit würde es uns in der Tabelle gutgehen.»
Ein Kaltstart von Klaas-Jan Huntelaar, der nach dreieinhalb Monaten Verletzungspause gerade wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist, verbietet sich eigentlich. Trotz der angespannten Lage beim Tabellenelften versicherte Sportvorstand Christian Heidel vor dem Gastspiel in München: «Es wird hier ruhig weitergearbeitet.»
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(dpa)