Altintop gegen Altintop: Das unverhoffte Wiedersehen
Darmstadt – In der Jugend und gleich zu Beginn ihrer Profikarriere spielten beide noch im selben Team. Doch seitdem haben sich die Zwillingsbrüder Hamit und Halil Altintop in der Fußball-Bundesliga immer wieder als Gegner gegenüber gestanden.
Nach mehreren Jahren der Unterbrechung ist es an diesem Samstag auf einmal wieder soweit: In einem Abstiegskampf-Duell empfängt Hamit mit Schlusslicht SV Darmstadt 98 den Tabellen-13. FC Augsburg mit seinem Bruder Halil im Team.
Dieses Spiel ist vor allem für die «Lilien» so wichtig, dass Hamit das Bruderduell «nur für eine Nebensache» hält. In den Zweikämpfen werde er keine Rücksicht auf Halil nehmen, das sei wie bei jedem anderen Spieler auch. «Aber natürlich würde ich mich freuen, wenn ich nach dem Spiel das größere Grinsen im Gesicht habe, wenn wir dann zusammen abends essen», sagte der frühere Spieler von Bayern München, Real Madrid und Galatasaray Istanbul. Denn das Verhältnis der beiden ist sehr eng. «Seit die Kinder da sind, ist es zwar etwas weniger geworden, aber wir haben noch immer täglich Kontakt.»
34 Jahre sind die beiden gebürtigen Gelsenkirchener mittlerweile alt – nun treffen sie im Herbst ihrer Karriere tatsächlich nochmals auf dem Spielfeld aufeinander. «Damit war ja nicht mehr unbedingt zu rechnen», sagte Halil Altintop. «Ich wünsche Hamit viel Glück, dass er mit Darmstadt seine Ziele erreicht und gemeinsam mit uns den Klassenerhalt schafft».
Hamit spielte die vergangenen viereinhalb Jahre bei Galatasaray Istanbul. Doch nachdem er dort zuletzt kaum noch zum Einsatz gekommen war, lösten beide Seiten den Vertrag Anfang Januar in gegenseitigem Einvernehmen auf. Einiges deutete auf ein Karriereende hin. Aber Ende Januar unterschrieb er überraschend bei Darmstadt 98.
Hamits Erfolgsliste ist beträchtlich: Der Mittelfeldmann holte mit Bayern München, Real Madrid und Galatasaray zahlreiche Pokale und Meisterschaften, bestritt 82 Länderspiele für die Türkei. Immerhin auf 38 Länderspiel-Einsätze kam sein Bruder Halil. Und auch wenn der offensivere der beiden Brüder keine Titel vorweisen kann: Mit mittlerweile 339 Einsätzen und 64 Toren ist Halil der bislang erfolgreichste türkische Bundesliga-Spieler und -Torschütze.
Von den bislang acht Altintop-Duellen in der Bundesliga gewann Hamit fünf, zwei gingen an Halil, einmal endete die Begegnung Remis. Ob es in der kommenden Saison nochmals ein Aufeinandertreffen der beiden Brüder gibt, ist nicht sicher. Ihre Verträge laufen im Sommer jeweils aus. Und außerdem ist derzeit noch völlig offen, in welcher Liga Augsburg und Darmstadt künftig spielen.
«Ich bin in dieser Hinsicht ganz gelassen», sagte Halil Altintop mit Blick auf die Zukunft. «Ich bin gesund, fit und habe die Möglichkeit zu spielen. Das genieße ich. Wir werden sehen, was die Zeit mit sich bringt. Ich bin offen für alles.» Und auch Hamit bleibt entspannt. «Dass ich sehr flexibel bin, habe ich ja bei meinem Transfer nach Darmstadt gezeigt», sagt er.
Die Mutter der beiden Zwillinge wird am Samstag übrigens nicht am Böllenfalltor sein. «Ganz am Anfang, als wir noch für Wattenscheid spielten, war sie einmal im Stadion. Aber das hat ihr gereicht», sagte Halil Altintop in einem «Sport Bild»-Interview. «Sie kam nicht damit klar, dass ihre Söhne in Zweikämpfen verletzt werden könnten. Seitdem war sie nie wieder bei einem Spiel vor Ort.»
Fotocredits: Arne Dedert
(dpa)