Achterbahn-Fußball verärgert BVB-Coach Tuchel
Dortmund – Pierre-Emerick Aubameyang trug diesmal keine Comic-Maske, sondern die Kapitänsbinde. Nicht nur deshalb stand der Torjäger von Borussia Dortmund beim hart erkämpften 3:0 (1:0) über den Hamburger SV im Mittelpunkt.
Gleich reihenweise ließ der Angreifer selbst beste Möglichkeiten aus, ehe er in der Schlussphase mit einem Assist und einem Treffer für die Entscheidung sorgte. Der neuerliche Chancenwucher seines Teams trübte die Freude von Trainer Thomas Tuchel über den Sieg beträchtlich. «Das ist fahrlässig und hat sich angefühlt wie eine Achterbahnfahrt. Da wird mir angst und bange, wenn ich an unser Programm in den nächsten Wochen denke.»
Vier Tage vor dem Bundesliga-Hit beim FC Bayern und eine Woche vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen AS Monaco offenbarte die Borussia mal wieder ihr altbekanntes Manko. Mit ihrer Abschlussschwäche machte sie den taumelnden Gegner wieder stark. «Es gibt zu viele Spiele, in denen es uns nicht gelingt, den Gegner auszuknocken. Das steckt uns in den Kleidern», klagte Tuchel, «wir müssen kritisch damit umgehen, dass wir aus solchen Spielen einen Balanceakt machen.»
Selbst der zurzeit beste Liga-Schütze zeigte vor dem Tor mehrfach Nerven. Das könnte nach Einschätzung von Tuchel mit der Aktion beim Revierderby zu tun haben, als Aubameyangs Torjubel mit einer Maske seines Privatsponsors für Diskussionen sorgte: «Ich glaube, dass Spieler manchmal unterschätzen, was es bewirkt, wenn soviel über einen geredet wird. Das ist nicht einfach wegzustecken.» Es spricht für Aubameyang, dass er am Ende dennoch das 2:0 von Shinji Kagawa (81.) vorbereitete und selbst (90.+2) im siebten Pflichtspiel nacheinander traf. «Ich glaube, dass dieses Tor mit der Vorgeschichte ein sehr wichtiges für Auba und uns alle werden kann», kommentierte Tuchel.
Weil der Tabellenvierte gegen den HSV zwischenzeitlich gehörig ins Wanken geriet, machte der Sieg nur bedingt Mut für das Duell der Branchenriesen am Samstag in München. Der eingewechselte Nuri Sahin glaubt, dass der souveräne Tabellenführer es gegen den BVB unbedingt besser machen will als beim 0:1 in Hoffenheim: «Ich bin mir sicher, dass die Bayern jetzt unbedingt gewinnen wollen und sie sich gegen uns nicht schonen werden für das Champions-League-Spiel gegen Real.»
Der Pflichtsieg über den HSV bereitete dem BVB mehr Probleme als erwartet. Mitte der zweiten Hälfte hatten die Norddeutschen durch Bobby Wood (63.) und zweimal Filip Kostic (64./74.) gute Ausgleichsmöglichkeiten. «Es hört sich blöd an, aber bis zur 80. Minute haben wir ein wirklich gutes Auswärtsspiel gemacht. Da waren wir knapp dran, einen Punkt mitzunehmen», befand Trainer Markus Gisdol. Ähnlich sah es Abwehrspieler Matthias Ostrzolek: «Wir sind auswärts in Dortmund zu sauvielen Chancen gekommen. Insgesamt haben wir ein sehr ordentliches Auswärtsspiel gemacht.»
Nicht nur die Niederlage, sondern auch die Verletzungen der Profis Albin Ekdal und Torhüter René Adler drückten Gisdol aufs Gemüt. Doch zumindest bei Torhüter Adler gab es am Morgen danach Entwarnung. Nach eingehender Untersuchung wurde eine Prellung des Brustkorbs diagnostiziert. Zunächst war eine Lungenverletzung befürchtet worden. Damit besteht Hoffnung, dass der Keeper am Samstag im Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim schon wieder eingesetzt werden kann. Bei Ekdal, der sich in der Schlussphase eine schwere Verletzung im Oberschenkel zuzog, ist die Hoffnung dagegen gering.
Fotocredits: Bernd Thissen
(dpa)