Pfusch im Atomkraftwerk Biblis
Wieder macht ein deutsches Atomkraftwerk erschreckende Schlagzeilen. Ein ehemaliger Techniker im Atomkraftwerk Biblis berichtet von Pfusch und schlampiger Umsetzung bei Nachrüstungsarbeiten in wichtigen Bereichen des Reaktorgebäudes. Nach zahlreichen Störfällen im AKW Krümmel im Sommer liefert nun der älteste Reaktor der Bundesrepublik Grund zur Besorgnis. Er zählt mit 400 Meldung zu den drei störanfälligsten Atomkraftwerken des Landes.
Pfusch im Atomkraftwerk – Kurzschlüsse und falsche Messungen bei Umsetzung der Sicherheitsbestimmungen
Ein ehemaliger Techniker des Atomkraftwerks Biblis berichtete nach seiner Arbeit im Reaktor dem IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges – Ärzte in sozialer Verantwortung), es habe bei Änderungsmaßnahmen und Arbeiten an der Elektro- und Leittechnik erhebliche Abweichungen von den Plänen gegeben und es sei zu einem einzigen organisatorischen Chaos gekommen.
Viele Mitarbeiter hätten schlichtweg gar nicht die nötige Routine gehabt, die Arbeiten durchzuführen und sich vor Angst, sich mit der Umsetzung strafbar zu machen, krank gemeldet. So sei es zu Pfusch in wichtigen Teilen des Reaktors gekommen, die vor allem für die Sicherheit z..B. bei Störfällen oder Fremdein-wirkungen (Stichwort Flugzeugabsturz, Terroranschlag..) verantwortlich sind. Leitungsver-bindungen sollen dabei regelrecht geschmolzen, viele Kurzschlüsse ausgelöst und falsche Messungen dem TÜV nicht gemeldet worden sein. Die skandalösen Anschuldigungen sind von dem vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegebenen Ökoinstitut Freiburg geprüft und weitestgehend bestätigt worden. Die RWE, die das Atomkraftwerk in Biblis betreibt, bestreitet jedoch die Pfusch-Vorwürfe.
Atomkraftwerk Biblis ist nicht der einziger Pfusch-Reaktor
Nach den erschreckenden Störfällen kurz nach der Wiederaufnahme des Atomkraftwerks Krümmel diesen Sommer, die von den Betreibern nicht ordnungsgemäß gemeldet worden waren, stellt sich die Frage, wie verantwortungsvoll in den Reaktoren mit Sicherheitsbestimmungen und Störfällen umgegangen wird. Pfusch-Reaktor Biblis machte immerhin schon mit über 400 Fällen von sich Reden und zählt damit zu einem der anfälligsten Atomkraftwerken in Deutschland. Generell sei die technische Nachrüstung in den alten Reaktoren eben besonders schwierig. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln, dass die Schwarz-Gelbe-Koalition nach der Bundestagswahl 2009 an der Absage an den Atomausstieg festhält und sich fragen, wann die nächsten heimlichen Pfusch-Fälle in einem deutschen AKW durchsickern.