Das Studenten Bafög

Eine der fundamentalsten Einsichten im Leben, die den zynischen Erwachsenen vom hoffnungsfrohen Kinde trennt, ist die, dass auf einer gewissen Ebene alles Mist ist. Dinge, die auf den ersten Blick wie zum Wohle der Menschheit gemacht erscheinen, entpuppen sich bei näherem Hinsehen als maximierte Enttäuschung hinter leeren Versprechen.

Bestes Beispiel: Das Studenten Bafög.

Eine tolle Sache. Da wird Lernwilligen die Chance geboten, nach ihrem Abitur den Weg des Hochschulstudiums einzuschlagen, indem ihnen der Staat finanziell unter die Arme greift. Das Studentische Bafög ist sozusagen das, was den Sozialstaat unserer Väter abhebt von den schrecklichen Verhältnissen der Nachbarländer.

Konkret ausprobiert, wandelt sich der Traum von echter Unterstützung dann ziemlich schnell in ein bürokratisches Wirrwarr mit anschließendem „What the FUCK?“-Effekt. Wusstet Ihr zum Beispiel, dass das BaföG-Amt bei der Höhe der Unterstützung berücksichtigt, wieviel die Eltern verdienen? Das wusstet Ihr. Was aber ist, wenn die Eltern getrennt leben und der Vater sich den Unterhaltszahlungen seit Jahren durch Schwarzarbeit und Wohnungswechsel entzieht? Dann ist es Sache des potentiellen Studenten, sich darum zu kümmern. Oder wenn die Eltern genügend Geld hätten, dieses aber nie im Leben zahlen wollen und falsche Angaben in Sachen Einkommen machen? Dann soll der potentielle Student doch bitte sein Gehalt einklagen, alles was Recht ist.

Die hirnrissige und typisch deutschbürokratische „Nach dem Textbuch“-Mentalität greift auch in Sachen BaföG: So kommt es dazu, dass man erst seinen Antrag stellen kann, wenn man bereits an der Universität angenommen wurde. Bis zum Studienbeginn sind es da maximal zwei Monate. Das ist absichtlich so festgelegt, damit der Student ordentlich bangen und hoffen kann, bei der Beurteilung seines BaföG-Rechts gut wegzukommen. Es lässt sich nämlich nicht von vornherein sagen, ob er oder sie Unterstützung bekommt – vor allem die Höhe der zu erwartenden Unterstützung wird einem erst hinterher mitgeteilt. Wäre ja auch zu einfach, die Richtlinien für die Berechnung der BaFöG-Höhe allen zugänglich und öffentlich zu machen – das Internet ist bekanntlich vor allem dazu da, die Möglichkeit der freien Information schmackhaft zu machen, um sie dann zu verweigern. Siehe oben.

Unterstützungshöhen von 10 Euro sind keine Seltenheit. Da lohnt es sich eher, eine Bank auszurauben. Stundenlang Anträge auszufüllen, um sich hinterher von fettärschigen Göttinen auf dem Bafög-Sessel erklären zu lassen, die eigene Situation sei nicht vergleichbar mit der von Kindern in Afrika – Danke Deutschland!

Da kann man direkt froh sein, als Studienanfänger bessere Zeiten erlebt zu haben.

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