Studie deckt auf: Glückliche Menschen leben nicht länger

Studie deckt auf: Glückliche Menschen leben nicht längerGlück verlängert das Leben? Von wegen! Forscher aus Großbritannien und Australien haben jetzt im Fachmagazin „Lancet“ ihre langjährige Studie veröffentlicht. Dabei haben sie herausgefunden, dass Glücksichsein das Leben nicht verlängert. Gleichzeitig sterben unglückliche Menschen nicht automatisch früher. Frühere Forschungen, die zu solchen Ergebnissen kamen, sollen Ursache und Wirkung vertauscht haben.

Kein Zusammenhang zwischen Zufriedenheit und Sterblichkeit

Für die Studie wurden die Daten der Teilnehmerinnen der „One Million Women Study“ ausgewertet. Mit den Fragebögen konnten die Forscher die Selbsteinschätzungen zu Gesundheitszustand, psychischem Wohlbefinden, Stress und Entspannung auswerten. Die britischen Frauen, die an der Studie teilnahmen, waren im Schnitt 59 Jahre alt. Jede sechste stufte sich als unzufrieden ein, 30.000 von ihnen starben während des Untersuchungszeitraums.

Doch die Forscher konnten keinen Zusammenhang zwischen Unzufriedenheit und Sterblichkeit nachweisen. Bette Liu von der University of New South Wales in Australien, die Hauptautorin der Studie, sagt: „Krankheit macht Menschen unglücklich. Aber Unzufriedenheit allein macht Menschen nicht krank.“

Das löst bei Deutschen Glücksgefühle aus

Tatsächlich steht Gesundheit aber an erster Stelle, wenn man Menschen fragt, was Glück für sie bedeutet. In einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2008 gaben 87 Prozent der Befragten an, Gesundheit sei der Glücksfaktor Nummer eins.

Der aktuelle Glücksatlas 2015, den die Deutsche Post Ende November veröffentlicht hat, zeigt nicht nur wo in Deutschland die glücklichsten Menschen leben, sondern auch, wie sehr die Arbeit dieses Gefühl beeinflusst. Die Digitalisierung trage laut der Umfrage allgemein zu einer Verbesserung der Arbeitszufriedenheit und somit auch zum Glücklichsein bei.

In diesem Jahr leben die glücklichsten Deutschen (wie in den vergangenen zwei Jahren auch) in Schleswig-Holstein (7,36 Glückspunkte). Am wenigsten glücklich sind die Bewohner der neuen Bundesländer (zum Beispiel 6,67 Punkte in Mecklenburg-Vorpommern). Insgesamt ist das Glücksniveau aber gestiegen: von 7,00 in 2014 auf 7,02 Glückspunkte in diesem Jahr.

Die Gralsbewegung, eine Vereinigung, deren Credo lautet: „Jeder ist seines Glückes Schmied!“, unterscheidet zwei Arten von Glück. Sie differenzieren „Glückhaben“ von „Glücklichsein“ und halten Seminare, in denen sie diese Gralsbotschaft verbreiten. Dabei zeigen sie Wege auf, wie man dauerhaft glücklich sein kann.

Was kam zuerst: Laster oder Unzufriedenheit?

Doch egal, ob Gesundheit, Arbeit oder dauerhafte Zufriedenheit – Glück verlängert medizinisch gesehen nicht das Leben. Laut den australischen und britischen Forschern seien viele Leute der Meinung, dass Stress und Unzufriedenheit Krankheiten auslösen könne. Allerdings verwechselten sie Ursache und Folgewirkung. Den Studienergebnissen zufolge sind kranke Menschen oder Personen mit ungesunden Eigenschaften häufiger unglücklich – und sie sterben früher. Allerdings lässt sich nicht rekonstruieren, was zuerst kam: Krankheit beziehungsweise ungesunde Angewohnheiten oder das Unglücklichsein.

Die Frauen, die sich in der Studie als unzufrieden einstuften, griffen häufiger zu Zigarette und Alkohol, trieben wenig Sport, schliefen schlecht und hatten selten einen festen Partner. Sie stuften auch ihre Gesundheit überwiegend als schlecht ein. Bei der Gruppe Frauen, die ihre Gesundheit hingegen als gut einstuften, war es egal, ob sie sich glücklich oder unglücklich fühlten – es konnte kein Unterschied im Hinblick auf ihre Lebenserwartung festgestellt werden.

Die britischen und australischen Epidemiologen schlussfolgern nach der Untersuchung der britischen Frauen, dass Unglücklichsein, Stress oder schlechte Angewohnheiten sich nicht direkt auf die Sterblichkeit auswirken.


Bildquelle: Thinkstock, 522204691, iStock, ViewApart

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