HSV droht drittes Jahr Zweitklassigkeit
Heidenheim – Nach einem erneuten Last-Minute-Tor droht dem Hamburger SV ein drittes Jahr in der 2. Fußball-Bundesliga.
Durch das 1:2 (0:0) beim Aufstiegs-Mitkonkurrenten 1. FC Heidenheim nach Führung rutschten die Hanseaten am Sonntag vom Relegationsplatz drei und müssen vor dem Saisonfinale am kommenden Sonntag auf fremde Hilfe hoffen. Konstantin Kerschbaumer sorgte mit seinem Tor in der fünften Minute der Nachspielzeit für das späte Glück der Heidenheimer und stürzte die Hamburger in ein tiefes Loch. «Ein sehr, sehr bitterer Nachmittag für uns», sagte HSV-Trainer Dieter Hecking.
Es war die vierte Partie des HSV nach dem Ende der Corona-Zwangspause, in der er wichtige Zähler in der Schlussphase verspielte: beim 2:2 in Fürth, beim 2:3 in Stuttgart, beim 3:3 gegen Holstein Kiel und nun in Heidenheim. Insgesamt sieben Punkte, die den Hamburgern nun fehlen.
«Wir hätten eigentlich schon längst durch sein können, das haben wir nicht geschafft. Das sind für die Spieler extremste Situationen, das durchleben zu müssen», sagte Hecking, dessen Vertrag sich nur im Fall des Aufstiegs verlängert. Es gehe jetzt darum, den Kopf wieder hochzukriegen, meinte der 55-Jährige. «Wenn ich jetzt sagen würde, nein, wir haben keine Chance mehr, dann wäre ich wohl ein ganz schlechter Trainer. Aber natürlich sind wir jetzt auf Schützenhilfe angewiesen.»
Nach dem späten K.o. hat seine Mannschaft nur noch Aussichten auf die Relegation. Der HSV (54) hat einen Punkt weniger als die Heidenheimer. Die Hamburger spielen am kommenden Sonntag gegen den SV Sandhausen, der 1. FC Heidenheim muss zum Zweitliga-Meister Arminia Bielefeld. «Wir müssen jetzt erst mal unser Spiel gegen Sandhausen gewinnen und dann schauen, was in Bielefeld passiert», sagte Hecking. Der VfB Stuttgart auf Platz zwei ist nach dem 6:0 beim 1. FC Nürnberg so gut wie aufgestiegen und für die Hamburger bei vier Punkten Rückstand ohnehin nicht mehr zu erreichen.
Dabei hatte es lange gut ausgesehen: Joel Pohjanpalo (46. Minute) hatte den HSV verdient in Führung gebracht. Doch ein Eigentor von Abwehrspieler Jordan Beyer (80.) bescherte den zwischenzeitlichen Ausgleich für die Heidenheimer – und löste wieder einmal das große Hamburger Zittern aus. Kerschbaumer machte dann den Albtraum der Hanseaten auf der schwäbischen Ostalb perfekt. «Das letzte Tor hätte so nicht fallen dürfen», meinte Hecking.
Dabei hatte er alles versucht und mit seiner Startelf überrascht. Auf vier Positionen änderte er das Team im Vergleich zur 1:1-Enttäuschung am Dienstag gegen den VfL Osnabrück. In der Deckung stellte Hecking von einer Vierer- auf eine Dreier-Kette.
Die Maßnahmen wirkten. Der HSV erarbeitete sich ein Übergewicht. Von den Heidenheimern wurde die Defensive der Norddeutschen in der ersten Halbzeit selten gefordert. So hatten die Gäste schon in der siebten Minute die erste große Chance des Spiels. Nach einem Eckball flog der Ball von Gideon Jungs Kopf an den Posten. Doch danach machten die Hamburger zu wenig aus ihrer spielerischen Dominanz.
Das änderte sich Sekunden nach der Pause. Nach einem weiten Schlag aus der HSV-Hälfte kam der Ball zu Pohjanpalo, der sicher aus zehn Metern traf. Doch Heidenheim machte Druck und wurde durch Beyers Eigentor und Kerschbaumer belohnt. «Unglaublich, was meine Mannschaft heute gezeigt hat, leistungsmäßig, aber auch von der Einstellung, vom Willen her», meinte Heidenheims Trainer Frank Schmidt.
Fotocredits: Tom Weller
(dpa)