Abstieg: FC Ingolstadt «verbrennt» Hasenhüttl-Erbe
Ingolstadt – Entsetzen, Fassungslosigkeit, totale Leere: Der krachende Absturz in die 3. Fußball-Liga löste beim FC Ingolstadt heftige Emotionen von stiller Trauer bis zu wilder Wut aus.
«Dass wir die Relegation erreicht haben, war ein Wunder. Dass wir sie dann so vergeigen, ist bitter», schimpfte Vorstandsboss Peter Jackwerth nach dem dramatischen 2:3 (1:3) im Rückspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden, dessen Spieler und Fans im Aufstiegsrausch den immer gleichen Schlachtruf skandierten: «Nie mehr Dritte Liga, nie mehr, nie mehr!»
Dritte Liga. Das ist jetzt die bittere Realität für den FCI, der noch vor drei Jahren unter Trainer Ralph Hasenhüttl seine erste Saison in der Bundesliga sensationell auf Tabellenplatz elf abschloss. Der Österreicher zog damals weiter zu RB Leipzig. Und in Ingolstadt wurde sein Erbe in nur drei Jahren durchgebracht. Bundesliga-Abstieg 2017, Zweitliga-Abstieg 2019 – und alles selbst verschuldet.
«Das Endresultat ist das Produkt der gesamten Saison», resümierte Mittelfeldspieler Marcel Gaus am Dienstagabend. Den 2:1-Vorsprung aus dem Hinspiel verspielte eine Elf, die ohne den gesperrten Kapitän Almog Cohen führungslos agierte. «Wir sind nicht heute abgestiegen», betonte Jackwerth. Die Saison war bis zum finalen Aufbäumen unter Oral, der auf die gescheiterten Stefan Leitl, Alexander Nouri und Jens Keller folgte, eine einzige Katastrophe. «Wenn man vier Trainer, einen Sportdirektor und einen Geschäftsführer verbrennt, sieht man, welche Probleme wir hatten», bemerkte Jackwerth selbstkritisch.
Wie geht’s weiter? Es steht ein radikaler Umbruch bevor. Es hänge alles «in der Schwebe», sagte Jackwerth. Dritte Liga in Ingolstadt heiße: «Anderes Budget, andere Mannschaft. Mal gucken, ob wir den einen oder anderen Spieler halten können.» Teure Leistungsträger wie Dario Lezcano oder Sonny Kittel werden kaum in die 3. Liga mitgehen. Thomas Pledl steigt sogar auf, der Flügelstürmer wechselt zu Fortuna Düsseldorf.
Tomas Oral wird den Neuaufbau wohl nicht als Trainer begleiten. «Was mit mir persönlich ist, ist momentan uninteressant. Es spielt keine Rolle», sagte der 46-Jährige, dessen Kurzzeit-Engagement endet. «So war es abgemacht», erklärte Oral. Für Jackwerth bleibt Oral dennoch «eine Option» für den Neuaufbau. Trainer, Sportdirektor, Mannschaft – auf die Verantwortlichen um Jackwerth (61) kommt viel Arbeit zu.
Oral verabschiedete sich mit einem Ratschlag: «Der Verein muss sich schütteln und dann neu aufstellen in vielen Bereichen. Ich wünsche dem FCI bei seinen Entscheidungen ein glückliches Händchen.»
Zwickau, Meppen und Münster heißen künftig die Reiseziele des FCI, während sie sich in Wiesbaden auf Fußballfeste freuen können. Im Freudentaumel des Aufstiegs nach einer «brutalen Relegation» mochte der mit Bier geduschte Trainer Rüdiger Rehm aber noch nicht zu sehr in die Zweitliga-Zukunft blicken. «Gegen wen wir spielen, habe ich noch nicht wahrgenommen», sagte der 40-Jährige: «Ob der HSV kommt, oder Stuttgart, oder Nürnberg – das ist jetzt völlig egal.»
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(dpa)