Schalke nach 1:2 gegen Leverkusen mitten im Abstiegskampf
Gelsenkirchen – Schalkes Trainer Domenico Tedesco blieb nach dem Abpfiff mit beiden Händen in den Hüften gestützt zehn Sekunden stehen und blickte ins Leere. Die Anhänger in der Schalker Nordkurve verabschiedeten ihre Mannschaft mit einem Pfeifkonzert.
Mittelfeldspieler Bastian Oczipka verstand sie: «Die Fans sind unzufrieden. Das ist klar bei diesem Tabellenstand.» Für den Vize-Meister hat kurz vor Weihnachten endgültig der Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga begonnen. Die Gelsenkirchener verloren das Krisen-Duell gegen Bayer Leverkusen im eigenen Stadion mit 1:2 (1:2) und gehen mit einem einzigen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz in den letzten Hinrunden-Spieltag – an dem sie beim Tabellen-16. in Stuttgart antreten müssen.
Im Winter könnten bei den Königsblauen, die vor dem Anpfiff mit 61.548 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Arena einen bewegenden Abschied vom Steinkohle-Bergbau zelebrierten, somit die Diskussionen um Tedesco und Manager Christian Heidel an Schärfe zunehmen. Auch Leverkusens Trainer Heiko Herrlich kann sich seines Jobs nicht sicher sein. Doch nach dem Sieg durch die Tore von Aleksandar Dragovic (26.) und Lucas Alario (35.) hat der Vorjahres-Fünfte nun sechs Punkte mehr auf dem Konto als die Schalker und ist den Europacup-Rängen näher als den Abstiegsplätzen. Für die Gastgeber traf Haji Wright (45.+2) in einer schwachen Begegnung.
«Es war klar, dass es heute keinen Schönheitspreis gibt», sagte Bayer-Kapitän Julian Baumgartlinger nach dem «Inbegriff eines Kampfspiels». Beiden Mannschaften war die enttäuschende Tabellensituation anzumerken, sie wirkten gehemmt und verunsichert. Die Gastgeber, die auf fünf Angreifer verzichten mussten, bemühten sich zunächst lediglich um Spielkontrolle, gingen aber in der Offensive zu zaghaft vor. Das rächte sich, als Bayer aufkam. Ein kläglicher Flachschuss von Dominik Kohr (24.) war eine erste Warnung. Dann traf Dragovic im Nachschuss nach einem Pfostentreffer von Leon Bailey. Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte zunächst auf Abseits entschieden, wurde vom Videoassistenten aber korrigiert.
Bei diesem Treffer sah S04-Torwart Ralf Fährmann unglücklich aus, weil ihm der Ball durch die Beine rutschte. Das zweite Tor ging komplett auf die Kappe des Schlussmannes. Er ließ den Schuss von Alario durchflutschen. Für das sonst so geduldige Schalker Publikum war dieser Stand das Signal zu lautstarken «Wir wolln euch kämpfen sehn»-Gesängen und Pfiffen. Die Gastgeber hatten völlig den Faden verloren und irrten zeitweise umher.
Der Anschlusstreffer von Wright, der damit im vierten Bundesligaeinsatz sein erstes Tor erzielte, gab ihnen für die zweite Halbzeit Auftrieb. Die Hausherren kämpften sich in die Partie, brachten aber weiter kaum Struktur auf den Platz und versuchten es mit der sprichwörtlichen Brechstange. Die eingewechselten Steven Skrzybski (68.) und Jewgeni Konopljanka (72.) sowie Daniel Caligiuri (84.) und Weston McKennie (88.) vergaben noch gute Chance für die Schalker, die in der Schlussphase den Druck erhöhten. Leverkusen kam kaum noch zu Entlastungsangriffen.
Fotocredits: Guido Kirchner
(dpa)