HSV rätselt: Remis gegen Union Sieg oder Niederlage?
Hamburg – Der Hamburger SV steht weiterhin an der Spitze der 2. Fußball-Bundesliga, schiebt aber Frust. Nach dem 2:2 im Spitzenspiel gegen den 1. FC Union Berlin steuern die Norddeutschen unverändert Kurs Bundesliga-Rückkehr.
Der Last-Minute-Ausgleich nervt das Team jedoch. «Wir haben zwei Punkte verloren», haderte Rechtsverteidiger Gotoku Sakai. «Es ist ein Punkt, der uns auf unserem Weg hilft», widersprach Trainer Hannes Wolf.
Es ist ein Gefühlsspagat, den der Bundesliga-Absteiger zu bewältigen versucht. Die emotionale Wucht des späten Ausgleichtores durch den Berliner Angreifer Suleiman Abdullahi in der 90. Minute überlagerte zunächst die rationale Bewertung des Geschehenen. Letztlich aber hat der HSV mehr einen Punkt gewonnen als zwei verloren. Denn was das Team in den ersten 45 Minuten abgeliefert hatte, verstörte die frierenden Fans zutiefst.
Dass die Mannschaft, die im Wust eigener Fehlleistungen zu versinken drohte, nach der Pause umgekrempelt erschien, war ein Verdienst von Wolf. Was er seinen Mannen in der Kabine auf dem Weg gegeben hat, wollte er nicht verraten. «Er war schon etwas laut», gestand Sakai.
Wolf brachte es in seiner Analyse auf den Punkt: «Schön, dass wir das Spiel gedreht haben.» Den Nachfolger von Christian Titz wird zunächst schockiert haben, wie hektisch, zweikampfschwach und mit technischen Fehlern behaftet seine Mannschaft vor der Pause agierte. Faktisch sind die Hamburger ein Aufstiegskandidat, aber ablesen lässt sich das an ihrer Spielweise nicht immer.
Wolf darf für sich immerhin in Anspruch nehmen, keines seiner fünf Pflichtspiele mit den Hamburgern verloren zu haben (vier Siege, ein Remis). Seine Vorstellungen von erfolgreichem Fußball sind zwar nicht deckungsgleich mit denen von Vorgänger Titz, doch er geht behutsam mit Veränderungen um.
«Er hat taktisch gar nicht so viel umgestellt. Es sind ein paar Feinheiten. Unsere Außenverteidiger agieren jetzt auch mal etwas mehr im Zentrum», erklärte Kapitän Aaron Hunt. «Und wir spielen nicht auf Teufel komm‘ raus Ballbesitzfußball. Wir haben jetzt die eine oder andere Variante drin. Das ist jetzt vielleicht der größte Unterschied in den paar Wochen, in denen er jetzt hier ist.»
Vermutlich hätte Wolf für die Umsetzung seiner Vorstellungen gern Verstärkungen auf dem Rasen. Eine Aufrüstung in der Winterpause wird es bei dem dauerhaft in der finanziellen Klemme steckenden Verein aber nicht geben. Vorstandschef Bernd Hoffmann hat seinem Trainer schon bei Amtsantritt jegliche Illusionen geraubt. «Wir sind immer noch ein ganz massiver Krisenclub. Wir haben eine dramatische wirtschaftliche Situation», lautete die Ansage. Im laufenden Geschäftsjahr, so wird spekuliert, droht der höchste Fehlbetrag in der Geschichte des Vereins. Wolf ist nicht zu beneiden.
Fotocredits: Axel Heimken
(dpa)