Der etwas andere Reiseführer über die Pfalz
Bad Dürkheim (dpa/lrs) – «Gebrauchsanweisung für die Pfalz» – nicht immer trifft ein Buchtitel so zu wie bei dem gleichnamigen Reiseführer für die Region in Südwestdeutschland.
Auf mehr als 200 Seiten bietet Autor Christian «Chako» Habekost eine Tour d’Horizon von Helmut Kohl über den 1. FC Kaiserslautern bis zur US-Militärbasis Ramstein. Mundart-Comedian Habekost, geboren in Mannheim und wohnhaft im pfälzischen Bad Dürkheim, nimmt Maß und lotet dem Pfälzer Seele, Herz und Bauch aus. Ob Saumagen oder Dubbeglas, ob Riesling, ob Kartoffeln: Der Leser fühlt sich köstlich unterhalten – und lernt gleichzeitig viel.
Längst gilt der Mann mit der charakteristischen Langhaarfrisur als eine Art «Kulturminister der Kurpfalz». Erst im vergangenen Jahr verlieh ihm die Karneval- und Tanzsport-Gesellschaft «Schlotte» den renommierten Saumagen-Orden der Region – eine 740 Gramm schwere Saumagen-Nachbildung aus Rosenquarz. Habekost repräsentiere «als echter Kurpfälzer und Vertreter der modernen pfälzischen Dichtung seine Heimat und ihren Dialekt mit Witz und Humor in hervorragender Weise», hieß es zur Begründung. Dass bei der Verleihung auch Saumagen serviert wurde, war für den Vegetarier übrigens kein Problem: Die Organisatoren hatten für ihn ein vegetarisches Exemplar organisiert.
In seiner «Gebrauchsanweisung für die Pfalz» spart der Autor unbequeme Themen nicht aus. Zum Beispiel Fluglärm und Umweltschäden durch das US-Militär, das sich für manche wie ein «Schälmessser in der Grumbeersupp» gebärde. Oder der schwierige Umgang des plötzlich berühmt gewordenen Ortes Kallstadt mit dem weit entfernten Spross Donald Trump. Der Autor wirft auch einen Blick über den Tellerrand: einerseits ins benachbarte Saarland, mit dem die Pfalz eine «herzliche Freund-Feindschaft verbindet». Dabei seien sich beide ähnlicher, als sie wahrhaben wollten, meint Habekost.
Anderseits schaut er über den Rhein nach Mannheim, das er «meist unterschätzte Stadt Deutschlands» nennt. Habekost bedient dabei durchaus Klischees – oft nur, um sie gleich zu widerlegen. Der 56-Jährige tut dies augenzwinkernd, hintergründig und mit leichter Hand. Ob die Geschichte des Hambacher Festes oder die Begradigung des Rheins, ob Erinnerungen an Michail Gorbatschow in Deidesheim oder den Fernseh-«Tatort» aus Ludwigshafen: Habekost präsentiert sich als Pfälzer Patriot mit kritischem Blick und Liebe zu Land und Leuten.
Noch bis Ende Mai ist der promovierte Sprachwissenschaftler mit seinem Mundart-Programm «De Edle Wilde» in Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und dem Saarland unterwegs. Dabei stammt Habekost aus einem Elternhaus, in dem kein Pfälzisch gesprochen wurde. Für ihn sei der Dialekt auch «eine Art Widerstandsinstrument» gewesen, sagte er einmal der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem habe er mit dem Pfälzischen «uff de Gass» – auf der Straße – soziale Unterschiede überbrücken können. Seine Eltern wollten Einfluss nehmen – vergebens. «Und heute ist natürlich großer Stolz angesagt, dass der Bu‘ oder der Bub oder der Junge mit seinem Dialekt auch noch Geld verdienen kann.»
Literatur:
Christian Habekost:
Gebrauchsanweisung für die Pfalz, 224 Seiten, 15,00 Euro, Piper Verlag GmbH München, ISBN-13: 978-3-492-27698-6
Fotocredits: Hyp Yerlikaya
(dpa)