USA und China klagen über Olympia-Bilanz

Pyeongchang – Nicht überall gab es Komplimente für die olympischen Darbietungen der heimischen Wintersportler in Pyeongchang. Vor allem in den USA und in China wurde geklagt. Auch wenn sich die gesteckten Medaillen-Ziele nicht erfüllten, war Gastgeber Südkorea nicht unzufrieden.

NORWEGEN: Die Norweger sind immer verrückt nach Wintersport – während der Olympischen Spiele jedoch noch viel mehr. Im Büro musste die Arbeit bei wichtigen Wettkämpfen warten. In der Osloer Innenstadt waren große Leinwände aufgebaut, vor denen die Leute auch bei Minusgraden stehenblieben. Zufriedener könnten sie kaum sein: Norwegen ist im Goldrausch, kein Wunder nach Medaillen-Rekord und Marit Björgens Triumph-Fahrt zur größten Winter-Olympionikin. Während die norwegischen Langlauf-Staffeln Goldmedaillen abräumten, blieben die Loipen daheim so gut wie leer – weil alle vor dem Fernseher hockten. Der Fernsehsender TVNorge, der dem großen norwegischen Rundfunk die Übertragungsrechte weggeschnappt hatte, meldete Zuschauerrekorde.

USA: Die USA können nicht zufrieden sein. Weder mit dem Abschneiden der Athleten, noch mit der Resonanz daheim. Das Team blieb weit hinter dem internen Ziel von 37 Medaillen zurück. Eine Offizielle verwies auf viel Pech: Mehr als 20 mal sei man auf Platz vier oder fünf gelandet. In den USA lieferte der Sender NBC 2400 Stunden Berichterstattung. Dieser Rekord für Winterspiele konnte zweistellig sinkende Quoten im Vergleich zu Sotschi aber nicht verhindern. Ein Grund dürfte neben der mäßigen Performance der Sportler auch die Zeitverschiebung mit ungünstigen Sendezeiten für die USA gewesen sein. In anderen Sendern war von Pyeongchang wenig zu sehen, Präsident Donald Trump kommentierte kaum – insgesamt bleibt der Eindruck einer für die Sportnation USA recht verhaltenen Aufnahme.

RUSSLAND: Für die stolze Sportnation waren es Winterspiele zum Vergessen. Das Nationale Olympische Komitee wegen des Dopings in Sotschi 2014 gesperrt. Keine russische Fahne und Hymne. Neutrale Kleidung für die vom IOC handverlesenen Sportler, die Olympischen Athleten aus Russland (OAR). Die dann so unter Druck standen, dass sich auch die abgespeckten Medaillenhoffnungen nur selten erfüllten. Bis zwei Tage vor der Abschlussfeier musste Russland auf das erste Gold durch die Eiskunstläuferin Alina Sagitowa warten. Und trotz aller Vorsicht gab es zwei neue Dopingfälle, die es unsicher machen, ob Russland wieder voll in die Olympische Familie aufgenommen wird.

NIEDERLANDE: Die Niederlande waren dank der Erfolge der Eisschnellläufer fast zwei Wochen lang im Oranje-Fieber. Olympia beschränkte sich aber für die meisten Niederländer vor allem auf die Rennen auf dem Eis. Täglich sahen rund zwei Millionen Menschen live im Fernsehen die Rennen der Eisschnellläufer und Shorttracker. Das Interesse der Medien war gigantisch: Täglich gab es stundenlange Live-Übertragungen in Radio und TV und am Abend Analysen und Talkshows. Auch die Zeitungen berichteten viel und feierten jede Goldmedaille mit einem extra Schuss orangener Farbe auf den Titelseiten. Das Team-NL erfüllte die Erwartungen.

ÖSTERREICH: Für die Alpenrepublik sind die Winterspiele naturgemäß ein extrem wichtiges Thema. Täglich berichtet zum Beispiel das Boulevardblatt «Kronen Zeitung» in einem rund 20-seitigen Extra über die Spiele. Der ORF sendet ähnlich wie das deutsche Fernsehen ausführlichst. Die Erfolge der 105 Männer und Frauen des rot-weiß-roten Teams können sich aus Sicht der Skination mit bisher 14 Medaillen sehen lassen. Nur die Wettbewerbe in Turin (2006) und Albertville (1992) verliefen erfolgreicher. Top-Star ist Slalomspezialist Marcel Hirscher, der zwei der bisher fünf Goldmedaillen beisteuerte. Besonders gefeiert wurde auch der erste Platz der 26-jährigen Snowboarderin Anna Gasser.

CHINA: Das chinesische Team enttäuschte das Milliardenvolk. Vier Jahre vor den nächsten Winterspielen in Peking 2022 misslang in Pyeongchang die sportliche Generalprobe. Dabei war das Interesse so groß wie nie. Auch weil die Chinesen wegen des laufenden Neujahrsfestes viel Zeit hatten, am Fernseher die Spiele zu verfolgen. Nur die Hoffnungen, auch in den Wintersportarten endlich Fortschritte zu machen, erfüllten sich nicht. Mit drei bis sechs Goldmedaillen war gerechnet worden. Am Ende war es nur eine. Unmut gab es vor allem über die Disqualifizierungen von Shorttrackern, die damit Goldchancen verpatzten. Die Behandlung wurde als ungerecht empfunden, auch wenn frühere chinesische Olympiasieger ihre Kollegen mahnten, sich besser an die Regeln zu halten.

SÜD/NORDKOREA: Südkorea hat mit bisher 13 Medaillen inklusive vier Goldmedaillen sein Ziel nicht erreicht. Trotzdem zeigte sich das Olympia-Gastgeberland nicht unzufrieden. Mit dem Südkoreaner Yun Sung Bin hat zum ersten Mal ein Asiate den Skeleton-Wettbewerb der Männer gewonnen. Im südkoreanischen Paradesport Shorttrack gab es dreimal Gold. Für eine Überraschung sorgte das südkoreanische Curling-Team der Frauen, das im Finale am Sonntag gegen Schweden stand. Südkorea hatte sich ursprünglich acht Gold-, vier Silber- sowie acht Bronzemedaillen erhofft. Die beste Platzierung der nordkoreanischen Athleten erreichte das Eiskunstlauf-Paar Ryom Tae Ok und Kim Ju Sik mit Platz 13. Die gesamtkoreanische Eishockey-Mannschaft, zu der auch zwölf Nordkoreanerinnen zählten, verlor alle ihre fünf Spiele.

Fotocredits: Alessandro Trovati
(dpa)

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