Biathlon-Männer dank Kirchner wieder top
Pyeongchang – Seine alte Pelz-Mütze wird Mark Kirchner auch am Dienstag wieder aufsetzen. Dann geht es zum zweiten Mal in der Olympia-Geschichte um Medaillen für die Mixed-Staffel – und die Sotschi-Kappe hat seinen vier Biathlon-Weltmeistern in Pyeongchang ja schon dreimal Glück gebracht.
Gold, Silber und Bronze durch Arnd Peiffer, Simon Schempp und Benedikt Doll in den vier Einzelrennen bei den Winterspielen – das war nicht unbedingt zu erwarten.
«Jeder in unserem Team ist nun Einzel-Weltmeister und im Besitz einer Olympia-Einzel-Medaille», postete Erik Lesser, der im Massenstart Vierter geworden war, Stunden nach dem Krimi. Statt sich zu ärgern, freute sich der zweimalige Olympia-Zweite von Sotschi vor allem mit Silbermedaillengewinner Schempp. «Unserem Team macht so schnell keiner was vor.» Schon nach dem Peiffer-Gold war Lesser in die Offensive gegangen: «Phänomenal für uns, dass das Team D nicht unbedingt für Team Laura Dahlmeier steht, sondern doch für Team Deutschland.»
Dabei wäre «Team K» besser gewesen – Team Kirchner. Denn der zweimalige Sprint-Olympiasieger hat am Stützpunkt in Oberhof zusammen mit seinem Assistenten Andreas Stitzl in Ruhpolding eine Mannschaft geformt, die diesen Namen auch verdient.
Kirchner pflegt ein sehr enges Verhältnis zu seinen Athleten – und die zahlen es mit Leistung zurück. Bei großen Erfolgen wird der sonst eher ruhige Kirchner auch emotional. Immer stellt er sich vor sein Team, vor «die Truppe», wie er gerne sagt. Als vor Olympia die Siege ausblieben, «da gab es ja schon die eine oder andere kritische Stimme», sagte Kirchner am Montag und fügte an: «Mein Sprüche kennt man dann ja auch: Ruhe bewahren.»
Nach der Biathlon-Pleite der Männer bei den Winterspielen 2010 wurde Frank Ullrich durch seinen bisherigen Assistenten abgelöst. Kirchner, den sie in seiner aktiven Zeit wegen seiner Qualitäten im Sprint den Außerirdischen nannten, hat zusammen mit Stitzl ganze Arbeit geleistet. «Wenn ich da an vergangene Weltmeisterschaften denke, wo man schon beim Anschießen vor dem ersten Wettkampf gesehen hat, dass eine Riesenaufregung da ist und entsprechend auch die Lockerheit gefehlt hat, dann hat sich das in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt.»
Die so hoch komplizierte Trainingsarbeit mündet in eine einfache Formel: «Wenn man mit Medaillen dekoriert nach Hause fährt, dann weiß man, dass man was kann und sich nicht verstecken braucht. Das ist das Wichtigste, was wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben», sagt Kirchner und glaubt, dass seine Weltmeister bis Peking weitermachen werden. «Ich gehe mal davon aus, dass die Jungs noch mal vier Jahre in Angriff nehmen wollen. Und wenn sie mich noch brauchen, mache ich noch ein bisschen mit.»
Fotocredits: Hendrik Schmidt
(dpa)