Streik der Ryanair-Piloten bisher ohne größere Folgen

Berlin/Frankfurt – Der erste Pilotenstreik bei Ryanair mit drohenden Flugausfällen kurz vor den Weihnachtsfeiertagen hat die Passagiere zunächst nicht so hart getroffen wie befürchtet. Am Freitagmorgen (22. Dezember) starteten etliche Maschinen des irischen Billigfliegers planmäßig.

Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt schien die Aktion weitgehend zu verpuffen, dort wurden die sechs geplanten Flüge wie gewohnt abgefertigt. Es gab aber auch Ausfälle und Verspätungen.

Ryanair-Kunden, die um ihren Weihnachtsurlaub gefürchtet hatten, zeigten sich erleichtert. «Entspannt bin ich aber erst, wenn wir eingecheckt haben», sagte ein Passagier in der Abflughalle in Frankfurt. In Berlin-Schönefeld wurden zunächst keine Verbindungen gestrichen, in Nordrhein-Westfalen war das Bild gemischt.

Zu dem Warnstreik der Piloten hatte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) aufgerufen, rund 200 in Deutschland fest angestellte Ryanair-Piloten sollten sich beteiligen. Bundesweit könnten um die 20 Abflüge betroffen sein, hatte es vorher geheißen. VC-Sprecher Markus Wahl sagte am Morgen, die Beteiligung sei gut. Wie viele Flüge dann tatsächlich ausfielen, könne er allerdings nicht sagen: «Das steht auf einem anderen Blatt Papier.» Ryanair selbst war in den Morgenstunden nicht zu erreichen.

In der Hauptstadt lief der Betrieb größtenteils ohne Einschränkungen an. «Zwei Maschinen sind bereits gestartet, fünf weitere sind ganz normal geplant», sagte ein Sprecher des Flughafens Berlin-Schönefeld. Der Abflug der Maschine ins italienische Bergamo um 6.40 Uhr wurde in der Online-Auskunft am Morgen jedoch mit mehr als 5 Stunden Verspätung angezeigt. Insgesamt sieben Verbindungen von Schönefeld fielen am Freitagmorgen in den Streikzeitraum von 5.00 bis 9.00 Uhr.

Die Flüge, die in Nordrhein-Westfalen in dieser Zeit geplant waren, sollten zunächst alle wie geplant stattfinden. Berichten zufolge kam es hier dann aber zu mindestens einer Streichung und zu mehreren verzögerten Abflügen. In Köln/Bonn zeigte die Online-Auskunft für den Flug nach Kopenhagen beispielsweise eine 10-stündige Verspätung an.

In Bremen und im bayerischen Memmingen gab es zunächst keine Ausfälle. In Frankfurt sorgten IT-Störungen, die nichts mit dem Warnstreik zu tun hatten, für Verspätungen und Probleme, wie ein Sprecher des Flughafen-Managements sagte. Wie viele Maschinen und welche Airlines davon betroffen sind, war zunächst unklar.

Es ist der erste Ausstand in der Geschichte des 1985 gegründeten Billigfliegers Ryanair, der die höchsten Passagierzahlen in ganz Europa aufweist. An den Weihnachtsfeiertagen selbst solle nicht gestreikt werden, versicherte Gewerkschaftschef Ilja Schulz. Das Unternehmen hatte den Streik vorab kritisiert und Passagieren geraten, zum Airport zu kommen. Man plane, alle Flüge durchzuführen.

Kern des Konflikts ist die bisher noch fehlende Anerkennung gewerkschaftlicher Vertreter bei Ryanair. Am Mittwoch waren nach Darstellung der VC erste Sondierungsgespräche über einen Tarifvertrag nicht zustande gekommen, weil Ryanair zwei der fünf in Dublin anwesenden VC-Tarifkommissionsmitglieder als Verhandlungspartner abgelehnt habe. Die Gespräche seien damit gescheitert.

Man lasse sich von der Fluglinie nicht vorschreiben, mit wem sie verhandeln wolle, sagte Schulz. Dies gelte auch für die vom Unternehmen angebotene Gesprächsrunde am 5. Januar in Frankfurt.

Die Piloten organisieren ihre Aktionen europaweit. Der vierstündige Warnstreik ist aber auf die deutschen Standorte beschränkt. Nach Angaben der VC gibt es bereits in Irland, Portugal, Spanien, Italien, den Niederlanden, Schweden und Deutschland öffentlich bekanntgemachte Tarifkommissionen. In Irland hat Ryanair die dortige Gewerkschaft Impact schriftlich als Interessenvertretung anerkannt.

Fotocredits: Andreas Arnold
(dpa)

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