Zuviel Rot bei den Roten Bullen – «Schlimmer als Gegentor»

Leipzig – Die Roten Bullen sehen zu oft rot. «Es ist momentan ein bisschen eine Unform, die wir haben in der Hinsicht, dass wir schnell in Unterzahl geraten», kommentierte RB Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl einen Tag nach dem 0:2 beim FC Bayern.

Binnen vier Tagen verlor er mit RB Leipzig jeweils in Unterzahl gegen den deutschen Fußball-Rekordmeister und -Pokalsieger. «Tatsache ist, dass eine Rote Karte mittlerweile zehnmal schlimmer ist als ein Gegentor oder ein Elfmeter gegen sich», meinte Hasenhüttl.

Erst recht, wenn sich die Spielweise wie bei den Leipzigern durch eine ohnehin extrem hohe Laufbereitschaft auszeichnet. Allein in der Liga musste die junge RB-Mannschaft aber von den bisherigen zehn Spielen drei mit einem Mann weniger zu Ende spielen.

Naby Keita flog am vierten Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach in der 84. Minute mit Rot vom Platz. RB spielte daheim damals 2:2. In Dortmund erwischte es Stefan Ilsanker in der 56. Minute mit Gelb-Rot, RB gewann dennoch die Partie am achten Spieltag. In München musste Kapitän Willi Orban nach einer Notbremse mit Rot nach 13 Minuten vom Platz. Am Mittwoch zuvor hatte Keita im Pokal-Krimi gegen München in der 54. Minute Gelb-Rot bekommen, RB verlor später im Elfmeterschießen. «Möglicherweise wird es durch den Videobeweis noch schlimmer», befürchtet Hasenhüttl.

Gerühmt und gefürchtet ist seine Mannschaft wegen vieler Eigenschaften, nicht aber wegen einer möglichen rüden Spielweise. Der zunächst letzte Platz in der Fairnesstabelle trügt daher. «Letztes Jahr haben wir schlimmere Fouls begangen, die nicht geahndet wurden», meinte Hasenhüttl sogar.

Infrage stellte keiner bei den Leipzigern den Platzverweis gegen Orban, nachdem dieser Bayerns Arjen Robben vor dem Strafraum gestoppt hatte. Sechs Minuten danach überwand James RB-Keeper Peter Gulacsi. Hasenhüttl handelte, nahm Stürmer Timo Werner nach nur 22 Minuten vom Platz für Abwehrspieler Ibrahima Konaté. «Das war sicher nicht so optimal», sagte Hasenhüttl.

Vier Tage nach seinem Fehlschuss beim 4:5 im Elfmeterschießen der Leipziger in der 2. DFB-Pokalrunde bekam Werner wieder kaum eine Gelegenheit, zu alter Stärke zurückzufinden. «Vielleicht kann er am Mittwoch zeigen, was er draufhat», sagte der RB-Coach über den 21 Jahre alten Nationalspieler, der am Sonntag im stürmischen Leipzig zusammen mit den anderen Akteuren, die gegen die Bayern kaum oder gar nicht zum Einsatz kamen, auf dem sogenannten Speed-Court trainierte.

Die anderen durften regenerieren. Auch Keita. Was dessen Einsatz in Porto betrifft, klang Hasenhüttl schon wieder etwas zuversichtlicher. «Zum Glück war der Tritt nicht so schlimm», sagte der Coach: «Ich hoffe, dass es bis Mittwoch geht.» Nach Vereinsangaben vom Sonntag erlitt Keita eine Schienbeinprellung.

Das einzig Gute an der Tatsache, dass die Niederlage durch einen Platzverweis eingeleitet und durch Robert Lewandowskis Tor in der 38. Minute früh besiegelt wurde, war die Möglichkeit, Kräfte für die Partie in Portugal zu sparen. Mit einem Punkt Vorsprung auf den Gegner treten die Leipziger als Gruppenzweiter am Dienstag die Reise nach Porto an. Am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky und ZDF) können sie in der Champions League einen wichtigen Schritt Richtung K.o.-Runde machen – am besten ohne Platzverweis.

Fotocredits: Tobias Hase
(dpa)

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