Viel Geld und zu wenig Punkte – Darmstadt 98 im Zwiespalt
Darmstadt – Seit Saisonbeginn mahnt Torsten Frings, dass der SV Darmstadt 98 nicht zu den Favoriten in der 2. Fußball-Bundesliga zählt. Angesichts des guten Starts mit Platz zwei zwischen dem 4. und 6. Spieltag wurde er für dieses vermeintliche Understatement belächelt.
Doch nach fünf Spielen ohne Sieg und dem Abrutschen auf Rang zehn ist am Böllenfalltor Ernüchterung eingekehrt. Am Samstag kommt nun Überraschungsaufsteiger Holstein Kiel (13 Uhr), der sich als Tabellenzweiter auf Bundesligakurs befindet und als erstes Team seit Darmstadt vor drei Jahren den Durchmarsch schaffen könnte.
«Keiner weiß so gut wie wir in Darmstadt, wie es ist, als Aufsteiger mit einer solchen Euphorie in der zweiten Liga zu spielen», sagt Frings mit Blick auf die Partie. Trotzdem wolle seine Mannschaft am Samstag die Wende schaffen. «Wir spielen nicht schlecht. Aber die Ergebnisse haben zuletzt nicht so gestimmt», betonte der Coach.
Bis auf die Partie beim FC Ingolstadt (0:3) zeigte der Bundesliga-Absteiger ordentliche Leistungen, war mindestens auf Augenhöhe und verlor knapp und oft auch unglücklich. Mal gab es fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen, mal haperte es an der Chancenverwertung. Doch vor allem brachten sich die Lilien mit individuellen Fehlern um mehr Punkte und eine bessere Tabellenposition.
Frings verweist immer wieder auf den Umbruch nach dem Abstieg. Leistungsträger wie Jérôme Gondorf, Marcel Heller, Mario Vrancic oder Michael Esser gingen, 18 Spieler kamen. Trotzdem verfügt Darmstadt über eine der besten Mannschaften der Liga: Aytac Sulu, Hamit Altintop oder Jan Rosenthal sind klangvolle Namen mit viel Erfahrung. Im Angriff stehen neben dem deutschen U21-Europameister Felix Platte vier Nationalspieler aus anderen Nationen zur Verfügung.
Es gehe darum, in Darmstadt etwas aufzubauen, sagt Frings und mahnt zu Geduld. Deswegen wurden die meisten Neuzugänge auch – anders als in den Vorjahren – mit langfristigen Verträgen ausgestattet. Der Trainer und sein Team verlängerten ihre Kontrakte im September ebenfalls vorzeitig um zwei Jahre.
Auch wenn es derzeit sportlich hakt – was Finanzen und Infrastruktur angeht, macht der Club große Fortschritte. Für das Geschäftsjahr 2016/17 verkündeten die Lilien diese Woche einen Rekordgewinn von 7,35 Millionen Euro nach Steuern. Auch die Werbeerlöse von rund 9,5 Millionen Euro bedeuten eine Bestmarke. Das Eigenkapital des Vereins, der noch vor zehn Jahren insolvent war, beträgt mittlerweile 14,1 Millionen Euro.
Mehrere Millionen werden in das marode Stadion am Böllenfalltor fließen. Für die traditionsreiche Spielstätte gibt es nach jahrelangem Hickhack endlich konkrete Umbaupläne. Bis 2020 soll die neue Arena fertig sein. Wenn die Deutsche Fußball Liga den Plänen zustimmt, würden sich die wirtschaftlichen Perspektiven des Vereins weiter verbessern. «Das Einnahmepotenzial beim neuen Stadion ist ein ganz anderes», sagt Geschäftsführer Michael Weilguny. «Unsere Kosten erhöhen sich nicht gegenüber denen des aktuellen Stadions.»
Selbst für den Fall, dass das sportliche Konzept nicht aufgeht, hat man in Darmstadt bei den Stadionkosten vorgesorgt. «Wir haben bei der Kalkulation fünf Jahre in der 3. Liga eingeplant», sagt Präsident Rüdiger Fritsch. «Aber wir hoffen natürlich, dass es nicht dazu kommt.»
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(dpa)