VW ID BUZZ im Test: Zeitreise mit Happy End

Berlin (dpa-infocom) – Der Ausflug in die Zukunft beginnt mit einer Art Zaubergeste. Denn man muss nur einmal über den Falz unter dem Fenster streichen, schon schwingt einem die elektrische Tür des VW ID Buzz ganz einladend entgegen und man kann schon heute ausprobieren, wie sich die Fahrt im Bulli von morgen anfühlen wird.

Zwar dauert es noch mehr als vier Jahre, bis VW den legendären Hippiebus tatsächlich wieder in Serie baut. Doch gibt eine Ausfahrt mit der im Januar in Detroit gezeigten Studie einen vielversprechenden Ausblick auf das Comeback des Sympathieträgers.

Mit Elektroantrieb in die Zukunft

Dabei hält die Magie auch nach dem Einsteigen an: Man braucht weder Schlüssel noch Startknopf und muss außer dem Sitz auch sonst nicht viel einstellen. Nicht einmal die Spiegel muss man justieren, weil den Blick zurück jetzt Kameras übernehmen. Stattdessen drückt man einfach auf D wie Drive und fährt los. Schließlich hört man nicht das vertraute Bollern eines Boxers oder das mittlerweile verpönte Nageln eines Diesels, sondern nur das leise Surren der Elektromotoren, die den ID Buzz ebenso sauber wie schnell in Bewegung setzen.

Der Buzz beschleunigt von 0 auf 100 km/h in weniger als fünf Sekunden und bis nach dem Kickdown bis zu 160 km/h – davon konnte man im ersten VW Bus vor bald siebzig Jahren nur träumen. Aber der hatte ja anfangs auch nur 18 kW/25 PS und nicht 275 kW/374 PS wie die Studie mit je einem Motor pro Achse. Und selbst die Reichweite von 600 Kilometern, die VW mit einem schweren und teuren Akku von 111 kWh erkauft, war damals undenkbar. Ganz zu schweigen davon, dass im T1 niemand 600 Kilometer am Stück hätte fahren wollen.

Schwätzen statt steuern

Im ID Buzz sieht das dagegen ganz anders aus. Nicht nur, weil er wunderbar leise ist und man im radikal leer geräumten Cockpit so viel Platz hat. Sondern weil man sich in der Vision der Entwickler mit dem Fahren gar nicht mehr abgeben muss. Stattdessen versenkt man das eigenwillig rechteckige Lenkrad einfach im Armaturenbrett, dreht seinen Sitz während der Fahrt nach hinten und überlässt die Arbeit dem Autopiloten.

Statt den Blick aufs Head-Up-Display zu heften und mit den wenigen Lenkradtasten durch die Menüs zu hecheln, streckt man lieber die Beine aus, klappt aus der verschiebbaren Mittelkonsole den Clubtisch aus, oder fläzt sich gleich ganz aufs riesige Sofa anstelle der Rückbank und unterhält sich mit seinen Mitfahrern. Bei bis zu sieben Reisegefährten im extrem variablen Innenraum sollte es einem schließlich nicht langweilig werden.

Platz ohne Ende

Egal in welcher Richtig man sitzt, schwelgt man dabei in fast fürstlichen Platzverhältnissen. Die fünf Meter lange Studie ist bei 3,30 Metern Radstand so geräumig wie eine Suite im Designerhotel. Und selbst wenn das Serienmodell auf das Format des Touran schrumpfen soll, wird es nach den Versprechungen aus Wolfsburg mehr Platz bieten als ein aktueller T6. Nicht umsonst erreicht der maximale Kofferraum bei minimaler Bestuhlung 4600 Liter – plus die 200 Liter hinter der Klappe im Bug.

Das Raumangebot ist mehr noch als das authentische und trotzdem kein bisschen rückwärts gewandte Design der Grund, weshalb der ID Buzz dem Original so nahe kommt. Vor allem deshalb hat er anders als die vielen Bulli-Studien vor ihm tatsächlich eine Chance, die Ikone zu beerben. Möglich wird das allein durch den Elektroantrieb, argumentieren die Niedersachsen, die damit die gesamte Antriebstechnik in den Wagenboden integrieren. Die Flüche darüber können komplett für die Passagiere oder in der ebenfalls geplanten Cargo-Variante für das Ladegut genutzt werden.

Fazit: Ende gut, alles gut

Der ID Buzz sieht aus wie die moderne Interpretation der Ikone und ist trotzdem kein Retro-Auto. Bei Platzangebot und Variabilität ist er ein typischer VW Bus. Und mit seinem elektrischen Antrieb und der Technik zum autonomen Fahren ist er fit for future. Auch die Nachteile des Elektroantriebs sollten bis zur Markteinführung im Jahr 2022 deutlich kleiner geworden sein. Denn wenn es bis dorthin genügend Schnellladesäulen gibt, kann man den Strom für Hunderte von Kilometern in weniger als einer halben Stunde zapfen. Auch wenn Käufer noch fast fünf Jahre auf den glaubwürdigen Erben des Bullis warten müssen, so dürfte sich ihre Geduld am Ende auszahlen. Vorausgesetzt, das Serienmodell bleibt halbwegs nah an der Studie.

Datenblatt: VW ID Buzz

Motor und Antrieb: Elektromotor an Vorder- und Hinterachse
Hubraum: 0 ccm Max.
Leistung: 275 kW/374 PS Max.
Drehmoment: k.A.
Antrieb: Allradantrien
Getriebe: Einstufen-Automatik
Maße und Gewichte
Länge: 4040 mm
Breite: 1735 mm
Höhe: 1476 mm
Radstand: 2493 mm
Leergewicht: k.A. kg
Zuladung: k.A. kg
Kofferraumvolumen: 466-4600 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: unter 5,0 s
Reichweite: 600 km
CO2-Emission: 0 g/km
Kraftstoff: Strom
Ladezeit: 30 Minuten für 450 mm (150 kW)

Stand der Daten: August 2017, Präsentation: 19. August, Verkaufsstart: 2022

Fotocredits: Ingo Barenschee,Ingo Barenschee,Ingo Barenschee,Ingo Barenschee,Ingo Barenschee,Ingo Barenschee

(dpa)
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