Die «Roten Teufel» und das Horrorszenario

Kaiserslautern – In der Abstiegsnot bemüht der 1. FC Kaiserslautern mal wieder seine Tradition. «Der FCK ist mehr wie jeder einzelne – Nur zusammen sind wir unzerstörbar.»

Mit dieser Kampagne versucht der Fußball-Zweitligist seine Anhänger für den letzten Spieltag zu mobilisieren, um dann den Klassenverbleib zu sichern. Auch Horst Eckel, der einzige noch lebende Lauterer Weltmeister von 1954, tritt in dem Spot auf. Die prekäre Gegenwart und die Sorge um die Zukunft überlagern derzeit aber die Verklärung der Vergangenheit der «Roten Teufel».

Die aktuelle Situation weckt Erinnerungen an 2008, als der viermalige deutsche Fußball-Meister erst am letzten Spieltag die Zweitklassigkeit sicherte. Auch die Choreographie aus dem damals entscheidenden Duell gegen den 1. FC Köln («Unzerstörbar – FCK») wird jetzt wieder aufgegriffen. Bei einem Sieg am Sonntag (15.30 Uhr) über den 1. FC Nürnberg bliebe der Club zweitklassig. Der direkte Abstieg ist zwar nicht mehr möglich, unter Umständen droht aber selbst bei einem Unentschieden die Relegation. Ein Absturz in die 3. Liga wäre angesichts der Vereinsstrukturen und Verbindlichkeiten existenzbedrohend.

Gerade der Schulterschluss mit den Fans, auf die der FCK im Saisonfinale zählt, hat bei der 0:1-Niederlage am vergangenen Sonntag in Aue Risse bekommen. Nach dem erneut trostlosen Auftritt wurde die Mannschaft von den eigenen Anhängern mit Bierbechern und Metallstangen beworfen.

Vor neun Jahren war es Ex-Torjäger Stefan Kuntz, der dem Verein als Vorstandsvorsitzender wieder Leben einhauchte. Zwei Jahre später gelang zwar der Bundesliga-Aufstieg, nach zwei Spielzeiten im Oberhaus ging es aber wieder nach unten. Die Abwärtsspirale hatte schon vorher begonnen. Mit dem Ende der Ära Kuntz und dem Neuaufbau im vergangenen Sommer sollte alles besser werden, doch Altlasten erschweren die Aufgabe.

Eine der größten Bürden, die die Lauterer zu tragen haben, ist weiter das Fritz-Walter-Stadion. 2,4 Millionen Euro Pacht zahlte der FCK für die vergangene Spielzeit an die Stadt. Die Kosten für Unterhalt und Spielbetrieb mit eingeschlossen müssen fast zehn Millionen Euro jährlich aufgebracht werden. Finanzvorstand Michael Klatt sagte Ende vergangenen Jahres nicht ohne Grund, dass es für den FCK langfristig nur zwei Szenarien gebe: «Bundesliga oder Regionalliga.»

Das Stadion ist derzeit auch ein Thema im Stadtrat. Für den Fall des Abstiegs stellte der FCK einen Antrag, nur noch 675 000 Euro an Miete zu bezahlen. Die Stadiongesellschaft, deren alleiniger Gesellschafter die Stadt Kaiserslautern ist, muss für den kreditfinanzierten Kauf der WM-Arena von 2006 aber jährlich alleine 2,9 Millionen Euro an Zinsen aufbringen. Zudem hat die Gesellschaft Verbindlichkeiten in Höhe von fast 70 Millionen Euro.

Da der FCK der einziger Mieter ist, würde eine dauerhafte Drittligazugehörigkeit zwangsläufig zur Insolvenz der Stadiongesellschaft führen. Ohne die Aufnahme von 3,5 Millionen Euro Fremdkapital hätte der diesjährige FCK-Etat bereits bei nur 8,5 Millionen Euro gelegen. Folglich wäre ein Drittliga-Etat ohne Gelder von außen nicht zu stemmen. Da ohnehin kaum ein Spieler einen gültigen Vertrag für die 3. Liga hat, müsste ein komplett neues Team aufgebaut werden. Trainerroutinier Norbert Meier, der bis Dezember noch beim jetzigen Erstliga-Absteiger Darmstadt 98 unter Vertrag stand, wäre nach einem Absturz trotz eines Vertrags bis zum 30. Juni 2018 wohl nicht mehr zu tragen.

Fotocredits: Arne Dedert
(dpa)

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