Von Russ bis Rangnick: Elf Köpfe der Bundesliga-Saison

Frankfurt/Main – Die Bundesliga-Saison 2016/2017 hat so viele Gesichter. Und doch ragen einige Figuren heraus, nicht nur auf dem Rasen. Eine Auswahl von elf prominenten Protagonisten:

Christian Streich: Ob zum Thema Fremdenfeindlichkeit oder zum Rechtsruck allgemein – der Trainer des SC Freiburg hat was zu sagen. Im richtigen Moment und überzeugend. Mit dem Aufsteiger spielte der 51-Jährige zudem eine Klasse-Saison und kann es noch in die Europa League schaffen. Ein Fußball-Lehrer par excellence. Und so was wie das gesellschaftspolitische Gewissen der Liga.

Philipp Lahm: Der Kapitän des FC Bayern geht von Bord. Wohlüberlegt wie schon bei seinem Abschied aus der Nationalmannschaft nach dem WM-Triumph. Kaum ein Profi hat seine Karriere so gelungen geplant und vorangetrieben wie der 33-Jährige. Ein kühler Kopf, auf dem Rasen und vielen Geschäftsfeldern. Er geht mit dem Gefühl, «alles ausgereizt zu haben». Sportchef beim Meister aus München wird er (erstmal) nicht.

Julian Nagelsmann: Er hat einen öffentlichen Facebook-Account und verkörpert auch sonst wie kein anderer die junge Trainer-Generation. Machte mit 29 Jahren aus dem Abstiegskandidaten 1899 Hoffenheim eine Champions-League-Mannschaft. Glänzt mit stürmischer Taktik und frechem Mundwerk. Der Erfolgscoach der Saison könnte nach einem weiteren Jahr im Kraichgau zu einem großen Club wechseln.

Thomas Tuchel: Krisenmanager und Trotzkopf. Sollte den Umbruch bei Borussia Dortmund bewältigen und – viel schwieriger – die Situation nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus. Der 43-Jährige rieb sich dabei mit Alphatier Hans-Joachim Watzke auf. In seinem möglicherweise letzten Spiel könnte er seinen ersten Titel mit Dortmund holen: Ein DFB-Pokalsieg wäre zumindest ein glorreicher Abgang.

Marco Russ: Die ganze Liga litt mit dem Abwehrspieler von Eintracht Frankfurt, als dessen Hodenkrebserkrankung vergangenen Mai während der Relegation bekannt wurde. Im Januar kehrte der 31-Jährige auf den Trainingsplatz zurück. 285 Tage nach der Diagnose stand er im Pokalspiel gegen Bielefeld für ein paar Minuten wieder auf dem Platz – «nach dieser langen und teilweise harten Zeit».

Uli Hoeneß: Nach seiner Gefängnisstrafe wegen Steuerhinterziehung flott zurück auf dem Präsidentenstuhl des FC Bayern München. Und auch an der Spitze des Aufsichtsrats. Und ganz der alte Polterer. Aber viele fragen sich: Ist der 65-Jährige noch die Zukunft des FC Bayern? Nach einer Saison mit einem gewonnenen und zwei verlorenen Titeln? Mit einer Mannschaft, die vor einem Umbruch steht?

Ralf Rangnick: Der Durchmarschierer des Profifußballs. Brachte einst 1899 Hoffenheim von der Regional- in die Bundesliga. Schaffte in verschiedenen Funktionen mit RB Leipzig und den vielen Mateschitz-Millionen das gleiche Kunststück. Der 58-jährige Schwabe ist nun in der Champions League angekommen, nach über 30 Jahren im Geschäft und einer zehnmonatigen Auszeit wegen Burnout 2011/2012.

Torsten Frings: Erstmals aufgestiegen zu einem Cheftrainer – und nach einem halben Jahr in die Zweite Liga abgestiegen. Der Ex-Nationalspieler und langjährige Werderaner heuerte beim SV Darmstadt 98 an. Das passte: In der nostalgischen Umgebung am Böllenfalltor schätzt man den rustikalen Fußball. Der 40-jährige darf bleiben und soll die «Lilien» im Unterhaus aufblühen lassen.

Mario Götze: Das Sorgenkind des deutschen Fußballs. Seit seinem goldenen WM-Tor von Rio 2014 wurde das inzwischen 24 Jahre alte Toptalent kritisch beäugt wie kein anderer. Beim FC Bayern fast nie top, zurück in Dortmund nun seit Monaten prominentester Ausfall der Liga: Eine Stoffwechselstörung soll der Grund seiner Muskelverletzungen und Gewichtsprobleme sein.

Heribert Bruchhagen: Das Scheinwerferlicht, das große Geld, die Macht – manche können davon einfach nicht lassen. Dem einstigen Manager von Eintracht Frankfurt war das Rentnerdasein im ostwestfälischen Harsewinkel doch zu langweilig. Mit 68 holte ihn sein Ex-Club Hamburger SV, der Dino der Liga, als Vorstandschef. Jetzt bereitet ihm der Stress im Abstiegskampf Herzflattern.

Klaus Allofs: Ein Gesicht der Bundesliga ist derzeit von der Bildfläche verschwunden. Der einstige Torjäger, Nationalspieler und langjähriger Manager bei Werder Bremen musste als Sport-Geschäftsführer beim VfL Wolfsburg gehen. Eineinhalb Jahre nach dem Sieg im DFB-Pokal steht der 60-Jährige auch für einen VW-Club, der zuletzt auf allen Ebenen nur noch enttäuschte.

Fotocredits: Andreas Gebert,Patrick Seeger,Matthias Balk,Uwe Anspach,Guido Kirchner,Matthias Balk,Hendrik Schmidt,Frank Rumpenhorst,Guido Kirchner,Axel Heimken,Peter Steffen
(dpa)

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