Hertha ganz nah an der Europa League
Darmstadt – Die Darmstädter Fans zelebrierten mit endlosen Gesängen den Abschied der «Lilien» aus der Bundesliga. Die Zuschauer auf der Haupttribüne riefen sich die Zwischenstände von den anderen Spielen zu. Und unten auf den Rasen verwaltete Hertha BSC erfolgreich den 2:0-Vorsprung
Es gab wahrlich spannendere Partien an diesem Fußball-Samstag als die am Böllenfalltor. Und dennoch war es für die Berliner ein Riesenschritt – in Richtung Europa-League-Teilnahme. «Wir wollen Europa jetzt auf jeden Fall fix machen», sagte Abwehrspieler Niklas Stark vor dem letzten Spieltag. Als Tabellenfünfter hat der Hauptstadtclub nun die beste Ausgangsposition. Für die Qualifikation würde sogar Platz sieben reichen, wenn Borussia Dortmund im DFB-Pokalfinale Eintracht Frankfurt schlägt.
Hertha-Trainer Pal Dardai war in die beiden letzten Spiele mit dem Ziel gegangen, vier Punkte aus den Partien in Darmstadt und gegen Leverkusen zu holen – um nicht wie vergangene Saison noch den direkten Sprung in die Europa League zu verpassen. In der Qualifikation scheiterte Hertha damals an Bröndby IF und verpasste die Gruppenphase.
«Wir haben noch ein sehr wichtiges Spiel und werden alle Reserven mobilisieren», versprach Dardai nach dem so wichtigen Dreier beim SV Darmstadt 98. Mit dem 2:0 (2:0) beendete die Hertha auch ihre Serie von neun Auswärtsniederlagen. «Ich glaube, diesen Rekord werde ich für immer behalten», sagte Dardai lachend.
Routinier Salomon Kalou (14. Minute) und Youngster Jordan Torunarigha (28.) hatten gegen den Absteiger per Kopf getroffen. Vor 17 400 Zuschauern im Jonathan-Heimes-Stadion war der 19 Jahre junge Abiturient Torunarigha nach den Ausfällen von John Anthony Brooks, Sebastian Langkamp und Fabian Lustenberger in die Innenverteidigung gerutscht und einer der auffälligsten Figuren auf dem Platz.
«Er ist ein wunderschönes Vorbild für die Jugendspieler und zeigt, wie schnell es gehen kann», lobte Dardai den U20-Nationalspieler. Die Berliner hatten auch noch einmal Stark trotz dessen Fußverletzung mobilisiert. «Er hat seine Gesundheit riskiert», sagte Dardai. Der Abwehrspieler selbst trat mit bandagiertem Knöchel vor die Kameras und Mikrofone. «Der Fuß hat gut gehalten. Zum Schluss habe ich ein bisschen was gespürt, da hab‘ ich ein Zeichen nach außen gegeben», sagte Stark zu seinem 81-Minuten-Einsatz. «Wenn es um den Kampf um Europa geht, dann macht man das einfach.»
Trotz der ungeliebten pinkfarbenen Trikots durften sich die Gäste am Ende von ihren mitgereisten Fans feiern lassen. Die hatten auf ein Plakat geschrieben: «Nur echt in Blau-Weiß.» Aber das waren ohnehin die dominierenden Farben am Himmel und auf den Rängen: Darmstadts Fans feierten im letzten Heimspiel ihre Mannschaft, als wäre der Nostalgie-Club in die Champions League eingezogen. «So etwas habe ich auch noch nicht erlebt», sagte Dardai. «Das war ein Fußballfest.»
Fotocredits: Frank Rumpenhorst
(dpa)