Bayern vor nächstem Frühbucher-Titel
München – Der von den Zuschauern stürmisch begrüßte Jérôme Boateng wurde beim FC Bayern an seinem «besonderen Tag» nur noch zum Mitfeiern des programmierten nächsten Frühbucher-Titels benötigt.
Als der Fußball-Weltmeister in der 65. Minute beim Endstand von 3:0 (2:0) den Rasen der Münchner Arena betrat, hatten seine Teamkollegen um Torkanone Robert Lewandowski die Arbeit gegen eine weit unter Wert geschlagene Frankfurter Eintracht schon erledigt.
«Das war ein Topspieltag für uns», frohlockte Nationalspieler Thomas Müller angesichts der Patzer der abgehängten Möchtegern-Verfolger RB Leipzig und Borussia Dortmund. «Zehn Punkte Vorsprung auf den Zweiten sind ein großes Polster», sagte Kapitän Philipp Lahm: «Das sollten wir eigentlich nicht verspielen.» Die Frage lautet seit Samstag nicht mehr, ob die Bayern zum fünften Mal in Serie deutscher Meister werden, sondern nur noch wann und mit welchem Punktevorsprung?
Die Übermacht ist ungebrochen, zumal die Bayern auch dann siegen, wenn sie wie gegen Frankfurt bis zum Führungstor schlampig agieren. «Die erste Halbzeit war schon grenzwertig», urteilte Lahm. Müller stimmte in die selbstkritische Spielwertung ein. «Wir haben nicht so gut gespielt, dass wir auf Wolke sieben schweben», sagte er.
«37 Minuten lang haben wir es sehr gut gemacht und die Bayern vor Probleme gestellt», staunte Frankfurts Trainer Niko Kovac über die Leistung seines Rumpfteams, das eigentlich anstelle der Bayern zur Pause 2:0 führen musste. «Wenn man hierhin fährt, erwartet man nichts. Aber diesmal kann man sich ärgern», meinte Torhüter Lukas Hradecky, der mit den Stürmern haderte, besonders Branimir Hrgota.
Der Schwede ließ sich in der 19. Minute frei vor dem Tor noch von Mats Hummels stoppen. Der Weltmeister verhinderte mit der Grätsche der Saison das 0:1. «Das ist für einen Verteidiger wie ein Tor», sagte Hummels zu seiner Rettungsaktion. Nach bedenklichem Leerlauf sorgten die Bayern schließlich mit den Toren von Lewandowski (38./55. Minute) und Douglas Costa (41.) für Normalität. «Das zeigt auch unsere Klasse», kommentierte Lewandowski (21 Saisontore).
Fünfter Pflichtspielsieg nacheinander, 22:1 Tore – die Münchner Triple-Jäger haben einen Lauf. Und Trainer Carlo Ancelotti genießt den Luxus, nach dem 25-Minuten-Comeback von Abwehrchef Boateng mit dem kompletten Team in die entscheidende Saisonphase gehen zu können. «Ich habe jetzt drei fantastische Innenverteidiger. Zwei werden spielen, einer kann pausieren. Das ist der beste Weg, um sie alle fit zu halten», erläuterte Rotationsfreund Ancelotti.
Boateng sieht den Konkurrenzkampf mit Hummels und Javi Martínez im Abwehrzentrum noch gelassen. «Jetzt möchte ich einfach gesund bleiben und wieder auf mein altes Niveau kommen», sagte er zu seinen Zielen in der nahen Zukunft. Nach drei Monaten Verletzungspause wieder auf dem Platz zu stehen, sei für ihn «das beste Gefühl, das es gibt».
Ancelottis freie Star-Auswahl birgt auch Unruhe-Potenzial. «Für den Trainer wird es nicht so einfach zu entscheiden, wer spielt», meinte Lahm. Härtefälle gibt es schon, etwa Joshua Kimmich. Der Nationalspieler, Aufsteiger im EM-Jahr 2016, kommt 2017 kaum noch zum Zuge. «Die Situation ist nicht zufriedenstellend für mich», gestand der 22-Jährige nach weiteren 90 Bank-Minuten am Wochenende. Auf dem Weg zum Triple lauern noch einige Gefahren. «Wir sind im Flow, aber wir waren in vielen Jahren schon im Flow zu diesem Zeitpunkt», erinnerte Neuer. «Wir müssen fokussiert bleiben», mahnte Ancelotti.
Kollege Kovac verließ die Münchner Arena optimistisch, obwohl die Eintracht die fünfte Niederlage in Serie kassierte (1:12 Tore). «Wir können sehr viel mehr Positives als Negatives aus diesem Spiel mitnehmen», meinte der Eintracht-Coach. Trotz ihrer schwachen Rückrunde sind die Hessen immer noch ein Europa-League-Kandidat – das sagt viel aus über die Qualität der Liga abseits der Bayern.
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(dpa)