1899 Hoffenheim: «Nicht mehr nur die Kraichgau-Brasilianer»

Sinsheim – Auf dem Kurs Richtung erster Europapokal-Teilnahme zeigen 1899 Hoffenheim und sein Jung-Trainer Julian Nagelsmann allmählich eine beachtliche Reife.

«Wir sind nicht mehr nur die Kraichgau-Brasilianer wie zu den Zeiten, als ich noch als Zuschauer auf der Tribüne saß», erklärte der 29 Jahre alte Chefcoach nach dem 2:0 (1:0) gegen Schlusslicht SV Darmstadt 98. «Ich glaube, wir haben da eine Entwicklung gemacht: Auch gegen unangenehme Gegner Geduld zu zeigen.» Europa League? Oder gar Champions-League-Qualifikation? «Klingt schön, ist aber ein weiter Weg», sagte Nagelsmann.

Die Perspektiven sind jedenfalls glänzend beim Abstiegskandidaten der vergangenen Saison. Mit 37 Punkten hat Hoffenheim schon jetzt so viele Zähler wie nach dem 34. Spieltag der Fußball-Bundesliga 2015/2016. Im Geduldsspiel gegen die abwehrstarken «Lilien» erlöste Joker Andrej Kramaric mit zwei Toren (63. und 90.+3/Foulelfmeter) die Kraichgauer. «Das war ein kompliziertes Spiel. Wir sind auf einem guten Weg, und keiner plant, diesen Weg zu verlassen», resümierte Sportchef Alexander Rosen zufrieden.

Gleichzeitig war der 37-Jährige wie alle Hoffenheimer auch erleichtert: Das unnötige 1:2 in der Woche zuvor in Wolfsburg hatte die TSG vergessen lassen. Darmstadt kassierte derweil die zehnte Niederlage im zehnten Auswärtsspiel. Eine Woche nach dem 2:1-Coup gegen Borussia Dortmund erlitten die Südhessen damit wieder einen Rückschlag im Abstiegskampf, zumal die Mitkonkurrenten FC Ingolstadt und Werder Bremen siegten. «Ich kann den Jungs nichts vorwerfen», sagte Trainer Torsten Frings. «Wir haben an das Dortmund-Spiel angeknüpft und mutig gespielt. Es ist eine Entwicklung zu sehen.»

So schwierig die Lage bei den Darmstädtern ist, so vielversprechend ist sie in Hoffenheim. «Ich glaube, wir können in dieser Saison etwas erreichen – ich sage aber nicht was», meinte Matchwinner Kramaric nach dem Abpfiff schmunzelnd. Vor 29 013 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena stellte die TSG mal wieder einen Vereinsrekord auf: keines der elf Heimspiele ging verloren.

«Tolle Entwicklungsschritte», bescheinigte Rosen Trainer Nagelsmann seit seinem Amtsantritt im Februar 2016 – mal wieder. Ganz gelassen können die Verantwortlichen schon jetzt die neue Spielzeit planen, auch wenn die Nationalspieler Sebastian Rudy und Niklas Süle im Sommer zum FC Bayern München abwandern.

Dass längst auch andere Profis wie Top-Talent Nadiem Amiri, dessen Vertrag 2018 ausläuft, und Torjäger Sandro Wagner bei Spitzenvereinen im Gespräch sind, empfindet Rosen als «Kompliment für den Club, der nicht am Ende der Nahrungskette steht». Dank der etwa 20 Millionen Ablöse für Süle sei im Sommer «viel Geld da». Ob mit oder ohne Europacup-Teilnahme plane man mit 22 bis 24 Feldspielern. Nicht nur aktuell, sondern auch mittelfristig sieht der Manager deshalb die Hoffenheimer in einer «Position der Stärke.»

Fotocredits: Uwe Anspach
(dpa)

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