Ruhe und Realismus statt Krise bei Hertha
Freiburg – Panik lässt Hertha-Trainer Pal Dardai nicht aufkommen. Der 40-Jährige nimmt seine Profis in Schutz, auch wenn er genau weiß, wie es um den Berliner Fußball-Bundesligisten gerade steht.
Nur wenn auf zwei Niederlagen zum Jahresauftakt am nächsten Samstag gegen den FC Ingolstadt ein Sieg folgt, stimmt die Marschroute noch. «Es gab keine Chaosmomente», beschwichtigte Dardai nach dem 1:2 in Freiburg. Die Frage nach der Krise schob er beiseite.
Für die ersten drei Spiele hat der Coach lediglich drei Punkte eingeplant. Zurückhaltend hat der frühere Profi das Potenzial von Hertha BSC eingeschätzt. So mancher hätte nach dem überraschend starken Saisonbeginn sicher mehr erwartet. «Wir sind noch im Soll. Wenn wir das schaffen nächste Woche, ist alles okay», sagte Dardai. Es war eher ungewöhnlich, dass er seine Kalkulation ausplauderte.
Seine Profis setzte der Ungar, der nicht mehr der nette Trainer sein will, damit für den zweiten Spieltag der zweiten Halbserie unter Druck. Mit dem misslungenen Rückrundenauftakt beim Aufsteiger und der Auswärtsschwäche brachte sich seine Mannschaft auch selbst in die Bredouille. Seit dem 10. Dezember holte Hertha in fünf Spielen nur magere drei Punkte – gegen den Abstiegskandidaten aus Darmstadt.
Es fehlt der Esprit, der die Berliner durch weite Teile der Hinrunde getragen hat. Tempo war am Sonntag kaum zu sehen. In den Strafraum drangen die Herthaner selten gefährlich vor. «Ich sehe keine Krise, weil die Mannschaft zusammen kämpft», sagte Dardai. Wieder einmal würden die Erwartungen mit der Realität in der Hauptstadt nicht übereinstimmen. «Die Mannschaft macht das sehr vernünftig. Für Hertha BSC ist es sehr schön, zu diesem Zeitpunkt 30 Punkte zu haben.»
Das reicht momentan zu Platz sechs. Es hätte aber auch ein Champions-League-Platz nach dem Wochenende herausspringen können. Den sechsten Rang und damit ein Ticket für die Europa League hat Hertha als Ziel ausgegeben. Eine enttäuschende Rückrunde nach einer erfolgreichen Vorrunde wie im Vorjahr soll sich nicht wiederholen. Aber die Gefahr ist fühlbar.
Auswärts ist Hertha nur Mittelmaß und hat in fremden Stadien nun dreimal nacheinander verloren. «Wenn wir wüssten, woran das liegt, hätten wir heute 5:0 gewonnen», sagte Dardai und wünschte sich: «Es wäre schön, wenn wir mal wieder in Führung gehen können». Im Breisgau traf nur Julian Schieber zum Anschluss in der 88. Minute. «Wir haben nicht die 100-prozentige Entschlossenheit gezeigt und zu wenig getan, um uns das Glück zu erspielen», haderte Abwehrspieler Niklas Stark.
Einige Hertha-Profis reichen derzeit nicht an die Form der ersten Saisonhälfte heran. Etwa der frühere Freiburger Spielmacher Vladimir Darida, dem eine Fußverletzung zusetzte. Oder Innenverteidiger John Anthony Brooks, der sich Aussetzer leistet. Schwierig zu kompensieren ist zudem der Ausfall des flinken Mitchell Weiser. Erst Ende Februar soll der flexibel einsetzbare Außenbahnspieler zurückkehren.
Gegen Ingolstadt wird Dardai auch Stark ersetzen müssen, nachdem der Verteidiger in Freiburg seine fünfte Gelbe Karte sah. Der Tabellen-16. Ingolstadt wird mit dem Mut aus dem 3:1 gegen den Hamburger SV in die Hauptstadt reisen. «Wir müssen es taktisch besser machen», forderte Dardai.
Fotocredits: Federico Gambarini
(dpa)