Löw bleibt «Bundes-Jogi» – WM-Titel 2018 als Ziel

München (dpa) – Diesmal musste die Fußballnation nur fünf Tage auf das erwartete «Ja»-Wort des Bundestrainers warten. Joachim Löw will Weltmeister Deutschland zur WM 2018 nach Russland führen und dort versuchen, mit einer Titelverteidigung sein Lebenswerk als Fußball-Lehrer triumphal abzurunden.

DFB-Chef Reinhard Grindel konnte nach einem Telefonat mit Löw weißen Rauch aus der Frankfurter Verbandszentrale aufsteigen lassen. Der «Bundes-Jogi» glaubt nach dem Halbfinal-Aus bei der EM weiterhin an das Vermögen in seinem Team, das am vergangenen Donnerstag im Halbfinale mit 0:2 gegen Gastgeber Frankreich verloren hatte.

«Sie war die jüngste Mannschaft im Turnier, ich sehe nach wie vor großes Potenzial. Ich bin sicher, sie wird uns noch viel Freude bereiten, so dass auch meine Freude weiterhin ungebrochen groß ist, mit diesen Spielern zu arbeiten und sie mit Blick auf die WM 2018 in Russland weiter zu entwickeln», äußerte Löw in einer Mitteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Löws Bekenntnis zu seinem Job, der Nationalelf, dem Verband und seinem gültigen Vertrag bis 2018 ergab sich in einem persönlichen Gespräch mit dem DFB-Präsidenten. «Jogi Löw ist der beste Trainer für diese Mannschaft», erklärte Grindel.

Löw hatte bei den deutschen Fans, aber auch bei einigen Beobachtern und Experten für Irritationen gesorgt, als er unmittelbar nach dem K.o. in Marseille gegen die Franzosen seine Zukunft offen gelassen hatte. Damit pflegte er aber im Grunde nur ein schon bekanntes Ritual. Nach der EM 2012 und auch nach dem Triumph bei der WM 2014 in Brasilien gab es das Ja-Wort auch erst mit deutlicher Verzögerung. Ernsthafte Zweifel am Weitermachen des Bundestrainers mit seinem Stab um Teammanager Oliver Bierhoff gab es aber nicht.

«Ein Turnier bedeutet immer eine Zäsur. Wir alle waren nach dem Halbfinal-Aus natürlich enttäuscht, die Wochen vor und während der EM haben viel Kraft gekostet. Da sind ein paar Tage der Ruhe und des Abstands wichtig», begründete Löw sein Verhalten. Nach einer ersten Turnieranalyse stehe für ihn fest: «Trotz unserer Enttäuschung hat die Mannschaft nicht enttäuscht.» Bei allen fünf Turnieren als Chef hat Löw mit der DFB-Auswahl immer mindestens das Halbfinale erreicht.

Für Verbandschef Grindel war es eine Frage des Respekts, Löw «nach einem so intensiven Turnier» ein paar Tage Zeit zu gewähren, um mit etwas Abstand die Ereignisse analysieren zu können. «Wir hatten aber nie einen Zweifel daran, dass er seinen Weg entschlossen fortsetzen möchte und die Titelverteidigung bei der WM 2018 als großes, gemeinsames Ziel anstrebt», sagte der 54-Jährige.

Grindel hatte im Turnierverlauf mehrfach geäußert, sogar über 2018 hinaus mit Löw weiter zusammenarbeiten zu wollen. «Er hat unser uneingeschränktes Vertrauen, und wir sind sicher, mit ihm an der Spitze auch in Zukunft erfolgreichen Fußball zu spielen», äußerte der Verbandschef nun nach der Einigung auf eine Vertragserfüllung.

Löw ist seit 2006 Cheftrainer der Nationalelf. Seit 2004 arbeitet er für den DFB, zunächst als Assistent des damaligen Bundestrainers Jürgen Klinsmann. Nur die Weltmeistertrainer Sepp Herberger und Helmut Schön haben das Team in mehr Länderspielen betreut als er.

Löw hatte die EM in Frankreich ohnehin als eine Zwischenetappe auf dem Weg nach Russland bezeichnet. Schon zum Jahreswechsel 2015/16 benannte er seine weitere und zugleich wichtigste Mission deutlich: «Ich glaube, dass es etwas ganz, ganz Besonderes ist, wenn wir es schaffen würden, den Weltmeistertitel zu verteidigen. Das hat noch keine deutsche Mannschaft in der Geschichte geschafft.»

Bis zum nächsten großen Turnier ist der Weg weit und steinig. Das erste Länderspiel nach der EM steht für Löw und das DFB-Team am 31. August in Mönchengladbach gegen Finnland an. Vier Tage später startet der Weltmeister mit einem Auswärtsspiel in Oslo gegen Norwegen in die Qualifikation für die Endrunde 2018 in Russland. Weitere Gegner sind Tschechien, Nordirland, Aserbaidschan und San Marino. Nur der Gruppenerste löst direkt das WM-Ticket.

Fotocredits: Arne Dedert

(dpa)
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